[Review] The Agonist - Prisoners

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GotB
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[Review] The Agonist - Prisoners

Beitrag von GotB »

The Agonist - Prisoners

VÖ: 01.06.2012
Label: Century Media Records (http://www.centurymedia.com)

Bild

Tracklist:
01. You're coming with me
02. The escape
03. Predator and prayer
04. Anxious darwinians
05. Panophobia
06. Ideomotor
07. Lonely solipsist
08. Dead ocean
09. The mass of the Earth
10. Everybody wants you "dead"
11. Revenge of the dadaists

Spieldauer: 58:37

Ich sollte es wohl einfach gleich zu Beginn zugeben: ich bin ein kleiner THE AGONIST - Fanboy. Und das liegt nicht - wie viele möglicherweise vermuten werden - an der äußerlichen Erscheinung von Frontfrau Alissa White-Gluz, vielmehr aber an deren Können und dem der Rest der Band. Deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass diese Band im Metier des melodischen Death Metals noch zu weit unterschätzt ist. Am 1. Juni erscheint mit "Prisoners" nun der dritte Streich, der diese Situation - neben der mir beim Lesen des Plattentitels permanent in den Sinn springenden IRON MAIDEN-Parallele ("I am not a number, I am a free man" anyone?) - hoffentlich verbessern wird.

Fangen wir also von vorn an: Auf ein kurzes akustisches Intro folgt das typische THE AGONIST - Blueprint: melodische Gitarren, kraftvolles Drumming und die Stimme der Frontfrau, die zum einen Geschmackssache ist (wie Shouting im weiblichen Timbre generell), zum anderen aber zweifelsohne kraftvoll, variabel und mit enormem Wiedererkennungswert versehen daher kommt. Der Song überzeugt mich spätestens ab der Hälfte, als die wirklich coolen Melodieverläufe seitens der Sechssaiter einsetzen. Das Gitarrenduo Marino/ Jobin kann was und was noch besser ist: sie benutzen ihr Können nicht, um elendig lange Shredding-Eskapaden und den viel zu oft regierenden Egotrip von Death Metal-Gitarristen zu fahren. Ein schickes Mitsing-Solo gegen Ende und ich bin vorerst zufrieden.

Das folgende "The escape" gab es bereits im letzten Jahr gemeinsam mit "The lonely solipsist" auf einer EP zu hören und ist bei mir daher noch gut in den Gehirnwindungen vorhanden. Und auch beim erneuten Hören hat der Track nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt: Gerade der stark von nahöstlichen Skalen beeinflusste Cleangesang ist für mich ein Markenzeichen, was THE AGONIST wirklich aus der Masse der Genrekollegen hervorhebt. Ähnlich IWRESTLEDABEARONCE dürfte das aber auch nicht jedem zusagen (auf das Review zu deren letzter Platte "Ruining It For Everybody" hagelte es ja wüste Beschwerden, dass dort doch die ganze Zeit schief gesungen würde - scheinbar haben viele Musik nach der Grundschule abgewählt), jedoch stimme ich hier mal dem Promosheet des Labels zu, was ich sonst nicht sonderlich häufig mache: Die im Sound vereinten unterschiedlichen Genrereferenzen ergeben hier wirklich mehr als nur die schlichte Summe ihrer Teile.

Und das setzt sich Track für Track fort: Sei es ein treibendes und recht lineares "Predators and prayers", das brutale und bis auf die melodischen Parts fast in BIOHAZARD-Gefilde abdriftende "Panophobia" oder das sehr progressive "Ideomotor": Hier herrscht das Verständnis, eine Platte innovativ und komplex zu gestalten, ohne aber den Hörer mit sperrigen Progressive-Passagen grenzenlos zu überfordern. Gerade Vocals und Gitarrenarbeit bereiten mir über die gesamte fast einstündige (!) Spielzeit großen Spaß.

Highlight des hinteren Drittels ist für mich der Song "Dead ocean", der für die Kanadier sehr untypisch daherkommt und stark von den verwendeten ungewöhnlichen Melodien sowie schickem Groove und progressivem Drumming bestimmt wird. Die Wendung, die der Track dann im Mittelteil und vor allem zum Ende hin nimmt, kommt mehr als überraschend und ich muss dem Fünfer wieder einmal ein großes songwriterisches Verständnis bescheinigen.
Die intelligenten Lyrics der politisch und im Tierschutz engagierten THE AGONIST vervollständigen dann den Gesamteindruck und bestätigen, dass sich das dreijährige Warten nach "Lullabies For The Dormant Mind" völlig gelohnt hat.

Denn auch wenn die ersten beiden Platten durchaus mit ähnlichen Highlights wie "Prisoners" aufwarten konnten, so ist die Qualität hier doch deutlich höher und vor allem konstanter auf die Spieldauer verteilt. In den knapp sechzig Minuten gibt es in meinen Augen keinen Durchhänger, die Arrangements sind vielfältig und THE AGONIST überzeugen auf ganzer Linie. Das hier ist eindeutig das bisherige Glanzstück der Bandgeschichte und sollte unbedingt von Freunden des Genres angehört werden. Es ist mehr als lohnenswert!

Punkte: 9/10

Disko:
2012 - Prisoners
2009 - Lullabies For The Dormant Mind
2007 - Only Once Imagines

Links:
http://www.facebook.com/theagonist
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