[Review] Pianos Become The Teeth - The Lack Long After
Verfasst: 23.11.2011, 10:08
Pianos Become The Teeth - The Lack Long After
VÖ: 02.12.2011
Label: Topshelf Records - http://www.topshelfrecords.org

Tracklist:
01. I'll be damned
02. Good times
03. Shared bodies
04. Such confidence
05. Liquid courage
06. Spine
07. Sunsetting
08. I'll get by
Spieldauer: 37:16 min
The Wave - eigentlich ein komisches Zeug, denke ich mir. Haben solche Hypes schließlich immer einen irgendwie seltsamen Nachgeschmack. Ich meine, warum müssen sich Bands unbedingt zuammenschließen zu einer mit Namen versehenen Kollaboration, die noch mehr aufzeigt, wie parallel die musikalische Message der Beteiligten verläuft. Will man sich damit irgendwie von der Masse abheben und mitsamt der Anhängerschaft zu einem hochgradig erlesenen und independent eingestellten Zirkel machen? Vielleicht sehe ich das aber auch falsch und bedarf an dieser Stelle Aufklärung - ich finde das jedenfalls irgendwie Quatsch, kann und will aber nichts gegen die musikalischen Qualitäten sagen, gerade was die letzten Veröffentlichungen von La Dispute und Touché Amoré angeht. Die Baltimorer von Pianos Become The Teeth müssen sich das aber noch verdienen, beispielsweise mit ihrem neuen Album "The Lack Long After".
Und mit wenigen Überraschungen schwappt auch The Last Great Wave aus den Boxen, als die zweite Langrille mit "I'll be damned" den Einstand gibt: Offene, dreckig angezerrte Akkorde, druckvolles, wenn auch technisch recht simpel gestricktes Drumming und die Stimme eines Kyle Durfey, die zwischen Verzweiflung und Pathos alles bereithält, was man sich so denken kann, dabei aber zugegebenermaßen stellenweise auch sauber an der korrekten Tonhöhe vorbeischrammt. Das mag in gewissem Maße möglicherweise sogar so gewollt sein, schließlich soll mit dieser Gattung des Post-HC ja auch immer ein gewisses Erlebnis suggeriert werden. Mir persönlich fällt es aber im Vergleich zu den Kollegen des Genres bei Pianos Become The Teeth doch schon sehr deutlich auf. Textlich gibt es hingegen nichts zu beanstanden - ein äußerst persönlicher, mal emotional, mal spröde präsentierter Cocktail, gespickt mit einer Vielzahl an wirklich grandiosen Metaphern: "Maybe your Heaven is that Norman Rockwell scene/ where you and your friends are singing that Gordon Lighfoot song/ "If you could only read my mind", well if you could only read my mind, Well that ending, it was just too hard to take". Das hat schon was, war aber auch eines der Dinge, die ich in dieser Form von einem Release dieser Couleur erwartet habe.
Richtig gut setzt sich "The Lack Long After" auch fort mit "Good times", einem Song, der Einiges an Stimmungswechseln bereithält, vom typisch bedrückendem und bewusst reduziertem Anfangsarrangement, das sich dann nach einer guten Minute in ein richtig großen und positiv ausstrahlenden Part wandelt, der in krassem Kontrast zu den Lyrics steht, die sich um den Lauf des Lebens generell und die Unwiederbringlichkeit vergangener Momente dreht: "But losing you, I learned to lose my youth, lose my spirit, and now I can't hear it anymore."
