CROWBAR - SEVER THE WICKED HAND
Eintragen am: 14.03.2011
Nachdem sich James Hetfield aufgrund längerer Komplettabstinenz seit neuestem als "reborn Straight Edge" bezeichnet, hat nun auch Crowbar-Mastermind Kirk - der Graubärtige - Windstein dem Teufelszeug Alkohol entsagt und verwurstet auf "Sever the wicked hand" sogar Zitate aus dem Leitfaden der Anonymen Alkoholiker. Sicherlich, der Vergleich hinkt ein wenig - ist doch Hetfield mittlerweile ein Muster an musikalischer Belanglosigkeit, Windstein hingegen fast ununterbrochen in Höchstform. Wenn allerdings die Abstinenz tatsächlich verlotterte Metalbarden zu Werken wie dem neuen Crowbar-Album befähigt, bin ich der Erste, der diese langhaarigen Taugenichtse in Ausnüchterungszellen stecken lässt, um ihnen nach erfolgreicher Entwöhnung mit einem Brandeisen XXX-Tattoos auf die Stirn zu brennen. "True til death" dürfte dann selbst für Typen wie Phil Anselmo kein Problem mehr sein.
So, jetzt aber Schluss mit lustig, denn ein Crowbar-Album ist seit jeher eine ernste Angelegenheit. Sechs Jahre nach "Lifesblood for the Downtrodden", vier nach dem letzten Down-Album und drei bzw. ein Jahr nach den beiden Scheiben von Kingdom of Sorrow tritt Kirk der Graubärtige mit leicht veränderter Truppe* an, um der Welt zu beweisen, dass der beste Sludge-Metal noch immer von einem 45-jährigen Dauerdepressiven aus New Orleans gespielt wird. Mir persönlich hat der erste Durchgang gereicht, um mit zu Tränen gerührten Augen "Quod erat demonstrandum!" zu schluchzen.
Wenn man Bands wie Crowbar einmal ins Herz geschlossen hat, ist das Schöne ja, dass man nicht wirklich Gefahr läuft, (unangenehm) überrascht zu werden. Der dieser Feststellung immanenten Kritik der fehlenden Originalität möchte ich entgegenhalten: Diese Band prägt seit 20 Jahren ein ganzes Genre ... das ist mehr Originalität als sich die Mehrzahl der ach-so-innovativen Metal-Bands da draußen je zu erträumen wagen. Auch auf "Sever the wicked hand" bewegt sich das Quartett im üblichen Stilrahmen: Bulldozer-Riffs bestimmen die Landschaft - mal mit melancholischen Melodien, mal von kompromissloser Sprödigkeit, stets aber getrieben vom gnadenlos schleichenden Groove der Rhythmussektion türmen sie sich zu einer meterhohen Soundmauer auf und werden durch einen einzigartigen Gesang komplettiert. Windsteins Organ ist irgendwo zwischen dem melodischen Heulen eines geprügelten Hundes und dem aggressiven Brüllen eines gereizten Bären angesiedelt und erzählt Geschichten von Verlust, Abschied, Schmerz und Leid. Wahrlich, im Universum von Crowbar scheint nicht viel Sonne, aber wer in dieser Welt noch etwas Positives entdeckt, ist hier eh falsch.
Insgesamt ist "Sever the wicked hand" etwas vielseitiger und - ich wage kaum, es auszusprechen - harmoniebetonter als die letzten Alben der Band ausgefallen. Auch in Sachen Tempo wird öfter als in der Vergangenheit ein für Crowbar-Verhältnisse sportliches Tempo angeschlagen. Wer immer noch nicht überzeugt ist, nehme sich zwölf Minuten Zeit und teste die Titel sechs, sieben, acht in einem Rutsch**: Den Auftakt macht ein wütender Kotzbrocken namens "As I become one", gefolgt vom epischen Instrumental "Farewell to misery", welches in das Uptempo-Groovemonster "Protectors of the shrine" mündet. Zwölf Minuten nur! Wer danach immer noch kein Crowbar-Fan ist, kann kein guter Mensch sein.
