VÖ: 14.10.2011
Label: Century Media Records (http://www.centurymedia.com)
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Tracklist:
01. Inertia
02. Through the shadows
03. Song of the blackest bird
04. Only one who waits
05. Unsung
06. Every hour wounds
07. Decoherence
08. Lay the ghost to rest
09. Regain the fire
10. One for sorrow
Spieldauer: 53:04
Finnland hat nicht viel. Felsen. Seen. Dreckige Industriestädte und eine zwischen skandinavisch und russisch geprägtem Einfluss hin- und hergerissene Mentalität. Die manifestiert sich (typisch skandinavisch möchte man meinen) seit geraumer Zeit in durchaus hochkarätigen Outputs im Stile des melodischen Death-Metal. Nicht umsonst wurde diese Spielart ja auch als Göteborger Schule bekannt - das liegt zwar wiederum im westlichen Nachbarland, Unterschiede gibt es da aber nicht wirklich. Und wo wir gerade bei hochkarätig sind: Insomnium bringen mit "One For Sorrow" ein Album auf den Markt, welches mich seit langem (!) mal wieder für dieses Genre begeistern kann.
Die mittlerweile bei Century Media gesignte Band gibt es mittlerweile seit 1997 und ist leider irgendwie völlig an mir vorbei gegangen. Ist ja auch stellenweise nicht verwunderlich, den gerade in den letzten Jahren - beginnend mit dem Aufflammen des modernen Metalcores, der sich ja gehörig bei den Melodielinien des Melo-Death bedient - kam da doch einiges an Output auf den Markt, wobei die Bands alle gleich hießen, die gleichen Logos benutzten und vom musikalischen Gesichtspunkt her alle die selbe Furche zogen. Was macht "One For Sorrow" für mich jetzt besonders?
Begonnen wird mit "Inertia" und mehr Stille als Musik - einzelne Töne schweben mit viel Hall in der ersten Minute durch die Kopfhörer und verleihen selbst dem Regionalexpress, in dem ich dieses Review gerade tippe eine irgendwie malerische Note. Der Spannungsbogen spannt sich weiter unter Hinzunahme von weiteren verzerrten Gitarren, die den Sound immer weiter andicken, bis man gegen Ende in vielfach übereinander gelegten Gitarrenspuren und Midtempo-Doublebass endet. Der ganze Song erinnert in seiner Machart sehr stark an God Is An Astronaut, wenn auch gegen Ende hin im Kontrast dazu die positive Grundstimmung bei Insomnium überwiegt.
Song Nummer zwei - "Through the shadows" - erinnert mit zweistimmigem Tapping und den breiten, tiefgestimmten Riffs dann sehr an den Genre-Primus Amon Amarth, was alles andere als schlecht ist. Spätestens mit dem nachher einsetzenden und an skandinavische Folklore angelehnten Cleangesang verpassen Insomnium sich dann eine eigene Note. Beim wiederum folgenden "Song of the blackest bird" werden wieder Parallelen zu den bereits erwähnten Schweden offensichtlich (alleine schon beim Songtitel), wenn auch mir die Arrangements auf "One For Sorrow" bedeutend besser gefallen, als deren letzte Veröffentlichungen. Der Wechsel zwischen verzerrt und unverzerrt, zwischen Growling und dezent eingesetzem Cleangesang und die immer wiederkehrende Aufnahme von Motiven ist einfach total stimmig.
So bewegen sich die Songs auf der Scheibe permanent zwischen modernem Metal und breit angelegten Folklore-Elementen, ohne jedoch aus dem Rahmen des Melodic Death-Metal zu fallen. Highlights für mich sind auf jeden Fall "Every hour wounds", das richtig schön in die klassische Melo-Death-Kerbe schlägt und mit seinen Riffs alten Deadlock-Veröffentlichungen (Stichwort: "The Arrival"!!!) oftmals sehr stark ähnelt. Interessant im Kontrast dazu ist definitiv auch der Titeltrack, bei dem ich mir noch heute nicht über die Instrumentierung klar bin, ob dort tatsächlich auch Dudelsäcke zum Einsatz kommen oder die Gitarren einfach nur so klingen - nichts desto trotz ein fetter Song.
Somit ist Insomnium mit "One For Sorrow" meiner Meinung nach ein richtig gutes Century Media-Debut gelungen, das sich vor Vergleichen mit der Genre-Konkurrenz nicht verstecken muss. Wer also auf Mucke im Stile von Amon Amarth und At The Gates bis hin zu Finntroll steht (auch wenn Amon Amarth auch nach komplettem Hören des Albums die aussagekräftigste Hausnummer bleibt), der sollte unbedingt mal ein Ohr riskieren.
Punkte: 8/10
Disko:
2011 - One For Sorrow
2009 - Across The Dark
2006 - Above The Weeping World
2004 - Since The Day It All Came Down
2002 - In The Halls Of Awaiting
Links:
http://www.facebook.com/insomniumofficial