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FINAL PRAYER - I AM NOT AFRAID

Eintragen am: 28.04.2012

FINAL PRAYER - I AM NOT AFRAID
Es gibt so gewisse Bands, ohne die man sich bestimmte Genres gar nicht mehr vorstellen kann. Ultra-trve Heavy Metal mit Harley-Davidsons ohne Manowar, was soll das denn bitte sein? Genauso verhält es sich da bei Final Prayer aus der Bundeshauptstadt, die schon seit einigen Jahren äußerst umtriebig im Veröffentlichen von Platten, Spielen von Liveshows und Schaffen von mitreißendem Hardcore sind. Aber damit kommt natürlich auch großer Anspruch, vor dem sich auch der geneigte Musikredakteur nicht verschließen kann. Gelingt es Final Prayer auch auf der dritten Langrille "I Am Not Afraid", die mittlerweile altbekannte Mixtur an den Mann zu bringen, ohne dabei die Innovation auf der Strecke liegen zu lassen?

A propos Manowar. Etwas erinnert mich das schon, was man beim einleitenden Titeltrack zu hören bekommt. Kann aber gut sein, dass das ausschließlich an der extensiven Verwendung des Wortes "Warrior" liegt. Denn nach dem sich immer weiter steigernden Chor wird nach einem kurzen Break gleich wieder die erste Kelle aus dem Final Prayer-Kessel ausgeschenkt: deftiger Midtempo-HC mit dieser unvergleichlich kernigen Stimme von Frontsau Stephan, die mich gleich dazu bewegt, mit aufgepusteten Backen und wirbelnden Armen durchs Zimmer zu stapfen. Ich habe aber große Fenster, das kommt blöd.

Fakt ist jedenfalls, dass das Feeling gleich wieder da ist, was mich damals wochenlang und eigentlich auch noch heute jedes Mal fesselt, wenn ich die "Right Here Right Now" in den Player lege. Dieses knackige Riffing am Anfang von "Reinventing revolution" und die anschließenden fies groovenden Parts, bei denen man sich den Kopf einfach locker schrauben möchte. Enorm zuträglich ist hierbei auch der wirklich grandiose Sound! Großen Respekt an die Toningenieure, die hier für Recording, Mix und Master verantwortlich zeichnen. Kann mich nur schwer an eine Platte dieses Genres erinnern, die mich soundtechnisch so vom Hocker geblasen hat.

Man muss an dieser Stelle aber auch feststellen, dass Final Prayer nicht gerade experimentierfreudig zu Werke gehen. "I Am Not Afraid" ist genauso, wie man eine Platte dieser Band erwartet. Das soll aber keinesfalls negativ gemeint sein: Auf die Reaktionen hätte ich mich ja gefreut, wenn in diesem Review Phrasen wie "Clean-Gesang", "Jazz-Parts", "Synthesizer", "Dubstep" oder "Zombies" vorkommen würden.

Nein, Final Prayer konzentrieren sich darauf, was sie in den letzten Jahren perfektioniert haben: heftige Midtempo-Songs untermalt von druckvollem Drumming, einen Haufen Crewvocals und Moshparts, die plötzlich um die Ecke geschlichen kommen und dir die Füße unter dem Körper wegreißen. Gutes Beispiel ist da "Nonbeliever", der über vier Minuten permanent nach vorne treibt und die Energie der Band on stage unglaublich gut transportiert. Gerade das hintere Drittel des Songs: Einfach Hände in die Luft recken und auf dem unsichtbaren Moped fahren! Perfekt!

Auf das bereits auf der letztjährigen "Berlin"- EP enthaltene "Mind eraser" folgt eines der absoluten Highlights von "I Am Not Afraid": "All of us", ein Song, der sich vor Kalibern wie "The anthem" oder "Wartime" alles andere als verstecken muss. Es ist wohl der rhythmischste Song des Albums, wechselt aus durchläufigen Double Bass-Passagen in "All of us - together - forever - as one" - Crewvocals, nur um für den anstehenden Breakdown noch einmal richtig Kraft zu tanken.

Auch die restlichen vier Tracks auf "I Am Not Afraid" geben sich keine Blöße und reißen mich als Hörer extrem mit. Die Eine-Minute-Zehn-Hymne "Heimathafen Kreuzberg", stilecht mit Feature von Jogges (Empowerment, Ex-Sidekick) ist da noch die Kirsche auf dem Kuchen und so bleibt für mich abschließend nur Eines zu sagen:

Final Prayer sind auch 2012 einfach das, was sie schon immer gewesen sind: authentisch, mitreißend, emotional und ehrlich. Und wie man es von ihnen gewohnt ist, gehören auch die Lyrics zu dem besten, was man im hiesigen Hardcore zu hören bekommt. Gerade Songs wie "Mind eraser" beleuchten die Probleme des Lebens, mit denen sich jeder von uns jeden Tag herumschlagen muss, mal auf eine andere und extrem persönliche Seite. "I Am Not Afraid" entwickelt sich so zu einem wirklich grandiosen Album, welches - wie auch jede einzelne andere Platte der Berliner - in den gut sortierten Plattenschrank gehört. Dicke Empfehlung!

 

Pro
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Kontra
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Wertung: 9 / 10 Punkte
Autor: GotBRegistriert: 22.08.2009 - Verfasste Artikel: 2.741 - Forenposts: 245 - Alle Artikel anzeigen
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Allgemeine Informationen

Veröffentlichung: keine Angabe

Spielzeit: 33:19 min

Label: Let It Burn Records www.letitburnrecords.com

Band: www.finalprayer.de

Tracklist:

01. I Am Not Afraid
02. Reinventing Revolution
03. The Only Thing
04. Nonbeliever
05. Mind Eraser
06. All Of Us
07. Final Hour
08. Growing Colder
09. Heimathafen Kreuzberg
10. Nothing

Discografie:

2012 - I Am Not Afraid
2011 - Berlin Ep
2010 - Best Of Times
2008 - Filling The Void
2006 - Right Here Right Now

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