PATSY O'HARA / CENTURIES - SPLIT 7INCH
Die geneigte Leserschaft dürfte mittlerweile meine Einstellung zu Split-Singles kennen, und um es gleich vorwegzunehmen: Sorry, liebe Patsys, aber Centuries sind die Gewinner auf dieser Single! Nicht haushohe, aber doch eindeutige Gewinner.
Patsy O'Hara ( patsyoharapunks.tumblr.com ) kommen auf ihrer Seite mit einem 5'20 Minuten langen Stück um die Ecke, das zwar klar in der Tradition ihrer Debüt-LP "Deatinteresse" auf Per Koro Records ( www.perkoro.com ) steht, aber auch irgendwie eine gewisse "Weiterentwicklung" darstellt. Ihren hymnischen Rock'n'Roll-D-Beat-Modern-Hardcore haben die fünf Herren mittlerweile soweit perfektioniert, dass sie das Ganze nun mit spacig-getragenem Intro und Schweinerock-Gitarrensolos aufpeppen. Ersteres finde ich super, weil es Stimmung bringt und das Potenzial der Band zeigt. Zweiteres braucht kein Mensch.
Centuries ( www.facebook.com ) bieten auf ihrer Seite drei Songs und sind nicht nur kompakter, sondern irgendwie auch hungriger als Patsy O‘Hara. Dunkel-düsterer Fiese-Laune-Hardcore mit Crust-Kante ohne Gitarrensolo-Faxen (aber leider auch ohne die geilen Melodien der Patsys). Dafür gibt‘s überwiegend im sportlichen Tempo anständig auf die Fresse. Auf LP-Länge können sich das meiner Meinung nach nur abgehärtete Köpi-Gänger anhören, aber im Single-Format taugt es mir außerordentlich. Besonders cool: Die Violinen am Ende von "Dusk".Eigentlich wollte ich ja ein Interview mit Patsy O'Hara für dieses Review machen, aber irgendwie kam da trotz mehrmaliger Nachfrage nix zurück. Dabei hatte ich mir doch so tolle Fragen ausgedacht:
1. Wie kam es zu eurer Split mit Centuries? Wie läufts bei dem aufstrebendem Superduperlabel This Charming Man?
2. Gibt's Per Koro eigentlich immer noch? Wie lief eure LP da so?
3. Welche ist die bessere Per-Koro-Band -- Carol, Chispa oder Lebensreform?
4. Welche ist die schlechtere Per-Koro-Band -- Degarne, Forced to Decay oder Inane?
5. Was habt ihr demnächst so geplant?
6. Seid ihr eigentlich mehr Punk oder mehr Hardcore?
7. Seid ihr echt tight mit Casper?
8. Was sind eure momentanen Top-Five-HC-///Non-HC-Platten?
Wie gesagt, die Typen haben nicht geantwortet, aber drauf gesch*****! Wer Bock auf ein "echtes" Intie mit den Jungs hat, lese sich das Teil hier im Ox durch: www.ox-fanzine.de .
Label: This Charming Man Records
Extra: Cover ist super dunkel, hätten sie auch gleich komplett in Schwarz drucken können!
Note: Vorgeschmack auf große Taten von Patsy O'Hara. Centuries können nicht mehr viel besser werden als auf dieser Platte.Unterm Strich eine Split von zwei verheißungsvollen Bands: Von Patsy O'Hara erwarte ich mittlerweile wirklich Großes, da die Jungs über ein unglaubliches Potenzial verfügen. Die Marschrichtung für die nächste Platte solle klar sein: Ich will Hymen, Motherfuckers. Hymnen! Auch von Centuries würde ich mir auch noch die eine oder andere Single zulegen wollen. Momentan gibt's neben dieser Split hier noch eine mit Homestretch auf Dimlight Records ( dimlightrecords.bandcamp.com ) und die Debüt-Single "Creation/Extinction". Eigentlich ist der gesamte Output von Centuries im größeren Crust-HC-Kontext gesehen überdurchschnittlich gut. In Noten geprügelter Hass. Überdruss in Zwei-Minuten-Salven. Kill!Everyone!Now!-Modus auf jeder Platte. Genau das hilft mir momentan durch den verf****** Tag.
Präsentiert wird die Chose übrigens von This Charming Man Records ( www.thischarmingmanrecords.com ) ... wie gewohnt High-Quality-Shit. Man darf gespannt sein, mit welchen Granaten uns Chris als nächstes überrascht. Anhören könnt ihr euch diese Split-Single hier: soundcloud.com oder direkt im Anschluss an diesen Artikel.
