[Review] CALLEJON - Blitzkreuz
Verfasst: 17.06.2012, 09:12
CALLEJON - Blitzkreuz
VÖ: 15.06.2012
Label: Sony Music - www.sonymusic.de
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Tracklist:
01. Blitzkreuz
02. Kojote U.g.l.y.
03. Meine Liebe
04. Atlantis
05. Vergissmeinnicht
06. Porn From Spain 2
07. Bevor Du Gehst
08. Polar
09. Was Bleibt Seid Ihr
10. Bring Mich Fort
11. Kind Im Nebel
Spieldauer: 44:40 min
Mit einer ganzen Schublade an Metaphern wartet der Pressetext zur neuen CALLEJON-Platte "Blitzkreuz" auf. Beispielsweise habe man sich aus dem Metalcore-Holz einen ganz eigenen Schrank gezimmert, wo genug Platz für sämtliche Einflüsse ist, die man auf den kleinen Silberling gepackt hat. Gut, Pressetext ist und bleibt Pressetext und so kann ich da gut drüber hinweg sehen. Ich garantiere aber schon einmal, die nächste Platte in einem Tobsuchtsanfall mit Armen und Beinen in der Luft zu zerreißen, wenn ich im Begleitblatt auch nur einen Hauch von der Phrase "leider geil" finde. Da die Band da aber wohl eher selten etwas dafür kann, beginnen wir hier einfach mit dem Review zu "Blitzkreuz", dem mittlerweile schon fünften Studioalbum der Düsseldorfer.
Und man muss gleich feststellen: Es ist nicht mehr 2005, die "Chronos" EP ist Vergangenheit, genau wie "Willkommen im Beerdigungscafé" oder "Fauler Zauber Dunkel Herz". Auch Zombies wird man bei CALLEJON anno 2012 vergeblich suchen, aber diese Entwicklung war spätestens mit dem 2010er "Videodrome" bereits deutlich abzusehen. Man hat sich weiterentwickelt, und somit auch ein gutes Stück von seiner musikalischen Herkunft entfernt. Ein Wechsel in der Hörerschaft ist so zumeist unumgänglich und CALLEJON stehen da in einer Reihe mit CALIBAN, A TRAITOR LIKE JUDAS oder immer mehr auch HEAVEN SHALL BURN.
So beginnt "Blitzkreuz" mit dem Titeltrack und wütet ordentlich in der RAMMSTEIN-Ecke. Riffing, die Worte "Blitz" und "Kreuz", die im Intro dadaistisch-abgehackt aus den Lautsprechern quellen, das alles erinnert schon stark an das Neue Deutsche Härte-Flaggschiff. Das ändert sich natürlich, wenn der Song einmal Fahrt aufnimmt und man bekommt die typische Mischung des CALLEJON-Sounds nach "Zombieactionhauptquartier" zu hören.
Was mir innerhalb der ersten Songs auffällt ist die abermals deutlich reduzierte Härte, selbst im Vergleich zum zwei Jahre alten Vorgänger. Nahezu jeder Refrain wird clean gesungen und ist dabei so ausladend, dass damit der Großteil der jeweiligen Spielzeit gefüllt wird. Das Ganze erreicht seinen vorläufigen "Höhepunkt" bei "Meine Liebe", das im Refrain eher Dorffest-Rave als Metal-Album ist.
Aber es folgt ein Lichtblick: "Atlantis" geht wieder stärker nach vorne, konzentriert sich auf die nach wie vor extrem coole Screamstimme von BastiBasti, der selbige zudem noch so verständlich einzusetzen weiß, wie kaum ein anderer im Genre. Ohne Textblatt die Lyrics verstehen können - das gibt es nicht sonderlich häufig. Die Lyrics selbst kommen gesellschaftskritisch und lyrisch durchaus ausgefeilt daher und lassen "Atlantis" zu einem wirklich guten Song werden.
