[Review] Long Distance Calling - The Flood Inside
Verfasst: 09.04.2013, 15:04
Long Distance Calling - The Flood Inside
VÖ: 01.03.2013
Label: SuberBall Music http://www.facebook.com/longdistancecalling, http://www.longdistancecalling.de

Tracklist:
01. Nucleus
02. Inside The Flood
03. Ductus
04. Tell The End
05. Welcome Change
06. Waves
07. The Man Within
08. Breaker
Spielzeit: 55:27 min
Selten war ein Name so sehr Programm wie bei LONG DISTANCE CALLING, einfach ein perfektes lyrisches Gleichnis zum musikalisch Dargebotenen! Schier ewige Klänge und dahin-schwelgende Experimente, die sich nicht selten in Zeit und Raum verlieren zu scheinen und das stets nah am Rande der Perfektion. Kein Zufall also, dass nach dutzenden HeadLiner - Touren und Festivals auch der kommerzielle Erfolg nicht länger auf sich warten lassen wollte und so kam es das ihr 3. Studioalbum 'Long Distance Calling' sich unten den Top 40 der Media Control Verkaufscharts platzierte! Alle Achtung, aber Qualität setzt sich anscheinend selbst in heutiger Zeit noch das eine oder andere mal durch, ganz ohne Castingshow und Möchtegernexperten!
Stück für Stück haben sie dabei ihren atmosphärischen Postrock mittels genreübergreifenden Inputs erweitert, wurden rock- und rifflastiger, ohne dabei ihren eigenen Sound zu verraten. Hier folgt nun der vierte Langspieler der Combo aus Münster: 'The Flood Inside', welcher zwar den Ausstieg von Elektronik-Künstler Reimut van Bonn zu verzeichnen hat, dieser Umstand aber letzten Endes nur dazu führte, dass man sich neben rein instrumentalen Geschichten nun fortan auch gesanglichen Wagnissen stellen sollte, was natürlich dem gesamten Projekt LONG DISTANCE CALLING ein völlig neue Dimension verschafft.
Dabei verschwinden die instrumentellen Songs keineswegs aus dem Repertoire der Band: gleich der Opener 'Nucleus', 'Ductus' und vor allem das endlos schöne 'Waves' (!) sind nicht weniger als schwergewichtige Meisterwerke, welche sich nicht scheuen die unterschiedlichen musikalischen Sozialisierungen der einzelnen Bandmitglieder in nahezu allen Facetten zu verarbeiten. Für das nun folgende, mit markanter Stimme ausgestattete, Liedgut, wie beispielsweise 'Inside the Flood', 'Tell The End' oder 'The Man Within', wurde sich aufgrund des hohen eigenen Anspruchs auch nicht nur nach einem x-beliebigen Shouter oder weinerlichen Knaben umgesehen, nein, eine eigenständig - zeitlose Rockstimme ala FAITH NO MORE oder SOUNDGARDEN stand ganz oben auf der Liste, und konnte letzten Endes mit Martin „Marsen“ Fischer treffsicher besetzt werden, der nicht nur am Gesang sondern auch an den Tasteninstrumenten sein Talent zum Besten geben durfte. Vielleicht ist dieser klassische Gesangsstil nicht unbedingt jedermanns Sache, aber, getreu dem Anspruch der Band innovativ an das Konzept 'Musik' herangehen zu wollen, absolut stilsicher umgesetzt und alles andere als von der Stange!
Musikalisch argumentierend ist es weiterhin kaum möglich innerhalb eines kurzen Abrisses all die verschiedenen Einflüsse und Facetten umfassend anschneiden zu können, die man in 'The Flood Inside' entdecken kann. Von unzähligen Soli und Klangexperimenten, in-sich-kehrenden PostParts oder rohen Gitarrenwänden mit härterem Druming, es ist schlicht alles vorhanden was postrockende Gitarrenmusik zu bieten hat, inklusive der bereits angesprochenen gesanglichen Dimension, die dem Album noch mehr Tiefe und Input verleiht. Und wer die Band kennt der weiß ohnehin, wie schnell man sich im Gefrickel atmosphärischer Soundspielerein verlieren kann und träumerisch von Riff zu Riff getragen wird, oder wie die Band ihr Songwriting selbst beschreibt: „Ein Part ist selbstverständlich immer so lang wie er lang sein muss. Trotzdem wurde oft diskutiert und dann aus dem Bauch heraus entschieden. Viele Ideen ergeben viele verschiedene Teile, trotzdem muss es fließen. Das war der Plan.“ Nahezu perfekt umgesetzt würde ich mal behaupten, denn unzählige geniale Momente konnten festgehalten werden und es wirkt selbst bei 7min Songlänge nie unnötig in die Länge gezogen oder übertrieben. Durch und durch harmonisch möchte man behaupten.