* Steve Gibb (Gitarrist und Sohn von Bee Gees-Gründer Barry Gibb) hat endlich einen ehrbaren Beruf gefunden und das Muckerdasein an den Nagel gehängt. Seit "Sever the wicked hand" spielt Zottelmähne Matthew Brunson (Kingdom of Sorrow) zweite Gitarre.
** Bei der LP-Version leider mit Seitenwechsel verbunden.
So, jetzt aber Schluss mit lustig, denn ein Crowbar-Album ist seit jeher eine ernste Angelegenheit. Sechs Jahre nach "Lifesblood for the Downtrodden", vier nach dem letzten Down-Album und drei bzw. ein Jahr nach den beiden Scheiben von Kingdom of Sorrow tritt Kirk der Graubärtige mit leicht veränderter Truppe* an, um der Welt zu beweisen, dass der beste Sludge-Metal noch immer von einem 45-jährigen Dauerdepressiven aus New Orleans gespielt wird. Mir persönlich hat der erste Durchgang gereicht, um mit zu Tränen gerührten Augen "Quod erat demonstrandum!" zu schluchzen.
Wenn man Bands wie Crowbar einmal ins Herz geschlossen hat, ist das Schöne ja, dass man nicht wirklich Gefahr läuft, (unangenehm) überrascht zu werden. Der dieser Feststellung immanenten Kritik der fehlenden Originalität möchte ich entgegenhalten: Diese Band prägt seit 20 Jahren ein ganzes Genre ... das ist mehr Originalität als sich die Mehrzahl der ach-so-innovativen Metal-Bands da draußen je zu erträumen wagen. Auch auf "Sever the wicked hand" bewegt sich das Quartett im üblichen Stilrahmen: Bulldozer-Riffs bestimmen die Landschaft - mal mit melancholischen Melodien, mal von kompromissloser Sprödigkeit, stets aber getrieben vom gnadenlos schleichenden Groove der Rhythmussektion türmen sie sich zu einer meterhohen Soundmauer auf und werden durch einen einzigartigen Gesang komplettiert. Windsteins Organ ist irgendwo zwischen dem melodischen Heulen eines geprügelten Hundes und dem aggressiven Brüllen eines gereizten Bären angesiedelt und erzählt Geschichten von Verlust, Abschied, Schmerz und Leid. Wahrlich, im Universum von Crowbar scheint nicht viel Sonne, aber wer in dieser Welt noch etwas Positives entdeckt, ist hier eh falsch.
Insgesamt ist "Sever the wicked hand" etwas vielseitiger und - ich wage kaum, es auszusprechen - harmoniebetonter als die letzten Alben der Band ausgefallen. Auch in Sachen Tempo wird öfter als in der Vergangenheit ein für Crowbar-Verhältnisse sportliches Tempo angeschlagen. Wer immer noch nicht überzeugt ist, nehme sich zwölf Minuten Zeit und teste die Titel sechs, sieben, acht in einem Rutsch**: Den Auftakt macht ein wütender Kotzbrocken namens "As I become one", gefolgt vom epischen Instrumental "Farewell to misery", welches in das Uptempo-Groovemonster "Protectors of the shrine" mündet. Zwölf Minuten nur! Wer danach immer noch kein Crowbar-Fan ist, kann kein guter Mensch sein.
* Steve Gibb (Gitarrist und Sohn von Bee Gees-Gründer Barry Gibb) hat endlich einen ehrbaren Beruf gefunden und das Muckerdasein an den Nagel gehängt. Seit "Sever the wicked hand" spielt Zottelmähne Matthew Brunson (Kingdom of Sorrow) zweite Gitarre.
** Bei der LP-Version leider mit Seitenwechsel verbunden.
Pro
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Kontra
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