[Review] Deathrite - s/t

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Kingpin
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[Review] Deathrite - s/t

Beitrag von Kingpin »

Deathrite - s/t

Label: Per Koro Records - http://www.perkoro.com
VÖ: 10.06.2011

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Tracklist:
01. Prophecy
02. Black Reign
03. Claws
04. Nails And Coffins
05. Sirens
06. Vultures/Wolves
07. Locust Swarm
08. Decline

Laufzeit: 17:49 min

Dass im tiefen Osten Sachsens eine recht vielfältige Musiklandschaft existiert, die auch eine Vielzahl an Bands ausspuckt, ist bei weitem kein Geheimnis und zeigt sich nicht nur bei einem Blick auf die vielen Flyer, die Shows in der Umgebung anpreisen. Viele der Bands schaffen es dabei nur sehr schwer, aus diesem riesigen Sumpf hervorzustechen. Eine kleine Ausnahme bildet die noch recht frische Band Deathrite, die nur rund ein Jahr nach ihrer Gründung und einer ersten Demo ihren Debüt-Langspieler veröffentlicht. Mit Label sowie einem für die Gegend nicht zu gering ausfallenden Hype im Rücken, vielfach überzeugenden Live-Shows und unterstützt von einem gewissen Trend hinzu den beschrittenen Genre-Pfaden, erschien Mitte Juni das selbstbetitelte Album der vier erfahrenen Jungs und stößt dabei gänzlich auf offene Ohren.

Gestartet wird mit dem wirklich atemraubenden Opener „Prophecy“, der in den knapp zwei Minuten schon erst einmal sämtliche Genre-Grenzen absteckt und damit einen Vorgeschmack gibt auf den Rest der Platte. Während man zu Beginn noch die Death´n´Roll-Schiene á la Rise & Fall abfährt, wird diese kurze Zeit später auch schon von kurzen Grind- und länger ausgearteten Doom-Passagen abgelöst. All das wird noch ein wenig abgerundet mit Black Metal und chaotischen Anleihen, fertig ist ein ungemein finsteres Werk, welches mit bleischweren Riffs und viel arschtretendem Tempo Köpfe nicken lässt. Druckvoll wird hier Gas gegeben und der Sound erinnert dabei an bekannte Bands wie Nails oder Trap Them, wobei man bezüglich Songwriting und Impulsivität durchaus mithalten kann. So ist dann auch besonders der erste Eindruck mehr als positiv, denn die hier dargebotene, schiere Energie reißt selbst die weniger zugeneigte Hörerschaft ab der ersten Sekunde mit. Ein etwas später augenscheinlich werdendes Manko ist jedoch die Arbeit an der Gitarre. Jene birgt insgesamt zu wenig Abwechslung und versucht auch zu oft, die dunkel rollenden Riffs mit kurz auftretenden sowie dramatisch ertönenden Metalklängen aufzuwerten. Dies ist an sich passend, aber auf Dauer eintönig und hin und wieder auch lästig. Dass es sich daraufhin auch nicht als allzu einfach herausstellt, einzelne Songs voneinander zu unterscheiden, ist sicher auch ein Problem anderer Bands, die jenen Style zumindest in ähnlicher Art und Weise fahren. Hier hätte man gewiss mehr rausholen können und allgemein stärker den Fokus auf die weniger tiefen Tonregionen legen können. Die Produktion der LP ist stets authentisch, wunderbar rau und hat den enormen Drang nach vorn mehr als gut aufgefangen. Hier gibt es nix zu meckern, ähnlich wie bei den Vocals, die es trotz einer gewissen Monotonie schaffen, zwischen purem Hass und extremem Ekel sämtliche Gefühlsregungen abzudecken.

Etwas einfältig verfährt man – nicht ganz genreuntypisch – mit den Lyrics, die wirklich jedes Thema auf die gute alte Formel „Everything Dies“ zu bringen scheinen und somit dem Gevatter Tod eine nicht ganz unwichtige Rolle spielen lassen. Ist ein manches Mal gar nicht so unpassend - kann man also machen -, erstreckt sich jedoch in einer, sagen wir, intellektuell eher wenig anspruchsvollen Schwarz-Weiß-Optik. Da sich die Platte allerdings vorrangig über die Darbietung negativer Emotionen identifiziert und dies auch atmosphärisch gut wiedergibt, ist dies nicht ganz inkohärent. Allgemein halten die knapp 18 Minuten die Hörerschaft immens auf Trab und lassen ihr allerhöchstens zum melodisch-schleppenden Beginn von „Locust Swarm“ mal einige Sekunde, um zu verschnaufen. Ansonsten geht es stets angenehm energiegeladen in die Vollen und die LP lässt so kaum Langeweile aufkommen.

Deathrite erzeugen so auf ihrem ersten Album ein stimmiges Bild einer zerberstenden Welt, die sich ihr Grab ganz allein geschaufelt hat – Ausweg ausgeschlossen. Musikalisch weiß man dies nur allzu gut zu verpacken und so auch recht überzeugend aufzuspielen. Insgesamt gesehen befindet man sich damit definitiv im oberen Drittel, kann sich darüber hinaus jedoch noch weiter nach oben katapultieren, baut man den Sound und die textliche Ebene noch ein Stück aus. Das Debüt gibt es sowohl als sehenswert gestaltetes Vinyl, als auch als gratis Download, und schafft es sicherlich auch, nicht nur Fans der oben genannten Genre anzusprechen. Alles in allem ein rollendes Inferno auf Platte.

Punkte: 07/10

Discographie:
2011 - s/t LP
2011 - Demo

http://deathrite666.blogspot.com/
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