LIVE-SPECIAL: VON GROßEN UND KLEINEN BüHNEN
Zur festlichen Osterzeit begab ich mich mal wieder auf eine Show in die heimatlichen, sprich östlichen Gefilde im Raum Niesky. Leider war es nicht die FINAL PRAYER-Ostermontags-Kuchen-Show, sondern eine Soli-Skatepark/Workout-Show mit lokalen Bands, und ja, was soll ich sagen, es war eine der traurigsten Shows, die ich je besucht habe. Dies lag zum einen an der geringen Besucherzahl (das HOLZ war quasi leer, 25 Gäste und der Rest Bands - es war Samstagabend (!)), sondern auch an der Performance von 22 TIMES. Die Löbauer Pop Punk-Band, die eine recht gute Live-Reputation hat und welche ich den letzten Jahren immer wieder und wieder verpasst hatte, nahm sich förmlich auf der Bühne auseinander und zeigte, wie eine Band nicht funktioniert (ich lese zwar gerade die Band-Biografie der RAMONES und irgendwie schrien sich Joey und Johnny auch ständig auf der Bühne an, aber die gegenseitigen Anfeindungen müssen auch irgendwie den Live-Charme der Band ausgemacht haben ("You screwed up!" - "Fuck you!" - "No, fuck you!" - "One-Chew-Free-Faw" [Lärm]). Es war eine Mischung aus Ratlosigkeit, Mitleid und einer Menge Fremdscham, die sich ergab, schaute man sich die vier Herren an, allen voran den Frontmann, wie sie sich immer wieder und wieder auf sehr unlustige Art und Weise angefaucht haben, inkl. mehreren Songabbrüchen, u.a. weil der Bassist eine falsche Melodie spielte (!). Nun gut, es soll ja jeder mal mit dem falschen Fuß aufgestanden sein, aber das war, gerade weil die Jungs musikalisch recht gestanden herüberkamen, einfach nur peinlich und in dem Sinne traurig, dass die Band wohl nicht mehr so funktioniert, wie sie es wohl mal getan hat. Kommen wir aber noch einmal auf den Rahmen der Show zu sprechen. Jener wurde wie erwähnt auf sehr zu vernachlässigende Art angenommen, es scheint einfach kaum noch Nachwuchs zu geben in der Nieskyer Szene, und wenn es ihn gibt, dann gibt er keinen Fünfer für lokale HC- und Punk-Bands aus (ENJOY THE TEAM und THE MIRROR WITHIN haben noch gespielt, was aber bis auf das "Dammit"-Cover von ETT kaum der Rede wert war). Zudem machen die Kids lieber Turnübungen an der Stange (nicht bös´ gemeint) als das sie mit dem Brett die Straßen erobern: Der Körperkult ist an sich ja auch nix neues, aber der Bezug zur alternativen Kultur geht somit noch mehr verloren, und die Nieskyer Szene, das sind irgendwie nur noch ein paar versprengte, ratlos dreinblickende Menschen über 20. So gab es an dem Abend alte Männer, die ihre besten Tage gezählt haben, und andere alte Männer, die die Jugend vermissen - was ein trauriger Abend.
Szenewechsel in den tiefen Südwesten, den Stuttgarter Osten, an einem kalten Abend Ende März, Release-Show von Hell & Back. Gaby´s Gruft, ein dunkler, goth-like eingerichteter Mini-Schuppen einer Dame namens Gaby, die auf beeindruckende Art und Weise im Alleingang den Bierdurst der Feierwilligen managte, hat eingeladen, und es gab zweimal poppigen Punk Rock in sehr gut. Als Opener luden PLASTIC SMILE ein, die mit Doppelgesang wirklich zu jeder Sekunde wie deine Lieblings-Pop Punk-Band klangen, sprich wie eine Mischung aus GREEN DAY, BLINK 182 und SUM 41, und dabei viel Hörfreude generierten. Kurz danach kamen dann schon Hell & Back und mischten die Meute ab der ersten Sekunde gehörig auf. Klar, Shows vor den Homies klappen fast immer gut und man schreit sich schnell mal ein wenig zu sehr die Kehle aus dem Leib, aber eine so locker-unangestrengte, aber dennoch leidenschaftliche Performance habe ich lange nicht erlebt. Zudem gab es viele ältere Semester, viel Rauch, Schweiß und Bier, nette Menschen, einen ruppigen Sound und ein schickes Clubfeeling. Die Protagonisten sowie die Gäste sind lange dabei, dass sieht man schnell, aber sie lieben das Ding noch ungemein und feiern - neben der Mucke - ganz klar, auch einfach ein bißchen sich selbst und das man genau jetzt, genau hier endlich mal wieder zusammengefunden hat. Was Größeres peilt man zwar nicht mehr an, es gilt hier niemanden mehr zu überzeugen, und man ist einfach wie man ist: Das scheint eine gesunde Gestandenheit sowie die Altersmilde zu sein, auch gegenüber sich selbst und der Szene. Das Wichtigste ist jedoch, dabei zu bleiben - und das tun sie alle. So kann man gut altern, da fehlen einem die Kids auch nicht.