########
OFF-TOPIC: Mein Freund und Komplize bei "It's getting hot in here" ( www.xxxhotinherexxx.tumblr.com ) Tontcho hat sich vor ein paar Wochen in seiner Heimatstadt Madrid die Herren von Refused angesehen und einen kleinen Erlebnisbericht dazu verfasst:
REFUSED - 05.10.2012 im Sala Riviera, Madrid
"Mainstream", "Hipster", "Sell-Outs", "geldgeile Säcke" ... diese und eine Menge anderer Negativbeschreibungen drängten sich mir auf, als ich vor einigen Wochen mal wieder an Refused dachte und die Diskussion über ihre Reunion verfolgte. Klar war auch ich ziemlich überrascht davon, dass sich eine Gruppe mit einer so stark ausgeprägten und öffentlich zur Schau gestellten antikapitalistischen Einstellung nach ihrer Auflösung wieder zusammenfindet und Konzerte spielt - und zwar nicht irgendwelche Konzerte, wohlgemerkt, sondern große Musikfestivals, die von Biermarken und Mobiltelefonanbietern gesponsert werden. Keine Frage, dass diese Tatsache in Kombination mit den horrenden Preisen ihrer Konzerttickets und ihres Merchandise nicht gerade zu Extrapunkten in Sachen Punk-Credibility führt.
Trotz alledem hatte ich irgendwie große Lust, mir meine einstigen Helden in Aktion anzusehen. Refused waren schon immer eine wichtige Band für mich, wahrscheinlich sogar eine meiner Lieblingsbands, und ich wollte sie mir auf keinen Fall entgehen lassen. Mir ist egal, ob sie mittlerweile mit Hipstern abhängen oder nicht mehr so geil spielen wie damals. Mir ist sogar egal, ob Dennis ein verdammter Vollhonk ist. Ich musste sie einfach sehen ... Endlich hatte ich die Chance, eine Herzensangelegenheit nachzuholen: Ich hatte Refused nämlich zu ihren Hochzeiten, also während ihrer Touren für "Songs to Fan the Flames of Discontent", verpasst.
Leider kam ich etwas zu spät zum Konzert, sodass ich die Vorgruppen Mokscha und La Buena Esperanza nicht mehr sah. Im Saal angelangt, versuchte ich dann, so nah wie möglich an die Bühne heranzukommen -- ein Vorhaben, mit dem ich leider scheiterte. Die Location war zum Bersten gefüllt, das anwesende Publikum eine kunterbunte Mischung: Hardcore-Kids der neuen Generation, Veteranen mit Tränen in den Augen, Hipster samt Hipsterladys und Hipstergetue, Punks mit Bierdosen in den Pfoten, Erasmus-Studis, Skater etc. pp. Im Endeffekt war publikumstechnisch also die "Crème de la Crème" am Start ... Ich musste ziemlich an mich halten, um dem Hipsterklüngel zu meiner Linken nicht gleich bei Sichtkontakt auf ihre modernen Klamotten zu kotzen. Zu ihrem Glück kam der Beginn der Show meinem Brechreiz zuvor. Ich sage bewusst "Show", weil es ein wahres Spektakel werden sollte:
Fünf Minuten lang komplette Dunkelheit auf der Bühne und sich wiederholende Gitarrenakkorde aus den Boxen. Dann fangen die Leute plötzlich an, den Namen der Gruppe zu brüllen, und ich komme mir vor wie auf einem Konzert von Lady Gaga. Irgendwann fällt hinter der Bühne dann ein Vorhang herunter, auf dem in riesigen Buchstaben "REFUSED" steht. Die Band tritt auf die Bühne, und Dennis beginnt seine Choreografie zu "Worm of the Senses/Faculties of the Skull". Das Publikum geht sofort ab wie Nachbars Lumpi. Der schlechte Sound scheint niemanden zu stören. Anfangs spielen die Schweden ein paar Songs ihres letzten Albums, "The Shape of Punk to Come" - wahrscheinlich, um die Leute mit bekannten Klängen warmzumachen. Obwohl sie verdammt schlecht klingen, hat der Vierer eine großartige Bühnenpräsenz und flößt mir gehörigen Respekt ein. Zwischen den Songs gibt es die typischen Politpredigten von Dennis: "Die Message von Refused ist immer noch die gleiche und relevanter denn je.", "Der Kapitalismus ist unser Feind.", "Wir bleiben unseren Werten treu.", "Freiheit für Pussy Riot." Und so weiter. Und so fort. Wenigstens kann die Band auf diese Weise etwas Luft schnappen. Dazu muss ich jetzt sagen, dass dem spanischen Publikum derartige Fisimatenten normalerweise ganz und gar nicht gefallen. Auf der Halbinsel sollen die Bands ihr Set spielen und ansonsten gefälligst die Klappe halten. Wider Erwarten hört der Großteil den Ausführungen von Lyxzén zu, was ich ganz cool finde. Nach der kurzen Pause setzt der Trommelwirbel von "Rather Be Dead" ein ... Ich kann kaum fassen, dass sie den Songs jetzt schon spielen. Wie benommen stehe ich da und muss mit den Tränen kämpfen. Was für Hit! Nachdem der Song durch ist, merke ich, dass ich heiser bin. Ich habe mir buchstäblich die Seele aus dem Leib gebrüllt. Toll! Ich schätze mal, dass ich dafür die 25 Euro Eintritt bezahlt habe.