Fazit: Will ich mich wirklich hinreißen lassen einen winzigen Kritikpunkt zu veräußern, dann ist es eher als subjektive Wertung der Songs untereinander zu verstehen, denn ich muss mir in Endkonsequenz zugestehen, dass mir die instrumentellen Stücke weiterhin um ein Vielfaches mehr zusagen, als diejenigen in denen Herr Fischer seinen Beitrag dazu leisten durfte. Vielleicht ist das aber auch nur das nostalgische Geschwätz eines reaktionären Geistes, vielleicht gefallen mir die Vorgänger einfach nur ein Wenig mehr oder sind mir schlicht geläufiger als das neue Material auf 'The Flood Inside', denn wie bei jedem LONG DISTANCE CALLING Langspieler reicht 1-2 mal Hören im Leben nicht aus um sich ein vollständiges Bild der Scheibe machen zu können. Möglicherweise versteht man es hier sogar noch besser, seinem Hörer ein minimalstes Mehr an Suggestionskraft zu indizieren. Soll das mal jeder für sich selbst entscheiden.
Um nicht falsch verstanden zu werden, 'Marsen' am Gesang macht wirklich nahezu alles richtig, seine Stimme ist markant und wirkt nie deplatziert oder ähnliches, jedoch bekommt die ganze Ausrichtung der Band einen neuen Stempel, einen neuen Stil, verpasst, was sie eher in die Sphäre des Rock verfrachtet, als ihrem eigenen Stil den Sonderplatz einzuräumen, den es einfach verdient hat. Aber selbst dieser vermeidliche Schwachpunkt muss von mir auch sofort wieder entkräftet werden, denn im Gegensatz zu den ersten Gesangswerken, ist die Symbiose aus LONG DISTANCE CALLING und fester Gesang in 'The Man Within' meiner Meinung perfekt gelungen. Man ahnt es schon, es streiten sich die Gelehrten und Freigeister über die konkrete Ausprägung eines qualitativen Level, welches die meisten nie im Ansatz erreichen werden, deshalb sollte uneingeschränkter Konsens darüber herrschen, dass man froh sein kann, derartige Hochkaräter als Qualitätsexportware in alle Welt verschicken zu dürfen, denn hier muss man sich schon lange vor keiner Genregröße mehr verstecken!
Noch ein paar Jahre und wir können mit Stolz berichten dabei gewesen zu sein, als ein paar Herren aus Münster sich anschickten Schule zu machen!
Punkte: 9/10
Discografie:
2007 - Satellite Bay
2009 - Avoid the Light
2011 - Long Distance Calling
2013 - The Flood Inside
http://www.longdistancecalling.de/
VÖ: 01.03.2013
Label: SuberBall Music http://www.facebook.com/longdistancecalling, http://www.longdistancecalling.de
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Tracklist:
01. Nucleus
02. Inside The Flood
03. Ductus
04. Tell The End
05. Welcome Change
06. Waves
07. The Man Within
08. Breaker
Spielzeit: 55:27 min
Selten war ein Name so sehr Programm wie bei LONG DISTANCE CALLING, einfach ein perfektes lyrisches Gleichnis zum musikalisch Dargebotenen! Schier ewige Klänge und dahin-schwelgende Experimente, die sich nicht selten in Zeit und Raum verlieren zu scheinen und das stets nah am Rande der Perfektion. Kein Zufall also, dass nach dutzenden HeadLiner - Touren und Festivals auch der kommerzielle Erfolg nicht länger auf sich warten lassen wollte und so kam es das ihr 3. Studioalbum 'Long Distance Calling' sich unten den Top 40 der Media Control Verkaufscharts platzierte! Alle Achtung, aber Qualität setzt sich anscheinend selbst in heutiger Zeit noch das eine oder andere mal durch, ganz ohne Castingshow und Möchtegernexperten!
Stück für Stück haben sie dabei ihren atmosphärischen Postrock mittels genreübergreifenden Inputs erweitert, wurden rock- und rifflastiger, ohne dabei ihren eigenen Sound zu verraten. Hier folgt nun der vierte Langspieler der Combo aus Münster: 'The Flood Inside', welcher zwar den Ausstieg von Elektronik-Künstler Reimut van Bonn zu verzeichnen hat, dieser Umstand aber letzten Endes nur dazu führte, dass man sich neben rein instrumentalen Geschichten nun fortan auch gesanglichen Wagnissen stellen sollte, was natürlich dem gesamten Projekt LONG DISTANCE CALLING ein völlig neue Dimension verschafft.