Ganz anders war dann wiederum das PIRATE SATELLITE FESTIVAL im LKA Longhorn zu Stuttgart, die dritte Show im heutigen Erzählbunde. Das musikalisch recht breit aufgestellte Festival hielt am zweiten Tag bärtigen Punk Rock in Form von RED CITY RADIO parat, aber auch Post-Hardcore der Marke LA DISPUTE sowie sphärischen Altherrenrock von BRAND NEW. Generell gab es eine riesige Bühne, eine große Halle und einen ordentlichen Sound, sprich das genaue Gegenteil zu Gaby´s Gruft, eben Hardcore sowie Punk in Epitaph-EMP-Größe. Das Publikum war gemischt, (ich bilde mir ein, sogar Kids mit ihren Eltern gesehen zu haben, wobei die Daddys lockerer waren, was das Fußwippen und Kopfnicken anging), man hielt sich auf die Sekunde genau an´s Lineup und es gab nur US-Bands sowie eine Truppe aus UK. Alle Musiker haben richtig stark abgeliefert, es gab keine großen Ansagen, einfach nur gut gemachte Musik. Sehr interessant war z.B. der Auftritt von SAVES THE DAY, die mit ihrem alternativen Pop Punk absolut aus der Zeit gefallen schienen, "At Your Funeral" ist eben schon knapp eineinhalb Dekaden alt, aber auch irgendwie auf besondere Art ergreifend waren - konnte man über die leicht helium-artigen Vocals hinwegsehen. Mehr als amtlich war auch der Auftritt der UK´ler von APOLOGIES, I HAVE NONE, die in letzter Zeit oft auf unserer Seite des Sees waren und live ihren hymnischen Punk Rock, der von englischen Indie-Bands geprägt wurde, auf beglückende Weise darboten. Ihre Debüt-LP "London" ging dann auch ganz schnell in meinen Privatbesitz über, und wenn ich mal wieder Bock auf Gänsehaut, britischen Akzent und eine bierseelige Stimmung habe, dann weiß ich ab sofort, welche Langrille mir genau dies bietet. Genug vom Thema abgewichen, TOUCHE AMORE waren natürlich auch groß, das sei noch gesagt: Die Band nimmt das ganze Ding so fuckin´ ernst, einfach toll zu sehen. Weniger angenehm an diesem Nachmittag/Abend war jedoch das Verhalten der Security. Keine Ahnung, ob die Ansage, dass Stagedives zum Rauswurf führen, vom LKA oder vom Veranstalter selber kam, aber immer wieder wurden die wenigen Leute, die von der Bühne ins Publikum sprangen, auf sehr ruppige Weise aus der Menge gezogen und nach draußen verfrachtet. Beim Headliner BOYSETSFIRE wurde dann ein Typ wirklich dermaßen rüde von drei Security-Dudes rausgeschliffen, ein Knie im Rücken, harter Schwitzkasten, es war widerlich anzusehen, sodass dann auch Chris Rakus und Nathan Grey von BSF das Set unterbrachen und den Security-Dudes nachsprinteten. Nach verbalen Scharmützeln ging es dann weiter und der Frontmann ließ danach keine Gelegenheit mehr aus, gegen die harsche Security zu wettern, auf dass sie sich endlich verpissen möge. Die Festival-Betreiber verloren später kein Wort darüber und auf Anfrage konnte ich nicht in Erfahrung bringen, warum die Sicherheitsleute dermaßen aggressiv vorgingen. Wenn Stagedives z.B. verboten sind, dann wäre wenigstens eine Info ganz hilfreich, am besten neben dem "Rauchen verboten"-Schild. Spannenderweise haben die Securitys das gesamte Geschehen auf den Kopf gestellt: Der ganze Tag war so friedlich, ja beinahe einen Familienausflug wert, so nett war Punk Rock und Hardcore selten; es gab einfach gute Laune, keine politischen Ansagen, nichts was aneckt und auch keinen inhaltlichen Anspruch (BSF ausgenommen) - Hardcore und Punk Rock, wie sie eigentlich auch nicht sein sollten, wie sie anders aber in so einem heterogenen und großen Umfeld wahrscheinlich auch nicht funktionieren würden. So war das Gefühl, mit dem man die Halle verlassen hat, irgendwie dann auch ein komisches, so richtig rund war das nicht, irgendwie zu groß, zu distanziert und zu zahnlos, und es ist einfach so, dass Securitys nix auf einer Hardcore-Show verloren haben, vor allem wenn sie die einzigen Troublemaker sind.