Die Qualität wird auch weiterhin hoch gehalten, es gibt erwartungsgemäß Einiges zu hören und zu empfinden bei Pianos Become The Teeth. Heraussticht für mich da allen voran "Such confidence", der einen grandiosen Spannungsbogen bildet, von der melodramatischen Einleitung, die den Song über kraftvolle Parts nach fünf Minuten Spieldauer wieder ganz schlicht in sich zusammenbrechen lässt, als wäre nichts gewesen. Auch zeigen die Jungs aus Baltimore mit Songs wie "Spine", dass sie durchaus die Keule auspacken können und dann auch Einiges nach vorne geht. Dennoch fehlt mir an der ein oder anderen Stelle auf den gesamten 37 Minuten Spielzeit von "The Lack Long After" dann doch das letzte Quäntchen Variabilität - ganz klar, Beatdown gibt's hier keinen, dennoch ist dieser Aspekt (um jetzt mal schön innerhalb der Wave zu bleiben) Touché Amoré dieses Jahr mit "Parting The Seas Between Brightness And Me" noch eine ganze Ecke besser gelungen. Sowieso hinkt dieser Vergleich mit den anderen Referenzen doch etwas. Sind eben genannte noch am ehesten für einen Vergleich geeignet, so unterscheidet man sich von La Dispute oder Defeater beispielsweise schon deutlich. Nicht was die Texte bzw. die Message der Musik angeht, wohl aber vom Standpunkt des Arrangements und des Instrumentellen. Eine weitaus treffendere Hausnummer für "The Lack Long After" wäre meiner Meinung nach Envys aktuelles Album "Recitation", beackern Pianos Become The Teeth doch mehr den Post-Rock, als den Post-HC.
Zusammengefasst haben wir es hier trotzdem mit einer sehr guten Scheibe zu tun. Der Stil wurde nach "Old Pride" konsequent weiterentwickelt, wirkt ausgefeilter, gleichzeitig an manchen Stellen roher wie ich finde und gerade textlich auf ganz hohem Niveau, so tiefgründig und persönlich das Gehörte oftmals ist. Ein Anhören und (zumindest für Anhänger des Genres) Kaufen ist meines Erachtens Pflicht und mehrmalige Durchläufe sowieso, um die vielschichtigen Feinheiten rauszuhören. Wie auch schon La Disputes "Wildlife" ist "The Lack Long After" ein Album geworden, was man bewusst hören muss und als Hintergrundbeschallung wenig bzw. gar nicht funktioniert.
Punkte: 8/10
Disko:
2011 - The Lack Long After
2009 - Old Pride
2008 - Saltwater EP
Links:
https://www.facebook.com/pages/Pianos-B ... 3317977380
VÖ: 02.12.2011
Label: Topshelf Records - http://www.topshelfrecords.org
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Tracklist:
01. I'll be damned
02. Good times
03. Shared bodies
04. Such confidence
05. Liquid courage
06. Spine
07. Sunsetting
08. I'll get by
Spieldauer: 37:16 min
The Wave - eigentlich ein komisches Zeug, denke ich mir. Haben solche Hypes schließlich immer einen irgendwie seltsamen Nachgeschmack. Ich meine, warum müssen sich Bands unbedingt zuammenschließen zu einer mit Namen versehenen Kollaboration, die noch mehr aufzeigt, wie parallel die musikalische Message der Beteiligten verläuft. Will man sich damit irgendwie von der Masse abheben und mitsamt der Anhängerschaft zu einem hochgradig erlesenen und independent eingestellten Zirkel machen? Vielleicht sehe ich das aber auch falsch und bedarf an dieser Stelle Aufklärung - ich finde das jedenfalls irgendwie Quatsch, kann und will aber nichts gegen die musikalischen Qualitäten sagen, gerade was die letzten Veröffentlichungen von La Dispute und Touché Amoré angeht. Die Baltimorer von Pianos Become The Teeth müssen sich das aber noch verdienen, beispielsweise mit ihrem neuen Album "The Lack Long After".