Dabei verschwinden die instrumentellen Songs keineswegs aus dem Repertoire der Band: gleich der Opener 'Nucleus', 'Ductus' und vor allem das endlos schöne 'Waves' (!) sind nicht weniger als schwergewichtige Meisterwerke, welche sich nicht scheuen die unterschiedlichen musikalischen Sozialisierungen der einzelnen Bandmitglieder in nahezu allen Facetten zu verarbeiten. Für das nun folgende, mit markanter Stimme ausgestattete, Liedgut, wie beispielsweise 'Inside the Flood', 'Tell The End' oder 'The Man Within', wurde sich aufgrund des hohen eigenen Anspruchs auch nicht nur nach einem x-beliebigen Shouter oder weinerlichen Knaben umgesehen, nein, eine eigenständig - zeitlose Rockstimme ala FAITH NO MORE oder SOUNDGARDEN stand ganz oben auf der Liste, und konnte letzten Endes mit Martin „Marsen“ Fischer treffsicher besetzt werden, der nicht nur am Gesang sondern auch an den Tasteninstrumenten sein Talent zum Besten geben durfte. Vielleicht ist dieser klassische Gesangsstil nicht unbedingt jedermanns Sache, aber, getreu dem Anspruch der Band innovativ an das Konzept 'Musik' herangehen zu wollen, absolut stilsicher umgesetzt und alles andere als von der Stange!
Musikalisch argumentierend ist es weiterhin kaum möglich innerhalb eines kurzen Abrisses all die verschiedenen Einflüsse und Facetten umfassend anschneiden zu können, die man in 'The Flood Inside' entdecken kann. Von unzähligen Soli und Klangexperimenten, in-sich-kehrenden PostParts oder rohen Gitarrenwänden mit härterem Druming, es ist schlicht alles vorhanden was postrockende Gitarrenmusik zu bieten hat, inklusive der bereits angesprochenen gesanglichen Dimension, die dem Album noch mehr Tiefe und Input verleiht. Und wer die Band kennt der weiß ohnehin, wie schnell man sich im Gefrickel atmosphärischer Soundspielerein verlieren kann und träumerisch von Riff zu Riff getragen wird, oder wie die Band ihr Songwriting selbst beschreibt: „Ein Part ist selbstverständlich immer so lang wie er lang sein muss. Trotzdem wurde oft diskutiert und dann aus dem Bauch heraus entschieden. Viele Ideen ergeben viele verschiedene Teile, trotzdem muss es fließen. Das war der Plan.“ Nahezu perfekt umgesetzt würde ich mal behaupten, denn unzählige geniale Momente konnten festgehalten werden und es wirkt selbst bei 7min Songlänge nie unnötig in die Länge gezogen oder übertrieben. Durch und durch harmonisch möchte man behaupten.
Fazit: Will ich mich wirklich hinreißen lassen einen winzigen Kritikpunkt zu veräußern, dann ist es eher als subjektive Wertung der Songs untereinander zu verstehen, denn ich muss mir in Endkonsequenz zugestehen, dass mir die instrumentellen Stücke weiterhin um ein Vielfaches mehr zusagen, als diejenigen in denen Herr Fischer seinen Beitrag dazu leisten durfte. Vielleicht ist das aber auch nur das nostalgische Geschwätz eines reaktionären Geistes, vielleicht gefallen mir die Vorgänger einfach nur ein Wenig mehr oder sind mir schlicht geläufiger als das neue Material auf 'The Flood Inside', denn wie bei jedem LONG DISTANCE CALLING Langspieler reicht 1-2 mal Hören im Leben nicht aus um sich ein vollständiges Bild der Scheibe machen zu können. Möglicherweise versteht man es hier sogar noch besser, seinem Hörer ein minimalstes Mehr an Suggestionskraft zu indizieren. Soll das mal jeder für sich selbst entscheiden.
Um nicht falsch verstanden zu werden, 'Marsen' am Gesang macht wirklich nahezu alles richtig, seine Stimme ist markant und wirkt nie deplatziert oder ähnliches, jedoch bekommt die ganze Ausrichtung der Band einen neuen Stempel, einen neuen Stil, verpasst, was sie eher in die Sphäre des Rock verfrachtet, als ihrem eigenen Stil den Sonderplatz einzuräumen, den es einfach verdient hat. Aber selbst dieser vermeidliche Schwachpunkt muss von mir auch sofort wieder entkräftet werden, denn im Gegensatz zu den ersten Gesangswerken, ist die Symbiose aus LONG DISTANCE CALLING und fester Gesang in 'The Man Within' meiner Meinung perfekt gelungen. Man ahnt es schon, es streiten sich die Gelehrten und Freigeister über die konkrete Ausprägung eines qualitativen Level, welches die meisten nie im Ansatz erreichen werden, deshalb sollte uneingeschränkter Konsens darüber herrschen, dass man froh sein kann, derartige Hochkaräter als Qualitätsexportware in alle Welt verschicken zu dürfen, denn hier muss man sich schon lange vor keiner Genregröße mehr verstecken!
Noch ein paar Jahre und wir können mit Stolz berichten dabei gewesen zu sein, als ein paar Herren aus Münster sich anschickten Schule zu machen!
Punkte: 9/10
Discografie:
2007 - Satellite Bay
2009 - Avoid the Light
2011 - Long Distance Calling
2013 - The Flood Inside
http://www.longdistancecalling.de/