Was nun das Fazit ist? Gute Frage. Erstens: Hardcore ist lokal, entweder es gibt eine Szene vor Ort oder nicht. Er kommt, er geht, er wandelt sich - und zwar sowohl mit der Jugend als auch mit den Älteren. Zweitens: Hardcore ist groß, es steht ihm aber irgendwie nicht. Klar, manche Shows machen auf einer großen Bühne sogar mehr Spaß, aber das Drumherum, das versteht sich nicht mit einer gesunden DIY-Attitüde und der Live-Stimmung, die man eben zumeist im kleinen Rahmen kennen und lieben gelernt hat. Drittens: Altern in der Szene ist nicht immer einfach, aber es geht, mit viel Leidenschaft und einer Portion Selbstironie. Dass Hardcore und Punk damit oft auch ein Stück weit weniger kantig, weniger dreckig werden, ist eine nicht zu leugnende Nebenerscheinung, die es sich lohnt weiter zu beobachten, wobei Bands wie EMPOWERMENT und AYS positive Ausnahmen darstellen. Generell ist es spannend zu sehen, ob es diese alternative Musik- und Lebensform schafft, wirklich vollumfänglich aus dem Jugendstadium herauszuwachsen, auch ein Stück smarter zu werden, um den eigentlichen Anspruch in die heutige Zeit zu verfrachten. Zumal: Der Einfluss auf Andere war nie so groß wie heute, wenn auch die Welt selten komplexer war.
So, genug Buchstaben geritten und vor der Kiste gehangen, es wird Zeit für gute Musik auf dem Plattenteller. Und da ich aktuell all die Alben auf Vinyl einkasche, die mir meine Jugend versüßt haben, und vor kurzem eines der (meiner Meinung nach) besten Hardcore Punk-Alben aller Zeiten empfangen durfte, gibt es an dieser Stelle "Green Corn" von NOFX. Wie auf "Ribbed" alles zusammenpeitschende Riffs, großartige Soli, tightestes Drumming, schicke Bassläufe, saftige Crew-Vocals und melodisch-rauer Gesang in wirklich perfektem Songwriting zusammengepackt werden, das ist schon famos und ein Meilenstein was melodischen SoCal Punk angeht. Dazu gibt es verquere, aber treffsichere Lyrics, den typischen NOFX-Humor und Songs, die sich auf ewig in deinem Kopf festsetzen. "Green Corn" in ´93, bitteschön.