Ansonsten stehen wie bereits angekündigt alle Zeichen auf Mitsingkompatiblität. "Vergissmeinnicht" kommt fast völlig ohne Screaming aus, ebenso "Bevor du gehst". Dabei weiß das Riffing gerade in den Strophen doch zu gefallen, atmet es doch nach wie vor ganz klar klassische Metalcore-Luft. Nur weiß ich wirklich nicht, ob diese Rechnung aufgehen wird. Die Zugeständnisse an den größeren Markt sind in meinen Augen massiv. Und ich will an dieser Stelle jetzt eigentlich nicht die Früher-war-alles-besser-Keule auspacken.
Aber scheinbar wollen die Düsseldorfer diese Bedenken mit dem Song "Was bleibt seid ihr" ausräumen: "Wir schenken euch vom Leben ein/ Ihr schenkt uns euer Ohr/ Was bleibt seid ihr/ Auch wenn der Wind sich dreht/ Was bleibt seid ihr/ Auch wenn's zu Ende geht". Immerhin - wenn ich schon keine Zombies bekomme, so gibt es wenigstens etwas ähnlich Morbides: "Mein Kind du liegst so schwer in deinem Sarg/ Ich ziehe dich vorbei an Felder rabenschwarz". Ein schickes Solo am Ende und der Song mausert sich dann doch zu einer ordentlichen Nummer.
Zum Ende möchte ich noch zwei Tracks aufgreifen, die im Kontext von "Blitzkreuz" unterschiedlicher nicht sein könnten, aber genau das auf den Punkt bringen, was ich mir beim Hören des Albums zwangsläufig denken muss: "Kind im Nebel" ist die obligatorische Rausschmeißer-Ballade, für die 2012 noch einmal ein Tanklaster Zuckersirup ins Studio geliefert wurde. Thematisch geht es um die unbeschwerte Zeit, die verloren geht und nicht mehr zurückgeholt werden kann. Positiv: Basti klingt auch im Mittelregister recht angenehm. Negativ: dieser Song sollte wohl eher auf einer REVOLVERHELD-Platte Platz finden. CALLEJON-Balladen waren ja immer schon kitschig, irgendwie fehlt aber dieser Charme der früheren Werke, der die Songs zu etwas Besonderem haben werden lassen.
Zum Zweiten haben wir "Porn from Spain 2", die Neuauflage der 2008er Version, abermals mit K.I.Z., neuerdings aber auch mit Sebastian Madsen und Mille von KREATOR (der aktuell scheinbar auch überall ist). Der Track an sich ist durchaus gelungen, treibendes Arrangement und funktionierende Punchlines teilweise an der Geschmacksgrenze ("Wollt ihr noch ein paar geile Stylingtipps? Dann beschmeiß' ich euch mit Scheiße, das ist doch jetzt der Hit"/ "Du Missgeburt, dir wurde mehr ins Gesicht gespritzt als Mickey Rourke"). In Kombination mit dem überwiegenden Rest der Platte wirkt das alles aber wenig authentisch und so kann ich mich persönlich auf "Porn from Spain 2" nicht so recht einlassen. Sicherlich ist der Track wie schon der Vorgänger ironisch und überzogen. Dennoch, denn wieder gilt: es ist nicht mehr 2008.
Somit ist "Blitzkreuz" ein durchaus gutes Album geworden. Alteingesessene Anhänger von CALLEJON werden aber wohl kaum Freude damit haben. Die Härte ist auf ein Minimum zurückgefahren, man ist zwar bemüht, stets Referenzen an vergangene Taten zu bemühen. Freunde von aktuellen CALIBAN und den weiteren oben angeführten Bands können trotzdem ein Ohr riskieren, denn alles ist wie so oft Geschmackssache.
