Interviews

BARREN

mark / xembracex | www.facebook.com/barrenxvx

Es ist kalt, verdammt kalt. Ich befinde mich in der Reilstraße 78 in Halle und freue mich, in einer Stunde den Künsten von STATIC VOID, xBARRENx und BARELY AWAKE zu lauschen. Ich hoffe mittlerweile, dass diese Stunde schnell vergeht, weil ich friere, da das Haus erst nach und nach aufgeheizt wird. Wer konnte denn auch ahnen, dass Ende März Temperaturen unter dem Gefrierpunkt jegliche Vorfreude auf frühsommerliche Zustände immer und immer wieder im Keim ersticken würden. Die nordeuropäischen Winde haben es der Saalestadt angetan. Ich bin heilfroh, dass ich auf dem Weg dorthin nicht ausgerutscht bin - das Eis ist tückisch und bei der Dunkelheit nicht überall erkennbar. Die Technik ist langsam aufgebaut und wie sich im Nachhinein herausstellen soll, ist auf der gesamten Tour von xBARRENx und STATIC VOID keine gerissene Saite in das Protokoll aufzunehmen. So gehe ich dann mit Langi, seines Zeichens Gitarrist von xBARRENx, in eine ruhige Ecke und stelle ihn diverse Fragen über seine musikalischen Arbeiten, Vorstellungen, Politik und erfahre, warum BA'AL, deren Auflösung ich nach wie vor hinterher trauere, damals wirklich "true Death-Metal" gewesen sind.

partyausfall.de: Mit xBARRENx formiert sich heute eine Band, die auch aus ZANN-Mitgliedern besteht. Auch auf der xBARRENx-Homepage werden ZANN eigens hervorgehoben. Was hat ZANN für dich damals ausgemacht?

Langi: ZANN war für mich einerseits eine sehr inspirierende Band, was mehrere Gründe hat: Zum einen war das eine Band, die wirklich raus gekommen ist - die haben in Japan und Amerika getourt und waren auch sehr innovativ. Man hatte hier in der Gegend immer so den Einheitsbrei gehabt und ZANN haben wirklich konsequent eine eigene Schiene gefahren. Aus diesen Gründen ist es für mich sehr toll, heute mit den Leuten zusammen zu arbeiten.

partyausfall.de: Was von ZANN haben xBARRENx heute übernommen?

Langi (lacht): Schlagzeuger und Basser.

partyausfall.de: Du selber warst früher bei BA'AL aktiv. Früher gab es auch in Eisenach "Raw Edge" und aus Gotha kamen "Bury My Sins". Das ist ja nun schon wieder ein bisschen her, weshalb ich mich frage: Gibt es heute noch sowas wie eine Hardcoreszene in Thüringen, wie das damals den Anschein hatte?

Langi: Also die Bands gibt es ja schon noch in irgendeiner Art und Weise, die Szene fluktuiert da auch immer wieder. Von "Raw Edge" sind ja mittlerweile zwei Leute immer noch aktiv, die jetzt bei "Gloomster" spielen. Das ist jetzt komplett andere Musik, eher dreckiger Hardcore-Punk. Auch die Leute von "Bury My Sins" haben sich jetzt in "Marisolv" wieder gefunden. Man kennt sich halt von früher, die Connections sind noch da.

partyausfall.de: Also kann man schon noch von einer Szene reden?

Langi: Ja, genau.

partyausfall.de: Und ist die in Thüringen mehr oder weniger stark ausgeprägt oder anders gefragt: wo ist sie am stärksten ausgeprägt?

Langi: Das kann ich leider nicht wirklich sagen.

partyausfall.de: Nebenbei bist Du ja auch Gitarrist bei FAILED SUICIDE PLAN. Gibt es für Dich jetzt Unterschiede bezüglich der Teilhabe bei xBARRENx oder FAILED SUICIDE PLAN?

Langi: Ja, das ganze Songwriting ist bei den Bands komplett unterschiedlich. Also bei FAILED SUICIDE PLAN werden die Songs in der Gruppe geschrieben, bei xBARRENx hat Robert, unser anderer Gitarrist, das zum größten Teil alles schon vorbereitet und ich füge dann meine Ideen davon inspiriert hinzu. So läuft das halt. Ich hab auch immer wieder mal Ideen, aus denen dann Songs entstehen, aber die treibende Kraft ist Robert.

partyausfall.de: Bei FAILED SUICIDE PLAN ist es ja so, das Euer Sänger Jufert in einer anderen Stadt (Berlin - Anm. d. Verf.) wohnt. Wie wirkt sich das denn auf die Arbeit an der Musik miteinander in der Band aus?