Szenewechsel in den tiefen Südwesten, den Stuttgarter Osten, an einem kalten Abend Ende März, Release-Show von Hell & Back. Gaby´s Gruft, ein dunkler, goth-like eingerichteter Mini-Schuppen einer Dame namens Gaby, die auf beeindruckende Art und Weise im Alleingang den Bierdurst der Feierwilligen managte, hat eingeladen, und es gab zweimal poppigen Punk Rock in sehr gut. Als Opener luden PLASTIC SMILE ein, die mit Doppelgesang wirklich zu jeder Sekunde wie deine Lieblings-Pop Punk-Band klangen, sprich wie eine Mischung aus GREEN DAY, BLINK 182 und SUM 41, und dabei viel Hörfreude generierten. Kurz danach kamen dann schon Hell & Back und mischten die Meute ab der ersten Sekunde gehörig auf. Klar, Shows vor den Homies klappen fast immer gut und man schreit sich schnell mal ein wenig zu sehr die Kehle aus dem Leib, aber eine so locker-unangestrengte, aber dennoch leidenschaftliche Performance habe ich lange nicht erlebt. Zudem gab es viele ältere Semester, viel Rauch, Schweiß und Bier, nette Menschen, einen ruppigen Sound und ein schickes Clubfeeling. Die Protagonisten sowie die Gäste sind lange dabei, dass sieht man schnell, aber sie lieben das Ding noch ungemein und feiern - neben der Mucke - ganz klar, auch einfach ein bißchen sich selbst und das man genau jetzt, genau hier endlich mal wieder zusammengefunden hat. Was Größeres peilt man zwar nicht mehr an, es gilt hier niemanden mehr zu überzeugen, und man ist einfach wie man ist: Das scheint eine gesunde Gestandenheit sowie die Altersmilde zu sein, auch gegenüber sich selbst und der Szene. Das Wichtigste ist jedoch, dabei zu bleiben - und das tun sie alle. So kann man gut altern, da fehlen einem die Kids auch nicht.
Ganz anders war dann wiederum das PIRATE SATELLITE FESTIVAL im LKA Longhorn zu Stuttgart, die dritte Show im heutigen Erzählbunde. Das musikalisch recht breit aufgestellte Festival hielt am zweiten Tag bärtigen Punk Rock in Form von RED CITY RADIO parat, aber auch Post-Hardcore der Marke LA DISPUTE sowie sphärischen Altherrenrock von BRAND NEW. Generell gab es eine riesige Bühne, eine große Halle und einen ordentlichen Sound, sprich das genaue Gegenteil zu Gaby´s Gruft, eben Hardcore sowie Punk in Epitaph-EMP-Größe. Das Publikum war gemischt, (ich bilde mir ein, sogar Kids mit ihren Eltern gesehen zu haben, wobei die Daddys lockerer waren, was das Fußwippen und Kopfnicken anging), man hielt sich auf die Sekunde genau an´s Lineup und es gab nur US-Bands sowie eine Truppe aus UK. Alle Musiker haben richtig stark abgeliefert, es gab keine großen Ansagen, einfach nur gut gemachte Musik. Sehr interessant war z.B. der Auftritt von SAVES THE DAY, die mit ihrem alternativen Pop Punk absolut aus der Zeit gefallen schienen, "At Your Funeral" ist eben schon knapp eineinhalb Dekaden alt, aber auch irgendwie auf besondere Art ergreifend waren - konnte man über die leicht helium-artigen Vocals hinwegsehen. Mehr als amtlich war auch der Auftritt der UK´ler von APOLOGIES, I HAVE NONE, die in letzter Zeit oft auf unserer Seite des Sees waren und live ihren hymnischen Punk Rock, der von englischen Indie-Bands geprägt wurde, auf beglückende Weise darboten. Ihre Debüt-LP "London" ging dann auch ganz schnell in meinen Privatbesitz über, und wenn ich mal wieder Bock auf Gänsehaut, britischen Akzent und eine bierseelige Stimmung habe, dann weiß ich ab sofort, welche Langrille mir genau dies bietet. Genug vom Thema abgewichen, TOUCHE AMORE waren natürlich auch groß, das sei noch gesagt: Die Band nimmt das ganze Ding so fuckin´ ernst, einfach toll zu sehen. Weniger angenehm an diesem Nachmittag/Abend war jedoch das Verhalten der Security. Keine Ahnung, ob die Ansage, dass Stagedives zum Rauswurf führen, vom LKA oder vom Veranstalter selber kam, aber immer wieder wurden die wenigen Leute, die