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[Review] I AM REVENGE - Pit Justice

Verfasst: 06.08.2012, 17:31
von KaesekuchenHAL
I AM REVENGE – Pit Justice

VÖ: 17.08.2012
Label: Swell Creek - http://www.swellcreek.de/

Bild

Tracklist:
01. Revenge
02. The End
03. Break Your Face
04. Tap Out
05. POC
06. Dropdown
07. Invincible
08. Game Over
09. Armed For Life
10. Pit Justice
11. This Will Never End

Spieldauer: 30:36 min

In Zeiten, in denen im Viertelstunden-Takt neue Neuigkeiten immer neuer und mit immer mehr und besseren – reißerischen also – Superlativen überboten werden, um Auflage und Klickzahl zu erhöhen, ist es manchmal auch Zeit für ein bisschen Entschleunigung. Nicht, dass dies I AM REVENGE tun würden. Ganz im Gegenteil: die fünf Jungs aus Hamburg liefern ein schnelles Brett ab, das gerade durch meinen Player rast. Jedoch möchte ich mich mit der Suche nach Superlativen nicht weiter beschäftigen und stattdessen die vom Label „Swell Creek“ benutzte Beschreibung auf die Probe stellen, in der es da heißt, I AM REVENGE wäre „das neue Hardcore-Biest“.

Im Duden ist ein Biest ein „lästiges, unangenehmes Tier“, ein „durchtriebener, gemeiner, niederträchtiger Mensch“ oder ein „verwünschter Gegenstand“. Unter den ersten beiden Begriffen kann ich mir durchaus etwas vorstellen – für den letzten fehlt mir die Imaginationskraft (weshalb die Kategorie auch einfach weg gelassen wird). Auch ist davon auszugehen, dass der Begriff „Biest“ eher euphemistisch gemeint ist und ein wenig mit den resistenten Klischees des HC gespielt wird. Also los, denke ich mir: Schau Dir die Kreatur mal an.

Ein anderthalb-minütiges Intro kündigt bereits die Bandbreite dessen an, was I AM REVENGE zu bieten hat: dicke Bässe und tiefe Gitarrenriffs werden bereits eingangs mit Singalongs und einer durchaus brauchbaren Shoutstimme dekoriert, um schließlich im eigentlichen ersten Track „The End“ überzugehen, in dem – eben dem Klischee entsprechend – erstmal klar gemacht wird, dass jetzt Schluss mit Lustig ist und IAR mit all den Lügen und Ängsten aufräumen wollen. Nur zu – da mach ich mit. Spannend an „The End“ ist die Tatsache, dass ich mich im dritten Drittel des Songs zunächst an Corey Taylorsche Wutvocals erinnert fühle, um sogleich aufzuschrecken: haben die etwa einen Trigger? Mir fällt sowas eher unangenehm, wenn nicht manchmal sogar lästig auf.

Die Beatdown-Maschinerie setzt ihren Weg unentwegt durch die nächsten Lieder fort. Etwas stark metallisch klingende Gitarren werden im zumeist selben Rhythmus die Drums begleitend runter gezockt. Abwechslung ist hier oft fehl am Platz, aber das soll ja auch so sein. Es gibt auf jeden Fall immer ordentlich eins auf die Mütze – live mit Sicherheit ein Hinhörer. Umso bedauerlicher, dass einige Songs für den gewählten Stil manchmal einfach etwas zu lang geraten sind. Die Texte geben nicht so viel her, als dass sie in die Länge gezogen werden müssten – zu sehr klischeebeladen sind sie dafür – und die gewonnene Zeit wird dann unnötigerweise mit diesem vermaledeiten Trigger gefüllt. Das nervt mich persönlich sehr bei „Dropdown“, wenngleich anschließend an diesen unnötigen Effekt ein fetter Moshpart folgt. Warum nicht einfach dabei bleiben, denk ich mir da. „Invincible“ sticht da mit seiner geradlinigen und rotzigen Art positiver hervor als der Vorgängersong. Ebenso ist der Titeltrack nochmal ein richtiger Hinhörer, der mit seiner ausgewogenen Mischung aus dicken Beats, Breakdowns und Singalongs gerade richtig geschrieben ist, um einfach mal den Moshpit zu erobern. Der finale Track „This Will Never End“ wird mit einem schönen Riff eingeleitet, dass sich thematisch angenehm hörbar durch den Song zieht – feines Ding.

Zum Ende des Reinhörens fällt mir aber auf: I AM REVENGE sind kein Biest. Wenn etwas „lästig“ oder „unangenehm“ ist, dann diese Unart, an sich lakonisch angelegte Musikstile mit unnötigen Technikgefriemel zu verfeinern. Meines Erachtens wird da nicht verfeinert, sondern eher zerhackt: in die guten Stellen des Songs vor und nach der Technikattacke. Sei es drum, darüber kann hinweg gehört werden. Sind IAR „durchtrieben, gemein und niederträchtig“? Wohl kaum. Sie spielen stattdessen ganz stilsicher mit den Rollenerwartungen an sich selbst als HC-Band im Stile von THROWDOWN und an andere, denen deren Musik gefallen soll und die sie sich als Gäste wünschen. Ein bisschen Sozialkritik hier, ein bisschen Machogehabe da. Alles in allem also eine sehr vernünftige Beatdown-Scheibe, mit ertragbaren Schwächen, aber auch ohne sonderliche Stärken. Auf die nächsten Schritte bin ich gespannt.

Punkte: 06/10

Disko:
2012 – Pit Justice

Links:
https://www.facebook.com/iamrevengehc