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[Review] Ann Beretta - Wild, Young, and Free

Verfasst: 23.11.2012, 12:57
von mcflemmig
Ann Beretta - Wild, Young, and Free

Label: Gunner Records
VÖ: 21.09.2012

Bild

Tracklist:
01. Wild, Young, And Free
02. Unforgiven
03. Get Up Let's Go
04. Angry All The Time
05. Picture Perfect World
06. Better Half
07. Built To Last
08. Better Days
09. Locked, Ready, & Load
10. Just What I Needed
11. Something More
12. In The City
13. Mca
14. F.M.
15. Shovel
16. Bottlecaps
17. Broadway (Acoustic)

Spieldauer: 58:12 min

Pünktlich zum 15 jährigen Jubiläum von ANN BERETTA blickten die alt- Punk "n Roller wohl entweder in ihre leeren Taschen oder dachten wirklich an ihre Treusten der Treuen als sie sich versuchten, gut 10 Jahre noch ihrem letzten Langspieler "Three Chord Revolution", noch einmal in Sachen Punk goes Rock and Country zu profilieren. Das sich die Band aus Richmond dabei um 2003 von zwei ihrer langjährigen Mitstreiter hat trennen müssen (Leer Baker, Chris Rupp) ging am Sound des neuen Ensembles um Bandgründer und Frontmann Rob Huddleston nicht spurlos vorbei. Unverkennbar gemütlicher und um absatzorientiertere Aktualisierung ihres Stils, schlimmstmöglich am Vorbild heutiger Klatschmusikanten orientiert, rockt und swingt man sich eher mühsam durch das hier vorliegende Gewaltwerk "Wild, Young and Free" von knapp 1 Stunde Dauer – allein das schon hat mit PunkRock herzlich wenig zu tun!

Als ich dann noch erfahren musste das "Wild, Young and Free" eigentlich nur eine geringe Anzahl wirklich neuer Songs veröffentlicht hat, sondern eher als Zusammenschnitt längst Vergangenem gehört werden muss, stimmte mich das doch zunehmend missmutiger. Sicherlich, für Musikliebhaber gemässigter Gangart kann dieses Material durchaus ein guter Einstieg sein, um sich mit der Band etwas intensiver zu beschäftigen, falls es denn gefallen sollte, aber nach Jahren der Schaffenspause und kompletter Abstinenz hätte man doch durchaus auch komplett neues Material erwarten können... Nun denn, sei es wie es sei.

Speziell zu dem hier vorgestellten Material ist also letzten Endes nicht all zu viel zu sagen. In den ersten erschreckenden 5 Songs passiert so gut wie gar nichts, bis dann mit "Better Half", "Built To Last" und "Better Days" plötzlich der Beweis erbracht wird, warum man sich doch einen gewissen Ruf in der Szene hat erarbeiten können. Wirklich eingängige Hits, welche mal schnell "In a Row" verfeuert werden, absolut tanzbar und in "Better Days" vermag ich sogar Nuancen punkklassizistischer Stilmerkmale zu vernehmen... nur sollte jetzt wirklich niemand überschwänglich in Versuchung geraten seine Boots zum Pogo ausführen zu wollen... er würde bitter enttäuscht werden.

Nach diesen kurzen Lichtblicken ertönt noch der OldSchool-Hit "Locked, Ready, & Load" bevor man sich noch einmal kurz dem Bremspedal zuwendet und das Tempo erst gegen Ende wieder mehr forciert um einen zumindest vergnüglichen Abschluss zu erreichen. Ich wüsste zwar nicht wie dieser Sound laut Eigenpromo „ [...] junge und alte, saubere und crusty Punks“ gleichermaßen ansprechen sollte (ok, die Sauberen vielleicht), da es häufig wie eine BestOf greiser und vergessener Endvierziger daherkommt, aber ich bin auch definitiv nicht die Zielgruppe dieser ach so fröhlichen, und bitte nur dezent verzerrten, Swingerei. Und zugegeben, nach einem fürchterlichen Einstieg wird es gegen Ende dann auch ernsthaft rockiger (na Gott sei Dank!), mit spürbar knackigeren Drums, flotten Parts (das heisst nicht wir rasen nur noch im Zweivierteltakt..), einigen schönen und auch mehrstimmigen Refrains und deutlich mehr Power sowie Eingängigkeit ("Just What I Needed", "Something More", "MCA") als noch zu Beginn. Dazu könnte man sich zweifelsohne eine tanzende Meute vorstellen, welche vollends zufrieden nach Hause torkelt.

Fazit: "Wild" ?! - fast schon kuschelnd starten ANN BERETTA ihr Nostalgiecomeback, doch zum Glück schafft man es ab Mitte der Platte den Hebel nochmal umzulegen und enttäuscht somit zumindest nicht seine gesamte Fanbase. Der Vergleich mit Klassikern wie RAMONES oder RANCID hinkt meiner Meinung nach dennoch enorm, wenn überhaupt derartige Parallelen gesehen werden können, dann vielleicht zum Ende hin mittels angepissten Liedgut wie "MCA" oder "Shovel" - hier ist nebenbei das "Young" auch nicht nur eine dreiste Lüge - jedoch kann man unmöglich derart argumentieren, betrachtet man man sich den gesamten Longplayer als Ganzes. Möglicherweise wollten ANN BERETTA auch eher kuschelrockend a la THE BATES oder im Stile "noch-netterer" GREEN DAY durch die Lande rocken, und wer bin ich ihnen das zu verwehren oder schlecht zu machen. Wenn ich jedoch in eigener Bio den Vergleich zu THE CLASH et al. lesen muss, verstimmt mich das doch um einiges, und ich glaube das diese Referenzen der Band selbst nicht unbedingt weiter helfen. Achso, und "Free"... ok, das will ich ihnen mal nicht absprechen.

Abschließend ist also zu sagen, dass man sich doch lieber eine kurze und knackige Punkrockscheibe gewünscht hätte, welche vielleicht um Song 8-9 begonnen und in dem Fall auch wirklich gute Kritiken verdient hätte. So steht unterm Strich ein ewig langes, meist gehaltloses und vor sich hin plätscherndes Endwerk, das Anhängern der Band sicher gefallen wird, aber potentiellen Neuinteressenten bereits zu Beginn den Zahn ziehen sollte, außer man durchlebt gerade eine äußerst emotionale Phase und möchte sich den Schein des "Anti" und "Alternativen“ trotzdem noch in Ehren halten... gut möglich das genau dies auch die Motivation der hier vorgestellter Interpreten gewesen ist...

Punkte: 6/10

Disco
1996/97 - Nobody"s Heroes (EP)
1998 - Bitter Tongues
1998 - Burning Bridges (7")
1999 - Burning Bridges (EP)
1999 - To All Our Fallen Heroes
1999 - The Other Side Of The Coin (akustik)
2000 - And The Band Played On-Live At Home (Live)
2001 - New Union Old Glory
2001 - Newtown Grunts Split (7")
2003 - Three Chord Revolution
2012 - Wild, Young and Free