von der Bühne ins Publikum sprangen, auf sehr ruppige Weise aus der Menge gezogen und nach draußen verfrachtet. Beim Headliner BOYSETSFIRE wurde dann ein Typ wirklich dermaßen rüde von drei Security-Dudes rausgeschliffen, ein Knie im Rücken, harter Schwitzkasten, es war widerlich anzusehen, sodass dann auch Chris Rakus und Nathan Grey von BSF das Set unterbrachen und den Security-Dudes nachsprinteten. Nach verbalen Scharmützeln ging es dann weiter und der Frontmann ließ danach keine Gelegenheit mehr aus, gegen die harsche Security zu wettern, auf dass sie sich endlich verpissen möge. Die Festival-Betreiber verloren später kein Wort darüber und auf Anfrage konnte ich nicht in Erfahrung bringen, warum die Sicherheitsleute dermaßen aggressiv vorgingen. Wenn Stagedives z.B. verboten sind, dann wäre wenigstens eine Info ganz hilfreich, am besten neben dem "Rauchen verboten"-Schild. Spannenderweise haben die Securitys das gesamte Geschehen auf den Kopf gestellt: Der ganze Tag war so friedlich, ja beinahe einen Familienausflug wert, so nett war Punk Rock und Hardcore selten; es gab einfach gute Laune, keine politischen Ansagen, nichts was aneckt und auch keinen inhaltlichen Anspruch (BSF ausgenommen) - Hardcore und Punk Rock, wie sie eigentlich auch nicht sein sollten, wie sie anders aber in so einem heterogenen und großen Umfeld wahrscheinlich auch nicht funktionieren würden. So war das Gefühl, mit dem man die Halle verlassen hat, irgendwie dann auch ein komisches, so richtig rund war das nicht, irgendwie zu groß, zu distanziert und zu zahnlos, und es ist einfach so, dass Securitys nix auf einer Hardcore-Show verloren haben, vor allem wenn sie die einzigen Troublemaker sind.
Was nun das Fazit ist? Gute Frage. Erstens: Hardcore ist lokal, entweder es gibt eine Szene vor Ort oder nicht. Er kommt, er geht, er wandelt sich - und zwar sowohl mit der Jugend als auch mit den Älteren. Zweitens: Hardcore ist groß, es steht ihm aber irgendwie nicht. Klar, manche Shows machen auf einer großen Bühne sogar mehr Spaß, aber das Drumherum, das versteht sich nicht mit einer gesunden DIY-Attitüde und der Live-Stimmung, die man eben zumeist im kleinen Rahmen kennen und lieben gelernt hat. Drittens: Altern in der Szene ist nicht immer einfach, aber es geht, mit viel Leidenschaft und einer Portion Selbstironie. Dass Hardcore und Punk damit oft auch ein Stück weit weniger kantig, weniger dreckig werden, ist eine nicht zu leugnende Nebenerscheinung, die es sich lohnt weiter zu beobachten, wobei Bands wie EMPOWERMENT und AYS positive Ausnahmen darstellen. Generell ist es spannend zu sehen, ob es diese alternative Musik- und Lebensform schafft, wirklich vollumfänglich aus dem Jugendstadium herauszuwachsen, auch ein Stück smarter zu werden, um den eigentlichen Anspruch in die heutige Zeit zu verfrachten. Zumal: Der Einfluss auf Andere war nie so groß wie heute, wenn auch die Welt selten komplexer war.
So, genug Buchstaben geritten und vor der Kiste gehangen, es wird Zeit für gute Musik auf dem Plattenteller. Und da ich aktuell all die Alben auf Vinyl einkasche, die mir meine Jugend versüßt haben, und vor kurzem eines der (meiner Meinung nach) besten Hardcore Punk-Alben aller Zeiten empfangen durfte, gibt es an dieser Stelle "Green Corn" von NOFX. Wie auf "Ribbed" alles zusammenpeitschende Riffs, großartige Soli, tightestes Drumming, schicke Bassläufe, saftige Crew-Vocals und melodisch-rauer Gesang in wirklich perfektem Songwriting zusammengepackt werden, das ist schon famos und ein Meilenstein was melodischen SoCal Punk angeht. Dazu gibt es verquere, aber treffsichere Lyrics, den typischen NOFX-Humor und Songs, die sich auf ewig in deinem Kopf festsetzen. "Green Corn" in ´93, bitteschön.
Bilder/Credits: u.a. Apologies MB CN Photography apologiesihavenone.co.uk