SIEBEN ZOLL MUSIK Kolumne

STRIFE - WITNESS A REBIRTH

Vorab aber ein Geständnis: Ich war früher nie ein Riesenfan der Band. Und zwar hab ich Strife 1994 auf der "Only The Strong" Compilation von Victory Records entdeckt. Auf dem Teil waren außer den räudigen Warzone (Zwischenfrage: Kann mir bitte irgendjemand den Kult um diese Band erklären? Ich hab's nie gecheckt.) nur Hammerbands: Ressurection, Snapcase, Endpoint, Zero Tolerance, Shutdown, Black Train Jack, Bloodline, Ricochet - alles Combos, die mich als pubertierendes Landei ziemlich beeindruckten. Strife lieferten auf dem Sampler mit "What Will Remain" einen absoluten Überhit ab: schnörkelloser New-School-Straight-Edge-Hardcore mit metallischer Kante, leichtem Prollfaktor, sportlichem Tempo und Druck ohne Ende. "One Truth" und "In This Defiance" fand ich okay, hab aber zu der Zeit schon lieber Downcast, Iconoclast und Konsorten gehört und meine Zeit mit peinsamen Pamphleten gegen rücksichtsloses Tanzen auf HC-Shows, Schlagzeuger ohne T-Shirts und das Autofahren verbracht. Mit "Angermeans" hab ich die Band um Rick Rodney dann als "total überflüssig" abgespeichert. Wie gesagt, keine wirklich große Liebe eigentlich, aber jetzt ist da dieses Album ...
Nachdem ich bei Outspoken ( www.facebook.com ) gestern Abend fast heulen musste, weil sich da wieder eine HC-Legende durch eine erbärmliche (weil blutlose) Performance selbst demontierte, setze ich mittlerweile all meine Hoffnungen auf Strife ( www.facebook.com ) und ihre neue Platte. "Witness A Rebirth" ist ein grandioses Album, und ich bete jeden Abend vorm Einschlafen, dass die Jungs live nicht so armselig abkacken, wie es fast all die Reunion-Bands dieser Tage mit dreister Regelmäßigkeit hinbekommen. Vom Songmaterial irgendwo zwischen "One Truth" und "In This Defiance" angesiedelt, findet man auf der neuen Strife einfach alles, was man als Fan des Neunziger-Hardcores gerne abfeiert - einschließlich der so lieb gewonnenen musikalischen Stumpfheit und dieser wunderbar crew-shout-kompatiblen und im Grunde absolut nichtssagenden Lyrics. Kurzum: Keine Faxen und/oder peinliche Innovationsversuche. Auf "Witness A Rebirth" wird einfach nur geliefert. Bewertung auf der Schmelzer-Skala: 10 von 10.

Da ich so begeistert war und bin, hab ich ein kleines (und zugegebenermaßen auch recht oberflächliches) Interview mit Mastermind und Gitarrist Andrew Kline gemacht, das ich euch nicht vorenthalten möchte:

1. Erzähl uns doch bitte, wie das jetzige Line-Up von Strife aussieht und was eure Pläne sind.

Im Grunde hat Strife im Jahr 2012 das gleiche Line-Up wie zu Zeiten von "In This Defiance". Die Ausnahme ist der Drummer: Für unser neues Album "Witness A Rebirth" hat Iggor Cavalera von Sepultura das Schlagzeug aufgenommen, der aber leider nicht mit uns touren kann. Deshalb spielt Craig Anderson von Ignite bei uns.

Im Moment sind wir gerade mit den Vorbereitungen zu unserem Album-Release beschäftigt: "Witness A Rebirth" wird im November veröffentlicht. In den USA auf 6131 Records ( www.6131records.com ), in Europa auf Holy Roar ( www.holyroarrecords.com ), in Australien auf Dogfight Records, in Korea auf Townhall Records und in Südamerika auf Caustic Records. Wenn die Platte draußen ist, werden wir mit dem Album auf Tour gehen.
2. Kannst du uns etwas über das neue Album erzählen? Mit wem habt ihr aufgenommen, was können die Leute erwarten?