Anschließend geht es weiter mit einem - meiner Ansicht nach viel zu kurzen - Streifzug durch ihre unglaubliche Diskografie: "Circle Pit", "Coup d'Ètat", "Life Support Addiction", "The Slayer", "Summer Holidays vs. Punk Routine", "Refused are fucking dead", "The deadly Rythm" etc. Irgendwann kam dann schließlich auch "New Noise", was ich in vollen Zügen genoss. Es fehlte nicht viel und das Publikum hätte den ganzen Saal bei diesem Song zerlegt. Kein Wunder eigentlich, ist es doch das einzige Stück, das alle Anwesenden kennen. Was mich allerdings richtig gefickt hat: Dennis und Co. verabschiedeten sich, ohne "It's not O.K. ..." gespielt zu haben.
Unterm Strich ein gutes aber auch viel zu kurzes Konzert. Ja, ich bin ein verdammter Egoist: ich will alle Songs hören und zwar hintereinander weg! Nach einer Stunde und zwanzig Minuten war dann aber Schluss. Auch wenn der Sound an diesem Abend einer Gruppe wie Refused nicht wirklich gerecht wurde, kann ich doch sagen, dass der Großteil des aus ganz Spanien (Rafal, Alicante, Sevilla etc.) angereisten Publikums sich des Spektakels als würdig erwies.
Nun ja, jetzt sind Refused also zurück. Ich hoffe nur, dass sie es bald wieder hinschmeißen, bevor es endgültig zu spät ist.
Patsy O'Hara ( patsyoharapunks.tumblr.com ) kommen auf ihrer Seite mit einem 5'20 Minuten langen Stück um die Ecke, das zwar klar in der Tradition ihrer Debüt-LP "Deatinteresse" auf Per Koro Records ( www.perkoro.com ) steht, aber auch irgendwie eine gewisse "Weiterentwicklung" darstellt. Ihren hymnischen Rock'n'Roll-D-Beat-Modern-Hardcore haben die fünf Herren mittlerweile soweit perfektioniert, dass sie das Ganze nun mit spacig-getragenem Intro und Schweinerock-Gitarrensolos aufpeppen. Ersteres finde ich super, weil es Stimmung bringt und das Potenzial der Band zeigt. Zweiteres braucht kein Mensch.
Centuries ( www.facebook.com ) bieten auf ihrer Seite drei Songs und sind nicht nur kompakter, sondern irgendwie auch hungriger als Patsy O‘Hara. Dunkel-düsterer Fiese-Laune-Hardcore mit Crust-Kante ohne Gitarrensolo-Faxen (aber leider auch ohne die geilen Melodien der Patsys). Dafür gibt‘s überwiegend im sportlichen Tempo anständig auf die Fresse. Auf LP-Länge können sich das meiner Meinung nach nur abgehärtete Köpi-Gänger anhören, aber im Single-Format taugt es mir außerordentlich. Besonders cool: Die Violinen am Ende von "Dusk".Eigentlich wollte ich ja ein Interview mit Patsy O'Hara für dieses Review machen, aber irgendwie kam da trotz mehrmaliger Nachfrage nix zurück. Dabei hatte ich mir doch so tolle Fragen ausgedacht:
1. Wie kam es zu eurer Split mit Centuries? Wie läufts bei dem aufstrebendem Superduperlabel This Charming Man?
2. Gibt's Per Koro eigentlich immer noch? Wie lief eure LP da so?
3. Welche ist die bessere Per-Koro-Band -- Carol, Chispa oder Lebensreform?
4. Welche ist die schlechtere Per-Koro-Band -- Degarne, Forced to Decay oder Inane?
5. Was habt ihr demnächst so geplant?
6. Seid ihr eigentlich mehr Punk oder mehr Hardcore?
7. Seid ihr echt tight mit Casper?
8. Was sind eure momentanen Top-Five-HC-///Non-HC-Platten?
Wie gesagt, die Typen haben nicht geantwortet, aber drauf gesch*****! Wer Bock auf ein "echtes" Intie mit den Jungs hat, lese sich das Teil hier im Ox durch: www.ox-fanzine.de .