Und mit wenigen Überraschungen schwappt auch The Last Great Wave aus den Boxen, als die zweite Langrille mit "I'll be damned" den Einstand gibt: Offene, dreckig angezerrte Akkorde, druckvolles, wenn auch technisch recht simpel gestricktes Drumming und die Stimme eines Kyle Durfey, die zwischen Verzweiflung und Pathos alles bereithält, was man sich so denken kann, dabei aber zugegebenermaßen stellenweise auch sauber an der korrekten Tonhöhe vorbeischrammt. Das mag in gewissem Maße möglicherweise sogar so gewollt sein, schließlich soll mit dieser Gattung des Post-HC ja auch immer ein gewisses Erlebnis suggeriert werden. Mir persönlich fällt es aber im Vergleich zu den Kollegen des Genres bei Pianos Become The Teeth doch schon sehr deutlich auf. Textlich gibt es hingegen nichts zu beanstanden - ein äußerst persönlicher, mal emotional, mal spröde präsentierter Cocktail, gespickt mit einer Vielzahl an wirklich grandiosen Metaphern: "Maybe your Heaven is that Norman Rockwell scene/ where you and your friends are singing that Gordon Lighfoot song/ "If you could only read my mind", well if you could only read my mind, Well that ending, it was just too hard to take". Das hat schon was, war aber auch eines der Dinge, die ich in dieser Form von einem Release dieser Couleur erwartet habe.
Richtig gut setzt sich "The Lack Long After" auch fort mit "Good times", einem Song, der Einiges an Stimmungswechseln bereithält, vom typisch bedrückendem und bewusst reduziertem Anfangsarrangement, das sich dann nach einer guten Minute in ein richtig großen und positiv ausstrahlenden Part wandelt, der in krassem Kontrast zu den Lyrics steht, die sich um den Lauf des Lebens generell und die Unwiederbringlichkeit vergangener Momente dreht: "But losing you, I learned to lose my youth, lose my spirit, and now I can't hear it anymore."
Die Qualität wird auch weiterhin hoch gehalten, es gibt erwartungsgemäß Einiges zu hören und zu empfinden bei Pianos Become The Teeth. Heraussticht für mich da allen voran "Such confidence", der einen grandiosen Spannungsbogen bildet, von der melodramatischen Einleitung, die den Song über kraftvolle Parts nach fünf Minuten Spieldauer wieder ganz schlicht in sich zusammenbrechen lässt, als wäre nichts gewesen. Auch zeigen die Jungs aus Baltimore mit Songs wie "Spine", dass sie durchaus die Keule auspacken können und dann auch Einiges nach vorne geht. Dennoch fehlt mir an der ein oder anderen Stelle auf den gesamten 37 Minuten Spielzeit von "The Lack Long After" dann doch das letzte Quäntchen Variabilität - ganz klar, Beatdown gibt's hier keinen, dennoch ist dieser Aspekt (um jetzt mal schön innerhalb der Wave zu bleiben) Touché Amoré dieses Jahr mit "Parting The Seas Between Brightness And Me" noch eine ganze Ecke besser gelungen. Sowieso hinkt dieser Vergleich mit den anderen Referenzen doch etwas. Sind eben genannte noch am ehesten für einen Vergleich geeignet, so unterscheidet man sich von La Dispute oder Defeater beispielsweise schon deutlich. Nicht was die Texte bzw. die Message der Musik angeht, wohl aber vom Standpunkt des Arrangements und des Instrumentellen. Eine weitaus treffendere Hausnummer für "The Lack Long After" wäre meiner Meinung nach Envys aktuelles Album "Recitation", beackern Pianos Become The Teeth doch mehr den Post-Rock, als den Post-HC.
Zusammengefasst haben wir es hier trotzdem mit einer sehr guten Scheibe zu tun. Der Stil wurde nach "Old Pride" konsequent weiterentwickelt, wirkt ausgefeilter, gleichzeitig an manchen Stellen roher wie ich finde und gerade textlich auf ganz hohem Niveau, so tiefgründig und persönlich das Gehörte oftmals ist. Ein Anhören und (zumindest für Anhänger des Genres) Kaufen ist meines Erachtens Pflicht und mehrmalige Durchläufe sowieso, um die vielschichtigen Feinheiten rauszuhören. Wie auch schon La Disputes "Wildlife" ist "The Lack Long After" ein Album geworden, was man bewusst hören muss und als Hintergrundbeschallung wenig bzw. gar nicht funktioniert.
Punkte: 8/10
Disko:
2011 - The Lack Long After
2009 - Old Pride
2008 - Saltwater EP
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