Langi: Bisher noch nicht negativ. Was für uns natürlich überraschend positiv ist. (lacht) Also das funktioniert ganz gut. Wir machen zu dritt die Musik und haben außerdem ein relativ gutes Aufnahmegerät. Die Aufnahmen werden dann an Jufi nach Berlin geschickt. Dann proben wir einmal im Monat und wenn neue Songs entstanden sind, hat Jufi dann eigentlich alles schon vorbereitet. Er hat den Text dann schon, hat das schon eingeübt, wie er das im Endeffekt machen möchte. Problematisch ist natürlich die Sache mit der Anreise. Also wir können jetzt - gerade, wenn wir jetzt regional spielen wollen - auch nicht mehr sagen "Wir machen das jetzt für zwanzig Euro", weil wir brauchen aufgrund der Spritkosten natürlich mehr für ihn. Aber das ist bis jetzt so die einzige negative Sache. Ansonsten funktioniert die Arbeit ganz gut zusammen - auch aus der Entfernung.

partyausfall.de: Inwiefern findest Du persönlich Deine musikalischen Interessen in Deinen Bands wieder?

Langi: Die finden sich mehr bei FAILED SUICIDE PLAN, weil wir uns sofort einig waren, dass wir die Musik machen wollen, auf die wir Lust haben und unsere ganzen Einflüsse dort einbringen. Bei xBARRENx ist wiederum die Marschrichtung vorgegeben. Dort wollen wir Mitt-Neunziger New-School Hardcore machen, moshig eben und das ist okay. Das Schöne daran ist, dass man dann irgendwie auch eine Richtung hat, in die dann auch das Songwriting gelenkt wird. Bei FAILED SUICIDE PLAN ist es dann eher so, dass es mehr oder weniger überraschend ist. Wir wollen uns da nicht einschränken. Wenn der Emo-Part zusammen mit einem Grindcore-Part passt und das irgendwie cool ist, dann machen wir das

partyausfall.de: Gibt es hinsichtlich der Inhalte Unterschiede zwischen FAILED SUICIDE PLAN und xBARRENx?

Langi: Nicht so direkt, weil es bei beiden Bands textlich keine Einschränkungen gibt. Bei xBARRENx ist das Signum ja, dass wir eine Vegan-Straight-Edge-Band sind und das wird selbstverständlich bei uns auch in den Texten ein bisschen verarbeitet. Bei FAILED SUICIDE PLAN ist das anders. Es gibt zwei Vegan-Straight-Edger und die restlichen sind halt "normal". (lacht) Jufi schreibt da bei uns die Texte und damit über alles, was ihn so bewegt. Ob das jetzt nun aus einem emotionalen oder aus einem politischen Blickwinkel kommt, geschieht je nachdem, was ihn gerade inspiriert. Bei xBARRENx liegt der Fokus auf politischen Themen und eben auch das Vegan-Dasein. Aber was ich schön finde ist, dass unser Sänger das nicht auf die typischen Plattitüden beschränkt, sondern dass er es auch aus einer anderen Sichtweise beschreibt. So haben wir zum Beispiel einen Song, der heißt "Bad Bargain". Da geht es unter anderem auch darum, dass vegane Ernährung auch eine positive Auswirkung auf die ganze globale Sichtweise hat. Das hat eben nicht nur für Tiere, sondern auch für Menschen Vorteile, sowohl politisch als auch ökonomisch. Und das ist meiner Meinung nach ein sehr schöner und interessanter Ansatz

partyausfall.de: Welch passende Überleitung, denn auf eurer Homepage (xBARRENx - Anm. d. Verf.) sprecht ihr ja auch eine thematische Hinwendung zur Politik an. Du hast ja jetzt bereits Eure Vegan-Straight-Edge-Einstellungen erwähnt. Was bedeutet aber Dir persönlich Politik und inwiefern spiegeln sich Deine eigenen Haltungen in diesen Songs wieder?

