Interviews

ZERO MENTALITY

Band

partyausfall.de: Hi Ben, nach zwei hervorragenden Alben holt ihr zum dritten Schlag aus und veröffentlicht Euer neues Album. Was verbirgt sich denn hinter dem Black Rock-Prinzip?

Hallo partyausfall, gute Frage... was verbirgt sich hinter Black Rock... also so genau kann ich das selbst nicht beantworten. Ich glaube einfach, in einer Szene, in der sich die unterschiedlichsten Spielarten so sehr ausdifferenziert haben wie in unserer, und du bei all den verschiedenen Genres, Subgenres und Subsubgenres den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen kannst, sehnen sich die Menschen nach etwas, das sie wieder ein bisschen näher zusammenrücken lässt. Ich hoffe jedenfalls, dass mich mein Eindruck nicht täuscht, denn wenn wir so weiter machen wie bisher, gebe ich dem Ganzen nicht mehr lange, bis es sich in die komplette Bedeutungslosigkeit auflösen wird - und das wäre doch sehr schade. Noch ist es aber nicht zu spät und ich glaube fest daran, dass jeder von uns etwas dafür tun kann, die Szene zu schützen. Ich denke, dass auch der Black Rock das Potential dazu hat, einen kleinen Beitrag zum Erhalt des Undergrounds zu leisten. Ich hoffe, dass er möglichst viele Menschen berühren und sie zur Einigkeit führen wird - Black Rock ist für alle da.

partyausfall.de: Hat sich in eurer Heransgehensweise etwas geändert und wie ist das Album entstanden?

Seitdem ZM im Winter/Frühling 2002 gegründet wurde, war immer eine Menge Bewegung in der Band. Es gibt zwar ein festes Grundgerüst, das seit dem ersten Album besteht, allerdings sind immer wieder neue Gesichter dazu gekommen die frischen Wind in die Angelegenheit gebracht haben. So gesehen lebt die Band von Veränderung - und dem Bedürfnis Neues zu erschaffen. Was das Songwriting betrifft, hat dieser Schaffensdrang dafür gesorgt, dass wir uns mehr Zeit nehmen mussten, um unter den Dutzenden von Ideen, die jeder von uns hatte, die Perlen herauszusuchen und diese optimal miteinander zu kombinieren. Auch für die Aufnahmen und die Produktion haben wir mehr Zeit eingeplant als bei den ersten beiden Alben, so hat die gesamte Produktion in Dänemark von Januar bis zum April 2009 gedauert. Ein weiterer wesentlicher Unterschied zu früheren Veröffentlichungen ist, dass die neue Scheibe von einem neuen Team veröffentlicht wird. Die CD wird am 09.10.09 auf Let it Burn Records erscheinen und dann über Soulfood vertrieben - die Vinylversion kommt auf Sharkmen/Powertrip Records raus und wird Mitte Oktober das Licht der Welt erblicken. Wir waren zwar stets mit unserer alten Plattenfirma (GSR) zufrieden, aber wie schon gesagt - the only constant thing is change - und auch labeltechnisch musste einfach etwas Neues her.

partyausfall.de: Spielt für dich die Form der Veröffentlichung eine Rolle?

Ich persönlich bevorzuge CDs oder Vinyl. Natürlich haben Downloads sowohl für die Produzenten als auch die Konsumenten von Musik viele Vorteile, aber bislang kann ich mich persönlich mit digitalen Veröffentlichungen nicht so richtig anfreunden. Wenn ich Musik kaufe, möchte ich, dass eine CD oder eine Platte in meinem Regal steht und ich etwas in den Händen halten kann, das ich nicht nur hören, sondern auch anfassen und sehen kann. Ich möchte das Werk einer Band, oder eines Künstlers gerne komplett auf mich wirken lassen - und das ist bei iTunes und co nur bedingt möglich. In den meisten Fällen hat es ja einen Sinn, dass ein Album aus 10 oder 12 Songs besteht und es ein Booklet mit Artwork und Texten gibt. Leider schwindet in Zeiten der Massenabfertigung die Qualität in diesem Bereich häufig drastisch. Alben bestehen aus zwei bis drei auf Hit produzierten Songs, der Rest sind bloß Lückenfüller, das Artwork ist lieblos und die Texte nicht von Belang... Deswegen kann ich irgendwie auch die verstehen, die lieber gezielt nur die "guten" Songs runterladen und den Rest ignorieren. Ich habe den Eindruck, dass sich schlechte Qualität und Downloads wechselseitig beeinflussen. Es gibt ja schon diverse Bands bei denen Mann den Eindruck bekommt sie produzieren gezielt Klingeltöne. Naja, wie bei allen neuen Medien wird es wohl auch hier eine Zeit dauern, bis sich ein vernünftiger Umgang einpendelt.
partyausfall.de: Bei der jüngsten Bundestagswahl hat die Piratenpartei eine deutliche Lockerung des Urheberschutzes bei digitalen Werken gefordert. Ist das für eine Band wie Zero Mentality ein wichtiges Thema?