Label: This Charming Man Records
Extra: Cover ist super dunkel, hätten sie auch gleich komplett in Schwarz drucken können!
Note: Vorgeschmack auf große Taten von Patsy O'Hara. Centuries können nicht mehr viel besser werden als auf dieser Platte.Unterm Strich eine Split von zwei verheißungsvollen Bands: Von Patsy O'Hara erwarte ich mittlerweile wirklich Großes, da die Jungs über ein unglaubliches Potenzial verfügen. Die Marschrichtung für die nächste Platte solle klar sein: Ich will Hymen, Motherfuckers. Hymnen! Auch von Centuries würde ich mir auch noch die eine oder andere Single zulegen wollen. Momentan gibt's neben dieser Split hier noch eine mit Homestretch auf Dimlight Records ( dimlightrecords.bandcamp.com ) und die Debüt-Single "Creation/Extinction". Eigentlich ist der gesamte Output von Centuries im größeren Crust-HC-Kontext gesehen überdurchschnittlich gut. In Noten geprügelter Hass. Überdruss in Zwei-Minuten-Salven. Kill!Everyone!Now!-Modus auf jeder Platte. Genau das hilft mir momentan durch den verf****** Tag.
Präsentiert wird die Chose übrigens von This Charming Man Records ( www.thischarmingmanrecords.com ) ... wie gewohnt High-Quality-Shit. Man darf gespannt sein, mit welchen Granaten uns Chris als nächstes überrascht. Anhören könnt ihr euch diese Split-Single hier: soundcloud.com oder direkt im Anschluss an diesen Artikel.
########
OFF-TOPIC: Mein Freund und Komplize bei "It's getting hot in here" ( www.xxxhotinherexxx.tumblr.com ) Tontcho hat sich vor ein paar Wochen in seiner Heimatstadt Madrid die Herren von Refused angesehen und einen kleinen Erlebnisbericht dazu verfasst:
REFUSED - 05.10.2012 im Sala Riviera, Madrid
"Mainstream", "Hipster", "Sell-Outs", "geldgeile Säcke" ... diese und eine Menge anderer Negativbeschreibungen drängten sich mir auf, als ich vor einigen Wochen mal wieder an Refused dachte und die Diskussion über ihre Reunion verfolgte. Klar war auch ich ziemlich überrascht davon, dass sich eine Gruppe mit einer so stark ausgeprägten und öffentlich zur Schau gestellten antikapitalistischen Einstellung nach ihrer Auflösung wieder zusammenfindet und Konzerte spielt - und zwar nicht irgendwelche Konzerte, wohlgemerkt, sondern große Musikfestivals, die von Biermarken und Mobiltelefonanbietern gesponsert werden. Keine Frage, dass diese Tatsache in Kombination mit den horrenden Preisen ihrer Konzerttickets und ihres Merchandise nicht gerade zu Extrapunkten in Sachen Punk-Credibility führt.
Trotz alledem hatte ich irgendwie große Lust, mir meine einstigen Helden in Aktion anzusehen. Refused waren schon immer eine wichtige Band für mich, wahrscheinlich sogar eine meiner Lieblingsbands, und ich wollte sie mir auf keinen Fall entgehen lassen. Mir ist egal, ob sie mittlerweile mit Hipstern abhängen oder nicht mehr so geil spielen wie damals. Mir ist sogar egal, ob Dennis ein verdammter Vollhonk ist. Ich musste sie einfach sehen ... Endlich hatte ich die Chance, eine Herzensangelegenheit nachzuholen: Ich hatte Refused nämlich zu ihren Hochzeiten, also während ihrer Touren für "Songs to Fan the Flames of Discontent", verpasst.