Punkte: 6/10
Disko:
2012 - Blitzkreuz
2010 - Videodrome
2008 - Zombieactionhauptquartier
2007 - Fauler Zauber Dunkel Herz
2006 - Willkommen im Beerdigungscafé
2005 - Chronos EP
Links:
http://www.facebook.com/callejonofficial
VÖ: 15.06.2012
Label: Sony Music - www.sonymusic.de
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Tracklist:
01. Blitzkreuz
02. Kojote U.g.l.y.
03. Meine Liebe
04. Atlantis
05. Vergissmeinnicht
06. Porn From Spain 2
07. Bevor Du Gehst
08. Polar
09. Was Bleibt Seid Ihr
10. Bring Mich Fort
11. Kind Im Nebel
Spieldauer: 44:40 min
Mit einer ganzen Schublade an Metaphern wartet der Pressetext zur neuen CALLEJON-Platte "Blitzkreuz" auf. Beispielsweise habe man sich aus dem Metalcore-Holz einen ganz eigenen Schrank gezimmert, wo genug Platz für sämtliche Einflüsse ist, die man auf den kleinen Silberling gepackt hat. Gut, Pressetext ist und bleibt Pressetext und so kann ich da gut drüber hinweg sehen. Ich garantiere aber schon einmal, die nächste Platte in einem Tobsuchtsanfall mit Armen und Beinen in der Luft zu zerreißen, wenn ich im Begleitblatt auch nur einen Hauch von der Phrase "leider geil" finde. Da die Band da aber wohl eher selten etwas dafür kann, beginnen wir hier einfach mit dem Review zu "Blitzkreuz", dem mittlerweile schon fünften Studioalbum der Düsseldorfer.
Und man muss gleich feststellen: Es ist nicht mehr 2005, die "Chronos" EP ist Vergangenheit, genau wie "Willkommen im Beerdigungscafé" oder "Fauler Zauber Dunkel Herz". Auch Zombies wird man bei CALLEJON anno 2012 vergeblich suchen, aber diese Entwicklung war spätestens mit dem 2010er "Videodrome" bereits deutlich abzusehen. Man hat sich weiterentwickelt, und somit auch ein gutes Stück von seiner musikalischen Herkunft entfernt. Ein Wechsel in der Hörerschaft ist so zumeist unumgänglich und CALLEJON stehen da in einer Reihe mit CALIBAN, A TRAITOR LIKE JUDAS oder immer mehr auch HEAVEN SHALL BURN.
So beginnt "Blitzkreuz" mit dem Titeltrack und wütet ordentlich in der RAMMSTEIN-Ecke. Riffing, die Worte "Blitz" und "Kreuz", die im Intro dadaistisch-abgehackt aus den Lautsprechern quellen, das alles erinnert schon stark an das Neue Deutsche Härte-Flaggschiff. Das ändert sich natürlich, wenn der Song einmal Fahrt aufnimmt und man bekommt die typische Mischung des CALLEJON-Sounds nach "Zombieactionhauptquartier" zu hören.
Was mir innerhalb der ersten Songs auffällt ist die abermals deutlich reduzierte Härte, selbst im Vergleich zum zwei Jahre alten Vorgänger. Nahezu jeder Refrain wird clean gesungen und ist dabei so ausladend, dass damit der Großteil der jeweiligen Spielzeit gefüllt wird. Das Ganze erreicht seinen vorläufigen "Höhepunkt" bei "Meine Liebe", das im Refrain eher Dorffest-Rave als Metal-Album ist.
Aber es folgt ein Lichtblick: "Atlantis" geht wieder stärker nach vorne, konzentriert sich auf die nach wie vor extrem coole Screamstimme von BastiBasti, der selbige zudem noch so verständlich einzusetzen weiß, wie kaum ein anderer im Genre. Ohne Textblatt die Lyrics verstehen können - das gibt es nicht sonderlich häufig. Die Lyrics selbst kommen gesellschaftskritisch und lyrisch durchaus ausgefeilt daher und lassen "Atlantis" zu einem wirklich guten Song werden.
