[Review] ZEN ZEBRA - Awaystation

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KaesekuchenHAL
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[Review] ZEN ZEBRA - Awaystation

Beitrag von KaesekuchenHAL »

ZEN ZEBRA - Awaystation

VÖ: 24.08.2012
Label: Fourty Five Records - http://www.45rec.de/

Bild

Tracklist:
01. Butterfly Skin
02. The Hypnagogic State
03. Footprints On Sinking Ships
04. Lake Lauer
05. Rubicube
06. Read Me To Sleep
07. This Song Could Bear All Your Names
08. Will
09. For The Heart Is An Organ Of Fire
10. Pollyanna Please
11. Oceans

Spieldauer: 45:53 min

Es gibt ja immer wieder irgendwelche arg übertrieben selbstbewussten Bewohner der sächsischen Messestadt, die behaupten, dass Leipzig das neue Berlin sei. „Immer locker durch die Buxe atmen“, denke ich mir da und lass die Leute reden. Bedenke ich jedoch, was sich in den vergangenen Jahren musikalisch alles in dieser schönen Stadt so tummelt, dann bin ich durchaus am Überlegen, ob da nicht vielleicht doch ein kleines Fünkchen Wahrheit dran ist.

ZEN ZEBRA sind eine solche Band, denen es gelingt, mit ihrer Scheibe „Awaystation“ die „Fahne“ für die westsächsische Großstadt hoch zu halten – und zwar so hoch, dass ich wieder an Reinhold Messner glauben möchte, wenn ich an das Ende der Fahnenstange denke. Die Gitarren sägen gleich beim ersten Song „Butterfly Skin“ mit einer Präzision, die ihres Gleichen sucht. Sowas finde ich normalerweise bei DREDG oder so, denke ich mir. Die Stimme von Marv klagt sich in mein Gedächtnis – auf positive Weise, wie ich finde. Ich krieg sie einfach nicht mehr raus und suche die ganze Zeit nach Vergleichsmöglichkeiten. Außer Matt Bellamy fällt mir ad hoc keiner ein (wenngleich das auch nur partiell zutrifft) – aber das ist ja nicht wirklich schlimm, denke ich mir. Es gibt schlechtere Referenzen, um eine Stimme zu beschreiben.

Und so überlege ich weiter, wie die fünf Jungens von ZEN ZEBRA am besten beschreiben kann und komme auf solche Attribute wie „klirrend kalt“ und „wohltuend warm“ – das hängt eben immer von den angespielten Saiten auf den beiden Klampfen ab. „Verträumt“ wäre auch solch ein passendes Attribut – jedes Mal, wenn ZEN ZEBRA das Tempo einfach rausnehmen (und das beherrschen sie, ohne, dass es dem Hörgenuss einen Abbruch tut), komme ich automatisch ins Träumen und grinse so vor mich hin, als hätte ich gerade einen Schmetterling vorbei fliegen sehen.

Der Anspieltipp „Lake Lauer“ kann mich ebenfalls noch nicht dazu bewegen, eine eindeutige Zuordnung zu leisten. Doch das soll wohl eh nicht so sein. Mit Stakkato-Riffs wird durch das Lied begleitet, ehe es – kurz zuvor eine Pause nehmend – zum eindrucks- und kraftvollen Finale ausholt, bei dem mein Kopf einfach nicht mehr still halten kann. So bleibe ich einfach weiter in den Klauen dieser Scheibe gefangen und fühle mich dort pudelwohl. Diese Scheibe fesselt sowohl beim ersten Reinhören als auch beim zweiten, dritten usw. Neues gibt es immer wieder zu entdecken. Das ist Post-Rock – ja, jetzt habe ich mich mal auf einen schwammigen Begriff festgelegt – vom Feinsten.

Leipzig ist vielleicht nicht das neue Berlin, aber ZEN ZEBRA sind für mich meine persönlichen neuen DREDG. Mit ihrer Verspieltheit, die gleichwohl schnell ins Ernste abdriften kann (und dann auch soll), haben ZEN ZEBRA eine Hammerplatte raus gebracht. Einfühlungsvermögen vs. Draufgängertum, Entschlossenheit vs. Zweifel, Verzweiflung vs. Mut – all das können ZEN ZEBRA auf „Awaystation“ vereinen. Schön, dass sowas in unregelmäßigen Abständen in meinem CD-Regal landet.

Punkte: 09/10

Disko:
2009 – Take Back The Reins Apollo EP
2012 - Awaystation

Links:
http://www.zenzebra.de
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