Leider kam ich etwas zu spät zum Konzert, sodass ich die Vorgruppen Mokscha und La Buena Esperanza nicht mehr sah. Im Saal angelangt, versuchte ich dann, so nah wie möglich an die Bühne heranzukommen -- ein Vorhaben, mit dem ich leider scheiterte. Die Location war zum Bersten gefüllt, das anwesende Publikum eine kunterbunte Mischung: Hardcore-Kids der neuen Generation, Veteranen mit Tränen in den Augen, Hipster samt Hipsterladys und Hipstergetue, Punks mit Bierdosen in den Pfoten, Erasmus-Studis, Skater etc. pp. Im Endeffekt war publikumstechnisch also die "Crème de la Crème" am Start ... Ich musste ziemlich an mich halten, um dem Hipsterklüngel zu meiner Linken nicht gleich bei Sichtkontakt auf ihre modernen Klamotten zu kotzen. Zu ihrem Glück kam der Beginn der Show meinem Brechreiz zuvor. Ich sage bewusst "Show", weil es ein wahres Spektakel werden sollte:
Fünf Minuten lang komplette Dunkelheit auf der Bühne und sich wiederholende Gitarrenakkorde aus den Boxen. Dann fangen die Leute plötzlich an, den Namen der Gruppe zu brüllen, und ich komme mir vor wie auf einem Konzert von Lady Gaga. Irgendwann fällt hinter der Bühne dann ein Vorhang herunter, auf dem in riesigen Buchstaben "REFUSED" steht. Die Band tritt auf die Bühne, und Dennis beginnt seine Choreografie zu "Worm of the Senses/Faculties of the Skull". Das Publikum geht sofort ab wie Nachbars Lumpi. Der schlechte Sound scheint niemanden zu stören. Anfangs spielen die Schweden ein paar Songs ihres letzten Albums, "The Shape of Punk to Come" - wahrscheinlich, um die Leute mit bekannten Klängen warmzumachen. Obwohl sie verdammt schlecht klingen, hat der Vierer eine großartige Bühnenpräsenz und flößt mir gehörigen Respekt ein. Zwischen den Songs gibt es die typischen Politpredigten von Dennis: "Die Message von Refused ist immer noch die gleiche und relevanter denn je.", "Der Kapitalismus ist unser Feind.", "Wir bleiben unseren Werten treu.", "Freiheit für Pussy Riot." Und so weiter. Und so fort. Wenigstens kann die Band auf diese Weise etwas Luft schnappen. Dazu muss ich jetzt sagen, dass dem spanischen Publikum derartige Fisimatenten normalerweise ganz und gar nicht gefallen. Auf der Halbinsel sollen die Bands ihr Set spielen und ansonsten gefälligst die Klappe halten. Wider Erwarten hört der Großteil den Ausführungen von Lyxzén zu, was ich ganz cool finde. Nach der kurzen Pause setzt der Trommelwirbel von "Rather Be Dead" ein ... Ich kann kaum fassen, dass sie den Songs jetzt schon spielen. Wie benommen stehe ich da und muss mit den Tränen kämpfen. Was für Hit! Nachdem der Song durch ist, merke ich, dass ich heiser bin. Ich habe mir buchstäblich die Seele aus dem Leib gebrüllt. Toll! Ich schätze mal, dass ich dafür die 25 Euro Eintritt bezahlt habe.
Anschließend geht es weiter mit einem - meiner Ansicht nach viel zu kurzen - Streifzug durch ihre unglaubliche Diskografie: "Circle Pit", "Coup d'Ètat", "Life Support Addiction", "The Slayer", "Summer Holidays vs. Punk Routine", "Refused are fucking dead", "The deadly Rythm" etc. Irgendwann kam dann schließlich auch "New Noise", was ich in vollen Zügen genoss. Es fehlte nicht viel und das Publikum hätte den ganzen Saal bei diesem Song zerlegt. Kein Wunder eigentlich, ist es doch das einzige Stück, das alle Anwesenden kennen. Was mich allerdings richtig gefickt hat: Dennis und Co. verabschiedeten sich, ohne "It's not O.K. ..." gespielt zu haben.
Unterm Strich ein gutes aber auch viel zu kurzes Konzert. Ja, ich bin ein verdammter Egoist: ich will alle Songs hören und zwar hintereinander weg! Nach einer Stunde und zwanzig Minuten war dann aber Schluss. Auch wenn der Sound an diesem Abend einer Gruppe wie Refused nicht wirklich gerecht wurde, kann ich doch sagen, dass der Großteil des aus ganz Spanien (Rafal, Alicante, Sevilla etc.) angereisten Publikums sich des Spektakels als würdig erwies.
Nun ja, jetzt sind Refused also zurück. Ich hoffe nur, dass sie es bald wieder hinschmeißen, bevor es endgültig zu spät ist.
Bilder/Credits: Hannes Meier; Facebook Seiten der Bands