[Review] DEFTONES - Koi No Yokan
Verfasst: 20.11.2012, 15:34
Deftones - Koi No Yokan
VÖ: 09.11.2012
Label: Reprise Records

Tracklist:
01. Swerve City
02. Romantic Dreams
03. Leathers
04. Poltergeist
05. Entombed
06. Graphic Nature
07. Tempest
08. Gauze
09. Rosemary
10. Goon Squad
11. What happened to you?
Spielzeit: 51:44 min
Schneller als erwartet tritt mit "Koi No Yokan" nur zwei Jahre nach Erscheinen des Vorgängers "Diamond Eyes"eine neue Deftones-Scheibe auf den Plan. Warum das diesmal so schnell ging, wo die Band aus Sacramento bisher immer für Releaseterminverschiebungen bekannt war, darüber lässt sich nur mutmaßen. Vielleicht wollte man dem eher halbgaren letzten Output möglichst schnell ein Korrektiv folgen lassen. Schaut man sich aktuellere Live-Videos der Band an, so fällt jedoch auf, dass es zumindest auf der Bühne weitaus energetischer zugeht als das früher der Fall war. Vielleicht ging man mit eben jener neu entdeckten Energie auch an den Songwriting-Prozess. Alles nur Überlegungen. Wichtig ist jedoch der Umstand, DASS. Auch wenn ich der Neuerscheinung mit wohl ebensoviel Skepsis wie Neugier entgegenging.
Die personelle Ausgangssituation hat sich gegenüber der "Diamond Eyes" nicht verändert. Zwar ist Chi nach seinem schweren Autounfall im Jahr 2008 gesundheitlich auf dem Wege der Besserung, ersetzt wird er aber auch weiterhin durch Sergio Vega (ehemals Quicksand).
Und auch musikalisch bewegt sich die Band auf dem seit der "Saturday Night Wrist" (2006) eingeschlagenen Pfad, der sich durch brilliantere, träumerische Gitarrenklänge und eine generell eher auf dichte Atmosphäre ausgelegte Herangehensweise auszeichnet. Funktionierte das auf der "Saturday Night Wrist" mMn schon nahezu perfekt, wirkte das Folgealbum bereits weniger stimmig. Den atmosphärischen Klängen wurden immer wieder sperrige Kraftspielereien der Gitarre entgegengesetzt, die den Fluß brachen und überwiegend für Genervtheit sorgten, als wirklich notwendig zu erscheinen. Zu unausgegoren wirkte dieser Mix, sodass man am Ende feststellen musste, dass das Album schlicht solide, nicht jedoch herausragend war. Um es in Bezug auf die "Koi No Yokan" schonmal vorweg zu nehmen: es hat sich gebessert.
Zwar bleibt man sich beim Grundkonzept treu, doch wirken die einzelnen Elemente besser miteinander verwoben. Nur selten wirkt die Härte krampfhaft eingesetzt wie direkt beim Opener "Swerve City", der den Hörer ohne Anstalten auf eine gefühlvolle Introduktion in das Geschehen hineingalopiert. Sicher nicht der subtilste Song und ebenso wenig mein Favorit auf der Scheibe. Dafür gibt es andere Songs, die besonders mit ihren eingängigen Refrains für den rumpeligen Auftakt entschädigen. Ganz vorne dabei ist die Nummer 8, "Gauze". Ob sich dessen Refrainzeile "I can"t stop what you began" im Stile eines "Everything must go" der Manic Street Preachers als Entschuldigung an das zurückgelassene Bandmitglied richtet, kann nur gemutmaßt werden. Sicher aber ist sie in all ihrer Schlichtheit überaus eingängig. Zudem klingt der Song, als sei er in den Sessions zur "Diamond Eyes" entstanden, was Struktur und Inhalt erklären würde. Geschadet hätte er der CD beileibe nicht. Ganz und gar nicht schadet der erhöhte Härtegrad bei "Polstergeist". Vielmehr sorgen die rauen Gitarren für ein vertrautes Gefühl, das man aus "White Pony"-Zeiten kennt. Der Gesang in den Strophen nervt da ein wenig, insgesamt hat der Song aber einen guten Drive, vergleichbar mit "Combat" auf der "Saturday Night Wrist". In die selbe Kerbe schlägt "Graphic Nature", einer meiner bisherigen Favoriten. Hier wartet ein wirklich fein ausbalancierter Mix aus Härte und schöner Melodie, der einen stark einsaugt. Ich für meinen Teil würde mir wünschen, das ganze Album würde so klingen. Wirklich ruhig wird es hingegen bei Songs wie "Entombed", "Rosemary" oder dem Rausschmeisser "What happened to you?", die die Stärke der Deftones im Verträumt-Gediegenen dokumentieren.
Auch wenn hier nicht hunderprozentig alles passt und nahtlos ineinander greift, so muss man doch konstatieren, dass hier unter dem Strich ein wirklich gelungenes Album herausgekommen ist, das die gröbsten Schwachpunkte des Vorgängers ablegt. Insgesamt vermisst man die eine oder andere prägnantere Gesangslinie, mit der der jeweilige Song im Ranking von "gut" auf "überragend" geklettert wäre, aber sei es drum. Deftones anno 2012 sind lebendig und wert, gehört zu werden.
