[Review] Nine Eleven - Le Rêve de Cassandre
Verfasst: 16.02.2012, 11:42
Nine Eleven - Le Rêve de Cassandre
VÖ: 09.02.2012
Label: I For Us Records - http://www.iforusrecords.be/

Tracklist:
01. From Haven To Hell
02. Ninth Floor
03. Rose Schneiderman
04. The Pacific Solution
05. Starkweather
06. I.nside T.he T.rojanhorse
07. Let’s Cross The Acheron
08. Revolution Tonight!
09. Dance On Your Own Ruins Tomorrow
10. Maison Dieu
Laufzeit: 36:29 min
Die Zahl der Flüchtlinge, die weltweit ihr Hab und Gut hinter sich lassen mussten und aus Gründen wie politischer Verfolgung, Krieg oder Hunger vertrieben worden sind, betrug gegen Ende des Jahres 2010 ca. 43,3 Millionen Menschen. Vor dem Fakt, dass etwa 1.800 von ihnen allein in den sechs Monaten nach Beginn des Libyen-Feldzugs auf dem Weg nach Lampedusa umkamen, während vor allen Dingen die NATO und die EU dabei zusahen, verschließt man hierzulande gern die Augen. Mit drei Millionen Personen machten im vergangenen Jahr die Afghanen weltweit die größte Flüchtlingsgruppe aus. Die Geschichte von einem von ihnen wird auf dem aktuellen Album der Franzosen von Nine Eleven erzählt, welche sich mit „Le Rêve de Cassandre“ an ein Konzeptalbum wagen und sich so einer Problematik widmen, welcher viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.
Die Band, die seit 2005 aktiv ist und schon in über 35 Ländern aufgetreten ist, nutzt das Genre des melodischen Hardcores, um ihre Anliegen zu verbreiten und dies klanglich zu untermalen. Dabei wurden auf dem aktuellen Release den Lyrics viel Platz gelassen und zwischen den Textabschriften einzelne Kommentare hinzugefügt, um die Story voranzutreiben. Jene handelt von der Odyssee des Flüchtlings und dessen Träumen, die unerreichbar bleiben. Aufgewertet werden die Texte etwa durch Verweise auf aktuelle Flüchtlingskonventionen, auf die us-amerikanische Sozialistin und Gewerkschaftsführerin Rose Schneiderman oder den Kapitän Arne Rinman, welcher sich mit seiner Crew für 433 Flüchtlinge eingesetzt hat. Nine Eleven haben sich viele Gedanken gemacht, wovor man nur den Hut ziehen kann. Zwar ist es nicht immer einfach, den Gedankengängen der Band zu folgen, aber das Thema und die Lyrics auf „Le Rêve de Cassandre“ sind spannender als der lyrische Output vom Großteil ihrer Genre-Kollegen.
Einen Blick auf die – natürlich gänzlich nicht unbeträchtliche – musikalische Ebene werfend, beginnt der Opener „From Haven To Hell“ mit ruhigen Klängen, welche in einem großartigen Riff münden, der wunderbar von einem rasenden Drumming vorangetrieben wird. Leider ist gleich zu Beginn zu erkennen, dass der Frontmann ein wenig zu heiser und kraftlos klingt, was auch über die gesamte Spielzeit nicht besser wird. Man gewöhnt sich zwar daran, aber amtlichen Tracks wie etwa „Starkweather“ mit seinen tollen Melodien oder „Revolution Tonight!“ mit seinem grandiosen Finale – inklusive Streichern - raubt es ganz einfach den Hitfaktor. Die Band drückt größtenteils ordentlich auf´s Gaspedal und erzeugt drückende Punk-Passagen en masse, die immer wieder von Crew-Vocals aufgehübscht werden. Erinnert wird man mal an Go It Alone oder an Another Breath, hin und wieder sogar ein wenig an Bane.
Insgesamt klingt man nicht mehr ganz so brachial wie auf „City Of Quartz“, kann jedoch besonders aufgrund des peitschenden Schlagzeugs noch genug Energie erzeugen. Die knapp 37 Minuten wurden dabei etwas zu abwechslungsarm gestaltet, so dass die Platte nicht leicht durchzuhören ist. Das große Problem jedoch ist, dass der Band auf „Le Rêve de Cassandre“ ganz einfach der gewisse Charme, das gewisse Etwas fehlt, welches vonnöten ist, um aus der Masse hervorzustechen. Skills sind definitiv vorhanden, doch fehlen einfach die (großen) Emotionen: die Platte ist weder besonders wütend, desillusioniert oder düster noch überaus optimistisch oder positiv. Zwar werden all jene Gefühlsebenen leicht tangiert – an sich herrscht ein reges Gefühlschaos auf dem Album –, jedoch fehlt das überzeugende Mitreißen, was vorrangig auch an den schwachen Vocals liegt.
„Le Rêve de Cassandre“ ist so leider nicht der große Wurf geworden, der er hätte sein können. Das Herzblut der Band ist zu jeder Sekunde zu spüren, doch reicht all dies nicht, das dritte Album der Franzosen ein großes Werk zu nennen. Vielmehr schaffen sie es nicht so richtig, bei all der Dramatik, welche der Thematik innewohnt, die Emotionen und die drängende Impulsivität hinter den interessanten Lyrics musikalisch auszudrücken, was mehr als schade ist. Nine Eleven haben dennoch ein bemerkenswertes Album mit tollen Melodien und Ideen erzeugt, welches für Fans des Genres eine gelungene Abwechslung darstellt.
