Seite 1 von 1

[Review] Arliss Nancy - Simple Machines

Verfasst: 05.11.2012, 22:49
von Kingpin
Arliss Nancy - Simple Machines

VÖ: 08/2012
Label: Gunner Records - http://www.gunnerrecords.com

Bild

Tracklist
01. The Crease
02. Pages
03. Saint Forgot
04. Should´ve Been There
05. Front Seat
06. Failure
07. Little Steve
08. GB. The True Story
09. Mountain State
10. 40s
11. The Carry

Laufzeit: 35:32 min

Mit „Truckstop Roses“ konnten die fünf US-Amerikaner von Arliss Nancy Anfang des Jahres ein kleine American Rock-Perle herausbringen, die mit schicken Melodien, einem rauen Sound und einer wunderbar melancholischen Stimmung auftrumpfte. Refrains zum Mitsingen, Riffs zum Kopfnicken und Rhythmen zum Fußwippen gab es darauf, und nun ist die Spannung natürlich sehr groß, ob die Qualität auch auf Albumlänge gehalten werden kann – die Messlatte für „Simple Machines“ hängt recht hoch. Die Band aus Fort Collins besinnt sich dabei auf dem Album mehr und mehr auf den Folk sowie den Alternative Country und lässt dafür den ehemals stets minimal präsenten Punk Rock hinten herunter fallen.

Geradezu schwelgerisch beginnt „Simple Machines“ dann und zeigt ab der ersten Sekunde, für welchen Sound Arliss Nancy stehen. Softer Rock trifft auf radiotauglichen Gesang, der angenehm rau ist und den Songs Charakter verpasst. Piano- und Orgelklänge sowie Gitarrensoli runden das Bild ab, welches Einflüsse von Bruce Springsteen, Two Cow Garage oder The Hold Steady erkennen lässt. Da klingt man mal mehr nach amerikanischem Rock´n´Roll, mal eher nach Pop Rock ganz weichen Art. Die Hooks zielen stets auf den berühmten Ohrwurm, jedoch schafft es Arliss Nancy nicht annähernd so stark wie auf "Truckstop Roses", gerade jene Ohrwurm-Qualitäten aufzubringen. Eine gewisse Kantenlosigkeit ist daran genauso schuld wie uninspirierte Melodien, sowohl auf der Gesangs- als auch Riffebene. „Simple Machine“ will niemandem weh tun und die Band riskiert sehr wenig. Viele Tracks wackeln vor sich hin, stets im Midtempo und mit weichgespülten Gitarrenklängen, die größtenteils sehr austauschbar klingen. Die Band hat so ihren ganz eigenen Charakter etwas beschnitten, was mehr als bedauernswert ist. Was auch immer die Motive waren, der Hörspaß, den die Band mal produziert haben, ist nicht mehr in vollem Umfang da.

Nichtsdestotrotz gibt es tolle Momente wie der zarte Frauengesang auf "Pages", das punkig-schwingende "GB. The True Story", welches wunderbar nach Whiskey und Schweiß stinkt, das verträumte "The Carry" sowie viele Passagen, die einfach den Fuß wippen lassen und auch atmosphärisch recht dicht sind. Zu vedanken ist dies meist den stillen Momenten sowie den Piano-Klängen, die eine wunderbare Einheit mit dem rauen Organ des Frontmanns ergeben. Auch das Songwriting ist noch immer abwechslungsreich und behält einige kleine Überraschungen, die man so nicht erwartet. Im Großen und Ganzen ist "Simple Machines" jedoch ein etwas sehr glattes Album, das mit der sauberen Produktion nicht mehr richtig hängen bleibt.

Arliss Nancy haben sich weiter entwickelt und sie schreiben noch immer gute Tracks, doch leider haben sie einiges an Biss eingebüßt. Zu oft klingen die fünf US-Amerikaner zahnlos und schwingen einfach vor sich hin, ohne sich etwas zuzutrauen. Das liegt zum einen an der neuartigen Betonung des Folk Rocks, zum anderen aber auch an wenig kraftvollen Gitarrenklängen. Die Band wird damit sicher viele neue Fans begeistern können, doch alte Fans auch verlieren. Gut, aber eher okay.

Punkte: 06/10

Discographie
2012 - Simple Machines LP
2012 - Truckstop Roses EP
2009 - Dance To Forget EP

http://www.myspace.com/arlissnancy