Den Großteil der Aufnahmen haben wir mit dem Produzenten Nick Jett (Schlagzeuger von Terror) in Brasilien gemacht. Da Iggor Cavalera die Drums einspielen sollte, sind wir zu ihm nach Brasilien geflogen, um dort gemeinsam an den Songs zu arbeiten. Alles andere haben wir dann in Los Angeles eingespielt. Musikalisch knüpft "Witness A Rebirth" eigentlich da an, wo wir mit "In This Defiance" aufgehört haben: Es ist ein knallhartes und sehr direktes Hardcore-Album geworden.

3. Wie kam es zu eurer Reunion? Was hat euch dazu motiviert und wie waren die Reaktionen bisher?

In den letzten paar Jahren haben wir ziemlich oft live gespielt. Irgendwann stellte sich dann dieses Gefühl ein, dass wir eine neue Platte an den Start bringen sollten, wenn wir weiterhin live so präsent sein würden. Bis jetzt war das Feedback durchweg großartig. Wir sind sehr zufrieden mit "Witness A Rebirth".

4. Was hältst du von Reunions im Allgemeinen? Es kommen ja derzeit sehr viele Bands zurück - aus dem einen Grund oder dem anderen ...

Ich denke, dass Reunions eine gute Sache sind, wenn man es richtig anpackt. Solange sich die Bands Mühe geben und ihr Herzblut an der Sache hängt, finde ich es vollkommen okay. Einerseits bekommen die jungen Kids dadurch die Chance, die Bands von damals zu sehen, und andererseits locken diese Reunions die HC-Veteranen hinterm Ofen hervor und schaffen es mitunter, dass diese Leute ihr Interesse an Hardcore wiederentdecken.

5. Habt ihr noch andere musikalische Projekte neben Strife?

Ja, ich mache auch außerhalb unserer Band sehr viel Musik. Letztes Jahr erst habe ich ein Hip-Hop-Album namens "Carry On Tradition" produziert. Darauf sind sehr viele verschiedene Rapper vertreten, unter anderen B-Real, Ras Kass, Apathy, Ryu, Planet Asia, Chace Infinite. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Momentan arbeite ich mit DJ Muggs von Cypress Hill an einem brandneuen Projekt, für das im kommenden Jahr eine Veröffentlichung ansteht.

6. Hast du einen Lieblingssong von Strife?

Es gibt einfach zu viele Songs von Strife, an denen mein Herz hängt. Da kann ich mich nicht so recht entscheiden. Viele verbinde ich mit einzigartigen Erinnerungen.

7. Ist Straight Edge immer noch wichtig für euch?

Strife ist keine Straight-Edge-Band mehr. Das haben wir den Leuten bereits 2002 gesagt und werden es auch weiterhin tun, sollte uns jemand danach fragen. Gerade in den Anfangsjahren war Straight Edge ein wichtiger Bestandteil unserer Band und ich bin stolz darauf, dass unsere Texte und die dahinterstehende Message viele Kids auf der ganzen Welt inspirieren konnten. Wir alle supporten immer noch Straight Edge als Lifestyle, aber einige von uns leben es nicht mehr. Ich persönlich bin nach wie vor Straight Edge.

8. Was sind deine All-Time-Top-Five-7"s?

Das ist eine schwierige Frage. Ich sag einfach mal die ersten fünf, die mir einfallen:
01. Chain of Strength - True Til Death 7"
02. Chain of Strength - What Holds us Apart 7"
03. Inside Out 7"
04. Burn - Must Be Judged 7"
05. Against The Wall - Identify Me 7"

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Jo, nächste Woche dann wieder 'ne 7"-Single am Start. Versprochen. Bis dahin könnt ihr jetzt alle mal "Witness A Rebirth" in Dauerschleife hören (auf Spotify zum Beispiel), schön "Boardwalk Empire" anschauen und Grizzly Bear ( xxxhotinherexxx.tumblr.com ) abkulten. In diesem Sinne: Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig is, ihr Luschen!

 

Bilder/Credits: www.facebook.com

Autor: xschmelzerxRegistriert: 19.11.2010 - Verfasste Artikel: 70 - Forenposts: 63 - Alle Artikel anzeigen
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