VÖ: 27.04.2012
Label: Massacre Records - www.massacre-records.de
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Tracklist:
01. Cunning lullabies
02. Paper is blank
03. Unto the darkness
04. Not without a fight
05. Bleeding heart
06. Dying
07. One last night
08. Threads of my life
09. Angels of babylon
10. Semeni
11. A Dream for a dream
Spieldauer: 53:01
Es ist Metalzeit. Endlich mal wieder. Denn die letzte derartige Scheibe, die ich reviewen durfte, ist auch schon eine ganze Weile her. Und gerade deshalb ist es immer wieder schön zu den eigenen Wurzeln zurück zu kommen, in die Zeiten von wachsendem Haupthaar und unnötiger Glorifizierung von Gitarrensoli. Diesmal zu Gast in der persönlichen Retrospektive-Ecke: Winter's Verge mit ihrer neuen Platte "Beyond Vengeance". Und schon beim Öffnen des Promopakets fliegen sie durch die Gegend, diese Wörter, die nach Schwertern, Drachen und testosterongeschwängerten Recken auf Holde-Jungfrauen-Rettungsmission klingen: MELODIC - EPIC - POWER-METAL. Ich bin gespannt.
Anfänglich mal ein paar Hintergrundinfos zum Interpreten: Der gründete sich 2004 auf Zypern und seitdem folgten bislang drei Alben, die Winter's Verge zu einem der bekanntesten Metaloutfits ihrer Heimatinsel machten (das erstaunte Raunen in der Runde der Leserschaft sollte sich hier eigentlich in Grenzen halten).
Und recht genretypisch startet dann auch Langrille Nummer vier: Orgelsynthesizer, Chorsynthesizer, stark verzerrte Gitarren und die anfänglich wispernde, dann im klassischen Sopran singende Stimme von Frontmann George Charalambous. Gleich springen mir auch diverse Genrereferenzen in den Sinn, wobei die prägendste wohl Rhapsody Of Fire (a.f.k.a. Rhapsody) sein dürfte, auch wenn die Zyprer hier mit gedrosselterem Pathos agieren.
Das verleiht dem Gehörten über weite Strecken eine gehörige Portion Härte, wie beispielsweise bei "Unto the darkness", in dem auch Screaming Einzug in die Arrangements hält, unterlegt mit groovenden Heavy Rock-Riffs. Natürlich dürfen dabei aber auch nicht Soli und vereinzelte 80s-Synthesizer-Eskapaden bis hin zu Nightwish-mäßigen Chorälen fehlen. Gerade bei den Lead-Gitarren fällt dann aber der recht schwach und matschig produzierte Sound auf. Zudem klingen die Sechssaiter in hohen Lagen durch arg komprimiert und steril.
Mitreißende Songs wie "Angels of babylon" vermögen aber diese Schwachpunkte wieder etwas zu kompensieren. Hier fällt besonders positiv die Tatsache auf, dass gerade bei den Vocals versucht wurde, großen Wert auf Variabilität zu legen. Ab und an ist dann auch ein Manowar/Majesty-Urschrei am Start, was allerdings nicht gerade unerwartet kommt und uns zu einem weiteren Schwachpunkt im Sound von Winter's Verge führt: die starke Vorhersehbarkeit. In einem Genre, dass seit den beginnenden 80er Jahren keine großen Änderungen durchlaufen hat und eigentlich schon in den 90ern den Zenit weit überschritten hatte, kann man sich nicht wirklich einen bleibenden Namen verschaffen, wenn man die Genre-Checkpoints nur abhakt. So mitreißend Refrains wie bei "Semeni" auch sein mögen: zu schnell überhört man sich daran, auch wenn die Folk-Elemente dort wirklich gut eingesetzt wurden.
Die abschließende obligatorische Power-Ballade mit pseudo-orchestraler Instrumentierung trieft dann aber nur so vor Pathos, dass ich automatisch ein Musikvideo dazu auf einem mittelalterlichen Schlachtfeld mit dutzenden Zeitlupensequenzen und mit Ventilatoren zum Wehen angeregten Haaren des Frontmanns sehe, der episch seine Faust vor die Brust hält, um seinen Vocals ausreichend Nachdruck zu verleihen. Darauf hätte man gerne verzichten können, denn es zieht das Album zum Schluss ziemlich runter.
Ansonsten bekommt man mit "Beyond Vengeance" nämlich ein durchaus solides Album Power-/ Symphonic Metal-Album geboten, was leider mit wirklich Innovationen geizt und somit viel Potential verschenkt. Denn gerade in den progressiven Phasen zeigen Winter's Verge ihre Songwriting-Fähigkeiten.
Punkte: 6/10
Disko:
2012 - Beyong Vengeance
2010 - Tales Of Tragedy
2008 - Eternal Damnation
2006 - Another Life... Another End
http://www.wintersverge.com/