Punkte: 8/10
Diskografie:
1995 - Adrenaline
1997 - Around the fur
2000 - White Pony
2003 - Deftones
2006 - Saturday Night Wrist
2010 - Diamond Eyes
2012 - Koi No Yokan
VÖ: 09.11.2012
Label: Reprise Records
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Tracklist:
01. Swerve City
02. Romantic Dreams
03. Leathers
04. Poltergeist
05. Entombed
06. Graphic Nature
07. Tempest
08. Gauze
09. Rosemary
10. Goon Squad
11. What happened to you?
Spielzeit: 51:44 min
Schneller als erwartet tritt mit "Koi No Yokan" nur zwei Jahre nach Erscheinen des Vorgängers "Diamond Eyes"eine neue Deftones-Scheibe auf den Plan. Warum das diesmal so schnell ging, wo die Band aus Sacramento bisher immer für Releaseterminverschiebungen bekannt war, darüber lässt sich nur mutmaßen. Vielleicht wollte man dem eher halbgaren letzten Output möglichst schnell ein Korrektiv folgen lassen. Schaut man sich aktuellere Live-Videos der Band an, so fällt jedoch auf, dass es zumindest auf der Bühne weitaus energetischer zugeht als das früher der Fall war. Vielleicht ging man mit eben jener neu entdeckten Energie auch an den Songwriting-Prozess. Alles nur Überlegungen. Wichtig ist jedoch der Umstand, DASS. Auch wenn ich der Neuerscheinung mit wohl ebensoviel Skepsis wie Neugier entgegenging.
Die personelle Ausgangssituation hat sich gegenüber der "Diamond Eyes" nicht verändert. Zwar ist Chi nach seinem schweren Autounfall im Jahr 2008 gesundheitlich auf dem Wege der Besserung, ersetzt wird er aber auch weiterhin durch Sergio Vega (ehemals Quicksand).
Und auch musikalisch bewegt sich die Band auf dem seit der "Saturday Night Wrist" (2006) eingeschlagenen Pfad, der sich durch brilliantere, träumerische Gitarrenklänge und eine generell eher auf dichte Atmosphäre ausgelegte Herangehensweise auszeichnet. Funktionierte das auf der "Saturday Night Wrist" mMn schon nahezu perfekt, wirkte das Folgealbum bereits weniger stimmig. Den atmosphärischen Klängen wurden immer wieder sperrige Kraftspielereien der Gitarre entgegengesetzt, die den Fluß brachen und überwiegend für Genervtheit sorgten, als wirklich notwendig zu erscheinen. Zu unausgegoren wirkte dieser Mix, sodass man am Ende feststellen musste, dass das Album schlicht solide, nicht jedoch herausragend war. Um es in Bezug auf die "Koi No Yokan" schonmal vorweg zu nehmen: es hat sich gebessert.
Zwar bleibt man sich beim Grundkonzept treu, doch wirken die einzelnen Elemente besser miteinander verwoben. Nur selten wirkt die Härte krampfhaft eingesetzt wie direkt beim Opener "Swerve City", der den Hörer ohne Anstalten auf eine gefühlvolle Introduktion in das Geschehen hineingalopiert. Sicher nicht der subtilste Song und ebenso wenig mein Favorit auf der Scheibe. Dafür gibt es andere Songs, die besonders mit ihren eingängigen Refrains für den rumpeligen Auftakt entschädigen. Ganz vorne dabei ist die Nummer 8, "Gauze". Ob sich dessen Refrainzeile "I can"t stop what you began" im Stile eines "Everything must go" der Manic Street Preachers als Entschuldigung an das zurückgelassene Bandmitglied richtet, kann nur gemutmaßt werden. Sicher aber ist sie in all ihrer Schlichtheit überaus eingängig. Zudem klingt der Song, als sei er in den Sessions zur "Diamond Eyes" entstanden, was Struktur und Inhalt erklären würde. Geschadet hätte er der CD beileibe nicht. Ganz und gar nicht schadet der erhöhte Härtegrad bei "Polstergeist". Vielmehr sorgen die rauen Gitarren für ein vertrautes Gefühl, das man aus "White Pony"-Zeiten kennt. Der Gesang in den Strophen nervt da ein wenig, insgesamt hat der Song aber einen guten Drive, vergleichbar mit "Combat" auf der "Saturday Night Wrist". In die selbe Kerbe schlägt "Graphic Nature", einer meiner bisherigen Favoriten. Hier wartet ein wirklich fein ausbalancierter Mix aus Härte und schöner Melodie, der einen stark einsaugt. Ich für meinen Teil würde mir wünschen, das ganze Album würde so klingen. Wirklich ruhig wird es hingegen bei Songs wie "Entombed", "Rosemary" oder dem Rausschmeisser "What happened to you?", die die Stärke der Deftones im Verträumt-Gediegenen dokumentieren.
Auch wenn hier nicht hunderprozentig alles passt und nahtlos ineinander greift, so muss man doch konstatieren, dass hier unter dem Strich ein wirklich gelungenes Album herausgekommen ist, das die gröbsten Schwachpunkte des Vorgängers ablegt. Insgesamt vermisst man die eine oder andere prägnantere Gesangslinie, mit der der jeweilige Song im Ranking von "gut" auf "überragend" geklettert wäre, aber sei es drum. Deftones anno 2012 sind lebendig und wert, gehört zu werden.
Punkte: 8/10
Diskografie:
1995 - Adrenaline
1997 - Around the fur
2000 - White Pony
2003 - Deftones
2006 - Saturday Night Wrist
2010 - Diamond Eyes
2012 - Koi No Yokan