Langi: Grundsätzlich bin ich mit den Texten komplett politisch einverstanden. Wir haben da jetzt keine Streitpunkte. Es gibt halt viele Kompromisse, die ich eingehe auf musikalischer Ebene, aber was jetzt die inhaltliche betrifft: wenn ich mich irgendwie in irgendeiner Sache nicht wohlfühle, dann wird das auch besprochen und dementsprechend dann auch geändert. Ich finde es sehr wichtig für eine Hardcore-Band, eine politische Aussage zu haben und diese auch entsprechend zu leben. Ich hab das öfters erlebt, dass viele politische Sprüche zu Plattitüden verkommen sind, Wenn zum Beispiel eine Band live sagt, dass sie sich gegen Kapitalismus ausspricht, aber dennoch fünfzehn verschiedene Shirt-Designs anbietet und via Internet, wo sie eigentlich sehr viele Leute erreichen wollen, eigentlich nur Werbung für ihren Merchandise macht, dann finde ich das schon etwas zwiespältig. Von daher ist meine politische Sichtweise eigentlich in beiden Bands sehr gut vertreten.
partyausfall.de: Noch eine Frage zur Politik, weil ich persönlich immer relativ oft feststelle, dass angelehnt an einen alten Film mit Bill Murray "die Grauzone täglich grüßt". Wie würdest Du selber reagieren als Bandmitglied - und vielleicht auch stellvertretend für eine Band, in der Du selber bist -, wenn Du erfahren würdest, dass eine umstrittene Band zusammen mit euch gebucht wurde?

Langi: Dann würden wir absagen - konsequent!

partyausfall.de: Wo wir dabei sind: welches Potential siehst Du da beim Hardcore mittlerweile? Inwiefern können sich beim Hardcore gefährliche politische Einstellungen finden?

Langi: Das Problem ist, dass es mittlerweile sowieso recht dubiose Strömungen im Hardcore gibt. Einerseits diese ganzen Christen-Hardcore-Sache, dann leider auch die aufstrebenden Nazi-Hardcore-Bands, die auch einen veganen Straight-Edge-Lebensstil propagieren, und schließlich leider auch sehr viel unpolitische Bands. Nehmen wir Bands wie "Eskimo Callboy" oder so, die wirklich sexistisch sind und auch Vergewaltigungsphantasien in ihren Songs verarbeiten und die werden komischerweise trotzdem sehr gehyped und viel gebucht. Das sind Shows, auf denen ich nicht spielen würde. Dass so ein gewisses politisches Bewusstsein mittlerweile verkommt, finde ich eigentlich ehrlich gesagt traurig. Das ist auch der Grund, warum ich unbedingt in einer politischen Hardcore-Band spielen möchte: um einfach zu zeigen beziehungsweise den Kids vor Augen zu halten, dass im Endeffekt die Wurzeln des Hardcore eigentlich aus einer anderen Ecke sind und das politische Bewusstsein zumindest wieder geweckt werden sollte. Bei Hardcore geht's nicht um Styling. Ich weiß, das klingt jetzt auch abgedroschen, aber es geht halt nicht um coole Frisuren und Tätowierungen, Groupies oder sonst irgendwas. Man macht Musik oder man sollte Musik machen, weil man wütend auf etwas ist.

partyausfall.de: Seit Januar 2012 existiert ja nun eure xBARRENx-Demo, FAILED SUICIDE PLAN haben selber dieses Jahr mit "Fragment" einen Song der neuen Platte vorgestellt. Was können wir dieses Jahr von xBARRENx und FAILED SUICIDE PLAN erwarten?

Langi: Bei FAILED SUICIDE PLAN kann ich konkret ein Datum nennen. Wir werden am 06.04. unsere neue EP veröffentlichen. Es wird eine Release-Show geben in Jena im besetzten Haus und danach werden wir anschließend eine Europatour spielen. Bei xBARRENx gibt es noch nichts Konkretes mit weiteren Veröffentlichungen. Wir wollen noch mindestens zwei Songs im Kasten haben. Wir haben jetzt acht Songs - sieben spielen wir davon live - und wir hätten noch gerne zwei Songs und dann würden wir ins Studio gehen. Allerdings wollen wir uns jetzt nicht so stressen, dass wir sagen, dann und dann müssen die Songs fertig sein, damit wir nichts Halbgares raus haben. Daher kann ich da jetzt im Moment nichts sagen. Auf alle Fälle streben wir schon an, dieses Jahr noch ins Studio zu kommen und gleich eine LP zu machen.

partyausfall.de: Dieselbe Frage nochmal ein bisschen andersrum, ein bisschen persönlicher. Was sind Deine persönlichen Ziele mit xBARRENx und FAILED SUICIDE PLAN?

