[Review] Big Spin - Anthropocene

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Kingpin
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[Review] Big Spin - Anthropocene

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Big Spin - Anthropocene

VÖ: 17.02.2012
Label: DIY

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Tracklist
01. Coping
02. Endings
03. Measure Twice, Cut Fucking Once
04. Words & Actions
05. New Strangers
06. Infernet
07. The Cassandra Complex
08. Machines
09. Whiteout In Rome
10. Slack Water
11. Anthropocene

Laufzeit: 41:12 min

In verzückend hymnischer Art und Weise startet die aktuelle Platte der vier Jungs von Big Spin, die vor kurzem mit „Anthropocene“ ihr Debüt veröffentlichten und damit mehr als beeindrucken können. Nicht nur das die selbstgestaltete und ohne Label im Rücken herausgebrachte CD bezüglich seiner Optik mehr als zwei Daumen verdient hat, auch die ersten Töne des Albums ergießen sich in immens ansprechender Form und produzieren ab der ersten Sekunde eine Vorfreude, die wahrlich nicht enttäuscht wird.

Doch der Reihenfolge nach: Big Spin aus dem baden-württembergischen Sindelfingen sind seit 2005 aktiv und haben bisher mit „Epic“ eine EP veröffentlicht. Nun also das Debüt, das vorrangig gefüllt ist mit Elementen aus den beiden Post-Genres, die sich in den letzten Jahren mehr und mehr etabliert haben: So gibt es vorrangig Post Rock zu hören sowie den immer schwerer davon zu trennenden Post Hardcore, aber auch Anleihen aus der Screamo- und Chaos-Ecke. Zusammen mit einem glasklaren Sound und großartigem Songwriting ergibt sich 41 Minuten hochklassige Musik mit viel Tiefe. Die Band wurstet sich durch den aktuellen Progressive Rock („Endings“), probt schon mal für das Stadion („Infernetwork“) und integriert über die gesamte Spielzeit mal hier kleine Math-Attacken („New Strangers“), da mal beinahe poppige Passagen à la Kings Of Leon („Words & Actions“) und lässt hin und wieder auch einfach mal die Keule schwingen („Machines“). Zudem gibt es mitreißenden Gesang, der abwechslungsreich daherkommt und auch einigermaßen Wiedererkennungswert besitzt, ein paar leise Momente und auf „The Cassandra Complex“ einen monströsen Chor, wie man ihn schon lange nicht mehr erlebt hat. Die Band kann definitiv die theatralische Schiene bedienen und erschafft kleine Dramen, die unerhört vielseitig sind.

Mit ihren Melodien, die manchmal interessanterweise an den Sound von 2 Doors Cinema Club´s Mega-Indiepop-Album „Tourist History“ erinnern, erzeugen sie viel Spannung, kontrastieren dies aber auch sehr gut mit viel Härte und Kanten, die die Songs immer wieder brillant auseinanderreißen. Enttäuscht wird man dagegen bei den Lyrics, die zwar nicht gänzlich schlecht sind, aber gerade das Albumthema der menschlichen Einflüsse auf das Ökosystem komplett ignorieren. Neben ein paar Bildern zu der Problematik und dem „aussagekräftigen“, weil rein instrumental erklingenden Titeltrack lenkt man den Blick auf Privates, das Internet und falsche Idole. Hier hat es sich die Band etwas zu leicht gemacht und lässt ein paar Fragezeichen entstehen.

Grundsätzlich kann man vor „Anthropocene“ jedoch den Hut ziehen und attestieren, dass der Band ein echtes Klasse-Album gelungen ist. Eins, zwei Songs weniger, mehr lyrische Tiefe, und die vier Jungs schaffen mit ihrem nächsten Output den wahrscheinlich erhofften Sprung. Noch labellos, sollte sich dies bei dem großartigen Sound der unterbewerteten Band schnell ändern. Tolle Platte, die wärmstens ans Herz zu legen ist.

Punkte: 08/10

Discographie
2012 - Anthropocene LP
2009 - Epic EP

http://www.big-spin.com/
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