Ich hab zu dem Thema eine etwas zwiegespaltene Meinung. Auf der einen Seite profitieren Bands zwar davon, dass ihre Musik durch illegale Downloads so viele Leute erreicht, auf der anderen Seite wird es für Bands aber immer schwieriger Plattenverträge zu bekommen. Plattenfirmen leben nunmal von CD Verkäufen und den Rückgang der Verkaufszahlen versuchen die Labels dann wieder durch Scheißverträge mit geringerem Studio-Budget oder Merchbeteiligungen reinzuholen. Man könnte jetzt zwar argumentieren, dass sich die Spreu schon vom Weizen trennen werde, aber Fakt ist, dass es Bands aus dem Underground, die eh nie viel verkauft haben und sich ihre Brötchen schon immer hart erarbeiten mussten am härtesten trifft. Es macht vielleicht keinen Unterschied ob Lady Gaga eine, zehn oder hundert Millionen CDs verkauft, aber es macht einen riesigen Unterschied, ob eine Band wie wir hundert, tausend oder zehntausend CDs verkauft. Das entscheidet nämlich darüber, ob es überhaupt noch ein weiteres ZM Studioalbum geben wird, oder wir wieder mitm Kasi im Proberaum aufnehmen müssen.

partyausfall.de: Im Song "Feature Dich Selbst" vom neuen Album rufst du zu mehr Eigenständigkeit auf. Handelt es sich dabei auch um eine Kritik an der momentanen "Hardcore-Szene"?

Ich bin nicht in der Position irgendjemanden für etwas zu kritisieren, das ich selbst nicht viel besser mache -auf unserer CD sind ja auch ein paar "Features"- aber ich beobachte mich und die Menschen, die mich umgeben, beschreibe was ich sehe und ziehe meine Schlüsse daraus. Feature dich selbst ist zwar als Reaktion auf den zunehmenden Starkult innerhalb des Undergrounds entstanden, stellt aber über mein Unverständnis über mangelndes Selbstvertrauen hinaus auch eine Aufforderung an mich selbst dar, bei dem Spielchen nicht mitzumachen. Ich empfinde diese übertriebene Heldenverehrung und das permanente und penetrante Namedropping als sehr unangenehm und bin oft peinlich berührt, wenn auf CDs riesige Aufkleber verkünden, dass "Jamie-Jackson-Hardcorestar" Guestvocals macht, oder in Bandinfos absurde Bezüge zu angesagten Bands hergestellt werden. Es scheint so, als hätten viele Musiker nicht genug Eier in der Hose etwas Eigenes zu tun. Das äußert sich dann auch in deren einfallslosen Songwriting. Vor ein paar Jahren war der Underground voll mit Leuten, die den Glauben an die Welt da draußen verloren haben, Leute, die nicht viel konnten aber alles gegeben und so aus eigener Kraft neues erschafft haben. Heute wird lieber altbewehrtes abgekupfert oder auf aktuelle Trends aufgesprungen, statt den eigenen Scheiß durchzuziehen.

partyausfall.de: Was sind deine persönlichen musikalischen Einflüsse?

Der neue Rammstein Song ist cool.

partyausfall.de: Hast du einen Geheimtipp für uns, egal aus welchem Gebiet?

Den neuen Rammstein Song.

partyausfall.de: Was kann man in der Zukunft von euch erwarten? Der Song "Das Ende vom Lied" klingt wie ein Abschied...

In dem von dir angesprochenen Song besinge ich nicht das Ende von ZM sondern stelle klar, dass ich der Meinung bin, dass jeder Mensch das ultimative Freiheitsrecht besitzt sein Leben dann zu beenden, wann er es für richtig hält - also mein kleiner Beitrag zur aktuellen Sterbehilfe Diskussion. Ich kann dir aber sagen, dass wir am Freitag und Samstag unsere Ruhrpott Release Shows in Hagen und Bochum spielen und unser Label gerade zwei Vinyl Release Shows im Osten Deutschlands bucht. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass wir demnächst auf Tour gehen werden Wo und wann das Ganze stattfinden wird, kann ich aber jetzt noch nicht voraussagen. Auf unserer MySpace Seite findest du aber demnächst bestimmt ne Menge brandaktueller Tourdaten...

partyausfall.de: Danke für das Interview!

Dank dir und Glück Auf! --- Ben Fink

 

Bilder/Credits: Band

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