VÖ: 15.10.2012
Label: Fond Of Life Records - http://www.fondoflife.net
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Tracklist
01. Chasing Dragons, Cahsing Ghosts
02. Sleeping On The Floor
03. I Can´t Stop Movin´
04. The Soul Toss
05. Old Pine Trees
06. What´s A Ten-Year-Old To Do?
07. Paralysis
08. Stop The World
09. To The Beauty Of Living
10. On Your Sacred Ground
11. I Wished I Was
Laufzeit: 39:59 min
Nur noch peripher den einst vorgetragenen Punk Rock atmend, hat sich die Berliner Band The Driftwood Fairytales auf ihrem zweiten Album „Phantoms“ nun weitaus stärker dem aktuell weltweit sehr in den Fokus geratenen Folk sowie dem Pop Rock zugewandt, was nicht nur mutig ist, sondern größtenteils auch funktioniert und Spaß macht. Bereits Ende 2012 veröffentlicht, bekommt man auf elf Songs erhaben melancholische Geschichten präsentiert, die vom Loslassen, von großen Gefühlen und kleinen Momenten der Schönheit erzählen.
„Phantoms“ macht dabei von Anfang an keinen Hehl daraus, dass nicht mehr der Punk, sondern der Pop regiert und sich die Band in neue musikalische Gefilde hineinbewegt hat, um aus jenen verschiedenste Songansätze, aber auch bisher unberührte Instrumente zu beziehen. Egal ob Akkordeon, Piano, Banjo oder Trompeten, in den facettenreichen Tracks finden sich immer wieder Instrumente, die über das normale Outfit einer Band hinausgehen. Die Songs sind dabei sehr weichgezeichnet und klingen sowohl glasklar ausformuliert als auch aalglatt produziert. Dazu gibt es sehr viel Pathos und erhabene Größe gegenüber all der Rastlosigkeit unserer Welt, in die The Driftwood Fairytales keinesfalls mit eintauchen wollen. Tracks wie "I Can´t Stop Movin'" oder "Stop The World" sind großformatig angelegte Radio-Popsongs, die die Mutti beim Autofahren beglücken und ihr für einige Minuten das Träumen ermöglicht, die aber auch live zu funktionieren scheinen, so freudig wie die Live-Meute (!) für den Track "On Your Sacred Ground" in beinahe entrückter Art und Weise mitsingt. Allgemein setzt die Berliner Band vielfach auf Crew Vocals, die größtenteils mitreißen und mit Zeilen wie "We spent the best times sleeping on the floor, it´s so easy to let go when there is nothing to hold on to" oder "And still we keep on dancing on your sacred ground, ignoring all the rules" das Elementare am Sound der Band hervorheben. Bei den ruhigen Tracks wie "I Wished I Was" oder "Old Pine Trees" zeigt die Band dann ein paar Schwächen und auch nicht alle Lyrics zeugen von nachvollziehbarem Einfallsreichtum. Zudem irritieren die leicht übertriebenen Betonungen des Frontmanns in einigen Momenten, was mitunter den Tracks ein wenig die Ernsthaftigkeit raubt.
Die vier Mitglieder, die in ihren früheren Leben bei Punk Rock-Bands wie F-Three, Francesco oder Slobbery Dognose spielten, haben sich konsequent von dem Rohen, von jeglicher Punk-inhärenten Härte abgewendet und frönen dem Anschmiegsamen, dem Abholen jeglicher Zuhörer und Zuhörerinnen für kollektive Gänsehaut-Erlebnisse. The Driftwood Fairytales wollen schunkelnde Menschen, ergriffene Menschen, weinende Menschen, wollen Feuerzeuge, die große Bühne und das volle Stadion – weiter kann man von Punk nicht weg sein. Musikalisch ist das alles sehr ansehnlich und zum Teil wirklich wunderschön anzuhören, aber die etwas aufgesetzt wirkende Ausrichtung auf den Folk, besonders auf lyrischer Ebene, beraubt „Phantoms“ einer gewissen Natürlichkeit, die nicht selten gar in kalkulierte Gefühlsduselei ausartet. Wer sich über jeden weiteren Grammy für Mumford & Sons freut, kann hier jedenfalls nichts falsch machen - die Platte kann einiges.
Punkte: 07/10
Discographie
2012 - Phantom LP
2012 - Murmuration EP
2011 - Trailer Parks And Unicords LP
http://driftwoodfairytales.com/