Label: Refuse Records / Static Shock Music
VÖ: 01.05.2011
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Tracklist:
01. Waiting
02. Dead inside
03. Living under lies
04. Everything is wrong
05. Double dose of negativity
06. Bombs over berlin
07. Nothing’s alright
08. Old
Spielzeit: ca. 25 min
Jawohl! Endlich mal wieder Vinyl auf dem Tisch des Reviewers und kein MP3-Kram. Für gewöhnlich hat nämlich schon jeder Provinzpunker drei Einträge in seinem 08/15-Blog verfasst, bevor ich mir die Dateien zu reviewender Platten auf den iPod packen kann. Folge ist dann meist, dass ich mir vor dem Verfassen meines eigenen Verdikts unter reichlich Kopfschütteln und Augenverdrehen die Texte der „Kollegen“ durchlese und ob der dreisten Abschreiberei oft erstmal kotzen muss. Anyways, von Nothings Debütalbum habe ich bisher keine Reviews im Netz gefunden, was wirklich mal eine sehr erfrischende Situation ist und mir einigen Spielraum geben sollte - wäre da nicht die Tatsache, dass bei den Wahlberlinern alt gediente Haudegen am Start sind ...
Aber der Reihe nach: Nothing haben sich 2010 aus ex-Mitgliedern von - ich nenne hier der Übersichtlichkeit halber nur die im größeren Kontext relevanten Combos - HIGHSCORE, MÖNSTER und BOMBENALARM gegründet und Anfang 2011 acht Songs für ihre Erstlings-Full-Length auf Refuse Recs. (Vinyl) bzw. Static Shock Music (Tapes) aufgenommen. Kein Demo, keine Single, keine Split - nö, mit so etwas hält man sich im Hause Nothing nicht auf, stattdessen lieber gleich in die Vollen und knapp 25 Minuten Musik auf eine LP mit 45 RPM bratzen. Bei jeder anderen Band hätte ich wahrscheinlich „Ressourcenverschwendung“ angemahnt und den klassischen Weg über kleine Releases empfohlen, aber zum Einen spielen die Nothing schon einige Jahre in der Ü-30-Liga und haben daher nicht mehr soviel Zeit und zum Anderen brauchen sie in Sachen Technik, Tightness und Stilfindung ganz sicher keine Aufwärmrunden mehr zu absolvieren.
Wer die Vorgängerbands kennt, wird auch Nothing einordnen können: Punklastiger Hardcore der flotteren Gangart mit reichlich Hang zum US-HC der 80er. Eine ordentliche Anzahl schmissiger Rock-Riffs und fieser Gitarrensoli mit Augenzwinkerpotenzial sorgen für einen erhöhten Schweinerockfaktor, aber bekanntermaßen lieben ja sogar die abgerissensten Köpi-Punks ein bisschen Turbonegro-Feeling auf ihren Punk-Scheiben. Mit den vielseits zitierten Eckpfeilern Poison Idea, Negative Approach etc. pp. kann ich guten Gewissens mitgehen und kehre an dieser Stelle abschließend zur Einleitung zurück: Platten von alt gediehnten Haudegen bieten dem Reviewer deshalb wenig Platz, weil ihn neben der tadellosen Ausführung leider oftmals auch eine in Stein gemeißelte musikalische Stoßrichtung erwartet, die sehr wenige bis gar keine Überraschungen bereithält. Daran krankt diese Platte meiner Ansicht nach auch etwas: Nothing haben hier einfach acht verdammt gut exerzierte Standardpunksongs ohne nennenswerte Höhen und Tiefen aufgenommen. Sicherlich regen der Paul-Bearer-Gesang in „Everything is wrong“, die Surfparts in „Double dose of negativity“ oder die über die ganze Scheibe verstreuten Solis zu kurzen Schmunzlern an, aber wirkliche Alleinstellungsmerkmale gehen Nothing im Moment noch ab. Steht HC-Punk drauf, ist leider auch nur HC-Punk drinne.
Zum Schluss noch Props für die Texte und den Gesang. Relativ vielseitig wird in äußerst angepisstem Stil mit allem abgerechnet, was nervt. Der eigene Burnout steht da genauso auf dem Programm wie Berliner Hipster-Kids, was die Sache nicht nur sympathisch, weil nachvollziehbar, sondern auch authentisch macht.
Punkte: 07/10
Diskografie:
2011 - Double dose of negativity - LP
http://nothingsalright.blogspot.com/