Punkte: 07/10
Discographie:
2012 - Le Rêve de Cassandre LP
2009 - City Of Quartz LP
2007 - Use Your Disillusion LP
2006 - King For A Day... Ghost For A Lifetime EP
2005 - Split w/ Fight & Intruder
http://www.facebook.com/pages/Nine-Eleven/61752081753
VÖ: 09.02.2012
Label: I For Us Records - http://www.iforusrecords.be/

Tracklist:
01. From Haven To Hell
02. Ninth Floor
03. Rose Schneiderman
04. The Pacific Solution
05. Starkweather
06. I.nside T.he T.rojanhorse
07. Let’s Cross The Acheron
08. Revolution Tonight!
09. Dance On Your Own Ruins Tomorrow
10. Maison Dieu
Laufzeit: 36:29 min
Die Zahl der Flüchtlinge, die weltweit ihr Hab und Gut hinter sich lassen mussten und aus Gründen wie politischer Verfolgung, Krieg oder Hunger vertrieben worden sind, betrug gegen Ende des Jahres 2010 ca. 43,3 Millionen Menschen. Vor dem Fakt, dass etwa 1.800 von ihnen allein in den sechs Monaten nach Beginn des Libyen-Feldzugs auf dem Weg nach Lampedusa umkamen, während vor allen Dingen die NATO und die EU dabei zusahen, verschließt man hierzulande gern die Augen. Mit drei Millionen Personen machten im vergangenen Jahr die Afghanen weltweit die größte Flüchtlingsgruppe aus. Die Geschichte von einem von ihnen wird auf dem aktuellen Album der Franzosen von Nine Eleven erzählt, welche sich mit „Le Rêve de Cassandre“ an ein Konzeptalbum wagen und sich so einer Problematik widmen, welcher viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.
Die Band, die seit 2005 aktiv ist und schon in über 35 Ländern aufgetreten ist, nutzt das Genre des melodischen Hardcores, um ihre Anliegen zu verbreiten und dies klanglich zu untermalen. Dabei wurden auf dem aktuellen Release den Lyrics viel Platz gelassen und zwischen den Textabschriften einzelne Kommentare hinzugefügt, um die Story voranzutreiben. Jene handelt von der Odyssee des Flüchtlings und dessen Träumen, die unerreichbar bleiben. Aufgewertet werden die Texte etwa durch Verweise auf aktuelle Flüchtlingskonventionen, auf die us-amerikanische Sozialistin und Gewerkschaftsführerin Rose Schneiderman oder den Kapitän Arne Rinman, welcher sich mit seiner Crew für 433 Flüchtlinge eingesetzt hat. Nine Eleven haben sich viele Gedanken gemacht, wovor man nur den Hut ziehen kann. Zwar ist es nicht immer einfach, den Gedankengängen der Band zu folgen, aber das Thema und die Lyrics auf „Le Rêve de Cassandre“ sind spannender als der lyrische Output vom Großteil ihrer Genre-Kollegen.
Einen Blick auf die – natürlich gänzlich nicht unbeträchtliche – musikalische Ebene werfend, beginnt der Opener „From Haven To Hell“ mit ruhigen Klängen, welche in einem großartigen Riff münden, der wunderbar von einem rasenden Drumming vorangetrieben wird. Leider ist gleich zu Beginn zu erkennen, dass der Frontmann ein wenig zu heiser und kraftlos klingt, was auch über die gesamte Spielzeit nicht besser wird. Man gewöhnt sich zwar daran, aber amtlichen Tracks wie etwa „Starkweather“ mit seinen tollen Melodien oder „Revolution Tonight!“ mit seinem grandiosen Finale – inklusive Streichern - raubt es ganz einfach den Hitfaktor. Die Band drückt größtenteils ordentlich auf´s Gaspedal und erzeugt drückende Punk-Passagen en masse, die immer wieder von Crew-Vocals aufgehübscht werden. Erinnert wird man mal an Go It Alone oder an Another Breath, hin und wieder sogar ein wenig an Bane.
Insgesamt klingt man nicht mehr ganz so brachial wie auf „City Of Quartz“, kann jedoch besonders aufgrund des peitschenden Schlagzeugs noch genug Energie erzeugen. Die knapp 37 Minuten wurden dabei etwas zu abwechslungsarm gestaltet, so dass die Platte nicht leicht durchzuhören ist. Das große Problem jedoch ist, dass der Band auf „Le Rêve de Cassandre“ ganz einfach der gewisse Charme, das gewisse Etwas fehlt, welches vonnöten ist, um aus der Masse hervorzustechen. Skills sind definitiv vorhanden, doch fehlen einfach die (großen) Emotionen: die Platte ist weder besonders wütend, desillusioniert oder düster noch überaus optimistisch oder positiv. Zwar werden all jene Gefühlsebenen leicht tangiert – an sich herrscht ein reges Gefühlschaos auf dem Album –, jedoch fehlt das überzeugende Mitreißen, was vorrangig auch an den schwachen Vocals liegt.
„Le Rêve de Cassandre“ ist so leider nicht der große Wurf geworden, der er hätte sein können. Das Herzblut der Band ist zu jeder Sekunde zu spüren, doch reicht all dies nicht, das dritte Album der Franzosen ein großes Werk zu nennen. Vielmehr schaffen sie es nicht so richtig, bei all der Dramatik, welche der Thematik innewohnt, die Emotionen und die drängende Impulsivität hinter den interessanten Lyrics musikalisch auszudrücken, was mehr als schade ist. Nine Eleven haben dennoch ein bemerkenswertes Album mit tollen Melodien und Ideen erzeugt, welches für Fans des Genres eine gelungene Abwechslung darstellt.
Punkte: 07/10
Discographie:
2012 - Le Rêve de Cassandre LP
2009 - City Of Quartz LP
2007 - Use Your Disillusion LP
2006 - King For A Day... Ghost For A Lifetime EP
2005 - Split w/ Fight & Intruder
http://www.facebook.com/pages/Nine-Eleven/61752081753