Ansonsten stehen wie bereits angekündigt alle Zeichen auf Mitsingkompatiblität. "Vergissmeinnicht" kommt fast völlig ohne Screaming aus, ebenso "Bevor du gehst". Dabei weiß das Riffing gerade in den Strophen doch zu gefallen, atmet es doch nach wie vor ganz klar klassische Metalcore-Luft. Nur weiß ich wirklich nicht, ob diese Rechnung aufgehen wird. Die Zugeständnisse an den größeren Markt sind in meinen Augen massiv. Und ich will an dieser Stelle jetzt eigentlich nicht die Früher-war-alles-besser-Keule auspacken.
Aber scheinbar wollen die Düsseldorfer diese Bedenken mit dem Song "Was bleibt seid ihr" ausräumen: "Wir schenken euch vom Leben ein/ Ihr schenkt uns euer Ohr/ Was bleibt seid ihr/ Auch wenn der Wind sich dreht/ Was bleibt seid ihr/ Auch wenn's zu Ende geht". Immerhin - wenn ich schon keine Zombies bekomme, so gibt es wenigstens etwas ähnlich Morbides: "Mein Kind du liegst so schwer in deinem Sarg/ Ich ziehe dich vorbei an Felder rabenschwarz". Ein schickes Solo am Ende und der Song mausert sich dann doch zu einer ordentlichen Nummer.
Zum Ende möchte ich noch zwei Tracks aufgreifen, die im Kontext von "Blitzkreuz" unterschiedlicher nicht sein könnten, aber genau das auf den Punkt bringen, was ich mir beim Hören des Albums zwangsläufig denken muss: "Kind im Nebel" ist die obligatorische Rausschmeißer-Ballade, für die 2012 noch einmal ein Tanklaster Zuckersirup ins Studio geliefert wurde. Thematisch geht es um die unbeschwerte Zeit, die verloren geht und nicht mehr zurückgeholt werden kann. Positiv: Basti klingt auch im Mittelregister recht angenehm. Negativ: dieser Song sollte wohl eher auf einer REVOLVERHELD-Platte Platz finden. CALLEJON-Balladen waren ja immer schon kitschig, irgendwie fehlt aber dieser Charme der früheren Werke, der die Songs zu etwas Besonderem haben werden lassen.
Zum Zweiten haben wir "Porn from Spain 2", die Neuauflage der 2008er Version, abermals mit K.I.Z., neuerdings aber auch mit Sebastian Madsen und Mille von KREATOR (der aktuell scheinbar auch überall ist). Der Track an sich ist durchaus gelungen, treibendes Arrangement und funktionierende Punchlines teilweise an der Geschmacksgrenze ("Wollt ihr noch ein paar geile Stylingtipps? Dann beschmeiß' ich euch mit Scheiße, das ist doch jetzt der Hit"/ "Du Missgeburt, dir wurde mehr ins Gesicht gespritzt als Mickey Rourke"). In Kombination mit dem überwiegenden Rest der Platte wirkt das alles aber wenig authentisch und so kann ich mich persönlich auf "Porn from Spain 2" nicht so recht einlassen. Sicherlich ist der Track wie schon der Vorgänger ironisch und überzogen. Dennoch, denn wieder gilt: es ist nicht mehr 2008.
Somit ist "Blitzkreuz" ein durchaus gutes Album geworden. Alteingesessene Anhänger von CALLEJON werden aber wohl kaum Freude damit haben. Die Härte ist auf ein Minimum zurückgefahren, man ist zwar bemüht, stets Referenzen an vergangene Taten zu bemühen. Freunde von aktuellen CALIBAN und den weiteren oben angeführten Bands können trotzdem ein Ohr riskieren, denn alles ist wie so oft Geschmackssache.
Punkte: 6/10
Disko:
2012 - Blitzkreuz
2010 - Videodrome
2008 - Zombieactionhauptquartier
2007 - Fauler Zauber Dunkel Herz
2006 - Willkommen im Beerdigungscafé
2005 - Chronos EP
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