VÖ: 02.02.2012
Label: DIY
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Tracklist:
01. Hole
02. Life
03. Changes
04. Every brick
05. Nothing will ever repair
06. In expectation of relief
07. Pangaea Pt. 1
08. Pangaea Pt. 2
09. New ear (Bonus)
10. Oceans (Bonus)
11. Dorian gray (Bonus)
Spieldauer: 43:07 min
Ohneee, schon wieder Deathcore! Der Hype, der sich in den letzten Jahren um dieses Genre entwickelt hat, sollte doch eigentlich schon längst wieder im Abklingen befindlich sein. Stattdessen breitet er sich noch weiter aus wie eine... nun ja... wie eine Plage. Womit wir auch das Metaphernkontingent für dieses Review ausgereizt hätten. Vor mir liegt nämlich die "Pangaea EP" der Münchener Spread The Plague und was - ohne Betrachten der musikalischen Aspekte - gleich klar wird: Die Jungs meinen es ernst. Vorbildliche digitale Bemusterung mit Lyrics, Begleit-pdf zur Band und auch ansonsten alles, was sich das kleine Redakteurenherz wünschen kann, ohne dass man es sich in nächtelanger Kleinarbeit irgendwo aus den Wirrungen des Internets zusammen klauben muss. Das kann ja auch mal gesagt werden.
Aber was zählt ist letztendlich dann doch das zu Hörende. Und hier geht es doch etwas anders zur Sache, als ich das erwartet habe: Schön melodische und gleichzeitig progressiv anmutende Gitarren leiten die EP ein, bevor es dann in den ersten Rumpel-Part geht und der Hörer von Blastbeats und Doublebass-Gewittern über die Spielzeit gejagt wird. Der beinahe obligatorische Breakdown mit Ultralow-Growling folgt dann wieder recht vorhersehbar, dennoch erzeugt der Opener eine Stimmung, die sich angenehm von der Genrekonkurrenz abzuheben vermag. Hier wirkt alles sehr spröde und beklemmend, anstatt aller zwanzig Sekunden den selben Breakdown erneut aus der Hüfte zu feuern mit Bassdrops, die dir in der Küche nebenan das Porzellan aus dem Schrank knallen lassen.
Sowieso haben Spread The Plague das, was mich immer mitreißen kann: Die Mucke hat Charakter. Das wird beispielsweise bei "Changes" ganz gut deutlich: Hier klingt der anfängliche Hyperblast eben nicht durchgetriggert und auf die Millisekunde quantisiert, sondern eher, als würde man mit einem Stock in einer Metalltonne rühren und so springen einem direkt Grindcore-Referenzen vor die Augen. Und dann noch dieses Oi-Gebrülle im Mittelteil - chapeau, meine Herren. Das weiß zu gefallen!
Denn alleine was den Wiedererkennungswert angeht, bieten Spread The Plague hier mehr, als ich in 99% der Veröffentlichungen der letzten Jahre vorgefunden habe. Ab und an Death Metal, dann dezent in die Postcore-Ecke abdriftend, dann wieder Deathcore-Breakdown-Bassdrop-Standardkost mit Emmure-Dissonanzen. Das Album ist dabei technisch gesehen alles andere als überproduziert - ob das gewollt ist oder nicht, kann ich von hier aus schwer beurteilen. Ich finde aber, dass dieser dumpfe und doomige Charakter der Band jedenfalls äußerst gut zu Gesicht steht.
Als dann das Doppelpack "Pangaea" Pt. 1 und 2 die Platte beenden, bin ich doch ziemlich angetan und muss zugeben: ein paar Deathcore-Veröffentlichungen können es bis zum Zu-Grabe-Tragen des Genrehypes gerne noch sein, wenn diese von ähnlicher Gattung wie dieses hier sind. Spread The Plague haben ihren eigenen Stil und das macht sie in der mittlerweile unüberschaubaren Flut von Bands durchaus relevant. Diejenigen, die auf den Geschmack gekommen sind, sollten dringend mal ein Ohr riskieren, sonst könnte denen hier eine gute Platte entgehen.
Punkte: 7/10
Disko:
2012 - Pangaea EP
2010 - Demo
Links:
http://www.facebook.com/spreadtheplague