VÖ: 14.09.2011
Label: Demons Run Amok Entertainment - http://www.demonsrunamok.de/
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Tracklist:
01. Dead Morning
02. Directions
03. Deliverance
04. Despair
05. Done
Laufzeit: 14:52 min
Ohne der Zuhörerschaft auch nur eine Sekunde zum Luft holen zu geben, ballern Deliver, die mit ihrem tighten Sound sowie mitreißenden Live-Shows einen nicht ganz unbeträchtlichen Mini-Hype um ihre Band generieren konnten, die fünf Songs ihres Debüts in den Äther. Die fünf Jungs aus Stuttgart, die mit einer leicht modern angehauchten Variante klassischen Old School Hardcore´s auftrumpfen, haben darüber hinaus – zu mindestens auf ihrer Homepage – auch ein paar Statements hinsichtlich so einiger Missstände abzugeben, lassen diese aber – man ist es ja auch gar nicht anders gewohnt – in ihren Lyrics in heiße Luft verpuffen.
Doch erst einmal zur Musik: ohne Einschränkungen kann nach den ersten Durchläufen schon attestiert werden, dass Deliver genau wissen, was sie da auf Platte gepresst haben, und mittels einer richtig knalligen Produktion ordentlich die Gehörgänge freipusten. Alle Standard-Elemente, die ausgereiften und relativ zeitgemäßen Alben von Bands der Marke New York Hardcore zugrunde liegen, werden auch auf „Deliverance“ sehr ambitioniert präsentiert und dabei die Highlights geschickt über die verschiedenen Songs verteilt. Während etwa der Opener „Dead Morning“ den Groove gepachtet hat, welcher überaus angenehm die Nackenmuskulatur massiert, und auf „Directions“ ein sauschneller und genauso saufieser metallischer Part von der Leine gelassen wird, bietet die Band dann auf ihrem Titeltrack ansehnliche Crew-Vocals und schicke 2Step-Parts zum Mitmachen. Bester Song mit Abstand aber ist „Despair“, der mit einer ordentlichen Mosh-Attacke aufwartet und es als einziger Song schafft, in gelungener Art und Weise über den Tellerrand zu schauen.
Deliver versuchen nämlich, und davor kann man an sich – z.B. aufgrund der Engstirnigkeit der meisten Genre-Vertreter – den Hut ziehen, andere musikalische Einflüsse in ihre Songs zu integrieren, schaffes es jedoch meist nicht so richtig, etwa melodisch aufgeladenen modernen Hardcore passend einzubinden oder dem Metalcore so zu frönen, dass es als gelungen bezeichnet werden kann. Zum Teil unbeholfen wirkende Übergänge und etwas langwilig daherkommende Riffs aus den höheren Tonregionen ziehen den an sich positiven Eindruck immer wieder nach unten und geben das Gefühl, dass die Band sich diesbezüglich nicht ganz im Klaren ist, was sie wirklich kann. Jene Teile ihrer Songs aber, die nach Terror, Hatebreed, Teamkiller und Final Prayer klingen, können mehr als überzeugen und erklären partiell auch die derzeit gute Reputation der Band. Als eher enttäuschende Ware stellen sich jedoch auch die Lyrics heraus, besonders da sich die Band immer wieder eine politische Meinung auf die Fahne geschrieben und damit gewisse Erwartungen produziert hat. Deliver freuen sich, wenn die Texte gelesen werden, bieten in jenen aber allein abgekaute Storys, sind müde vom „struggling for survival“ und auf dem unumkehrbaren Weg „straight to hell“. Gedanken zu „Entwicklungen in der Welt, in Europa, in Deutschland, in Stuttgart und in unserer Szene“ – Fehlanzeige.
So lassen Deliver mit ihrer frei verfügbaren EP, die auch als schicke 7“ veröffentlicht wurde, erst einmal aufhorchen, schaffen es jedoch nicht, Songs mit einer guten Halbwertszeit zu erzeugen und so ein richtiges Ausrufezeichen zu setzen. Nichtsdestotrotz besitzt die Band einen Berg an authentischer Power sowie Potential und kann dies zum Teil schon sehr gut platzieren. So kann man gespannt sein, wie sich die Band in naher Zukunft entwickeln und ob der Friseur-Job noch weiterhin vonnöten sein wird. Gute Zukunftsaussichten haben beide.
Punkte: 05/10
Discographie:
2011 - Deliverance EP
http://www.deliverofficial.de/