Langi: Das, was eigentlich jeder gerne macht: Songs schreiben und vor allem live spielen und auch mal in Gegenden zu kommen, wo man halt sonst so nicht hinkommen würde. Das ist für mich das Größte.

partyausfall.de: Du bist ja nun seit sieben Jahren mit Bands unterwegs. Gibt es für dich Erlebnisse, die Dir heute noch in Erinnerung bleiben?

Langi: Da gibt es viele. Die meisten davon sind eher makaberer Natur (lacht). Ich erzähl es trotzdem mal. Also zum Beispiel mit BA'AL war es sehr - naja, nicht wirklich lustig, aber - wir haben mit BA'AL in Triest in Italien gespielt und gegenüber war ein Altenheim. Direkt nach dem Konzert fuhr dann der Leichenwagen vor. Da dachten wir uns "Ja, true Death-Metal". (lacht) Oder auf der Tour mit FAILED SUICIDE PLAN: Auf der ersten Rumänien-Tour mussten wir nach dem dritten Konzert abbrechen, weil wir uns da eine wunderschöne Lebensmittelvergiftung zugezogen haben. Das bediente leider ein sehr blödes Klischee. Bei mir fing es an, die anderen beiden Mitglieder haben sich noch darüber lustig gemacht, bis dann der Gitarrist aufgewacht ist und sich auch übergeben musste. Plötzlich wachte der Sänger auf, hat sich auch übergeben und hat sich übelst kaputt gelacht. Wir fragten, was denn jetzt so sei und er meinte, er hatte grade geträumt, dass er sich übergeben muss, wacht auf und hat sich übergeben. (lacht) Das war eine sehr schlimme Rückfahrt - siebzehn Stunden am Stück, drei Leute krank, nur unser Schlagzeuger nicht. Ich war damals noch nicht vegan und wir vermuten, dass es irgendwie eine Mayonnaise war oder so. Er war der einzige, der das quasi heil überstanden hat. Ich hab auch sehr viele positive Erinnerungen, gerade an die Osteuropa-Touren. Man hat ja immer so ein bisschen diese blöden Klischees im Hinterkopf - gerade was Serbien betrifft. Man muss sagen, dass ich da sehr positiv überrascht war von den Leuten. Man wird dort sehr herzlich empfangen, sie kümmern sich sehr gut und auch landschaftlich ist es wunderschön dort.

partyausfall.de: Zum Abschluss noch fünf Entscheidungen zwischen jeweiligen Begriffspaaren. Du nennst eins von beiden und Du sagst, warum.

Langi: Ok.

partyausfall.de: Jena vs. Erfurt?

Langi: Oh. (lacht) Also wenn das jetzt kein Fussball-Ding ist, würd ich sagen: auf jeden Fall Jena.

partyausfall.de: Und was ist, wenn es ein Fussball-Ding ist?

Langi: Da kenn ich mich nicht aus, aber da gibt es ja solche Streitereien. Jena eigentlich nur, weil da mehr los ist als in Erfurt.

partyausfall.de: Hardcore vs. Metal?

Langi: Auf jeden Fall Hardcore.

partyausfall.de: 500 vs. 100 Gäste?

Langi: 100 Gäste. Ich spiel lieber kleinere Clubshows als auf großen Bühnen, wo ich keine Nähe zu den Leuten habe.

partyausfall.de: Bass vs. Gitarre?

Langi: Ganz ehrlich? Bass. Es ist einfacher und man kann mehr angeben dadurch, dass es einfacher ist (lacht)

partyausfall.de: Hund vs. Katze?

Langi: Auf jeden Fall Katze.

partyausfall.de: Langi, ich bedanke mich vielmals für das Interview. Viel Erfolg auf Eurer Tour mit STATIC VOID.


Infos zu xBARRENx
Homepage: barren.blogsport.de
Facebook: www.facebook.com
Download Demo: barren.blogsport.de

Discographie
2012 - Demo

Infos zu FAILED SUICIDE PLAN
Homepage: www.failedsuicideplan.de
Facebook: www.facebook.com
Bandcamp: failedsuicideplan.bandcamp.com

Discographie
2007 - 1st record
2009 - 2nd record
2011 - 3rd record ("Make Mistakes Trying To Kill Yourself")
2012 - EP (untitled)

 

Bilder/Credits: mark / xembracex | www.facebook.com

Autor: KaesekuchenHALRegistriert: 26.04.2012 - Verfasste Artikel: 20 - Forenposts: 37 - Alle Artikel anzeigen
13.140x gelesen