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[Review] In Flames - Sounds Of A Playground Fading

Verfasst: 23.05.2011, 17:03
von GotB
In Flames - Sounds Of A Playground Fading

VÖ: 20.06.2011
Label: Century Media - http://www.centurymedia.com

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Tracklist:
01. Sounds of a playground fading
02. Deliver us
03. All for me
04. The puzzle
05. Fear is the weakness
06. Where the dead ships dwell
07. The attic
08. Darker times
09. Ropes
10. Enter tragedy
11. Jester's door
12. A new dawn
13. Liberation

Spieldauer: 53:44 min

Man erlebt ja viele Überraschungen im Musikbusiness. Manchmal kleinere (oh, Manowar haben einen Song geschrieben, in dem die Wörter "Steel" und "Warrior" vorkommen), manchmal auch größere... und oft auch äußerst schlechte, wie jüngst Jesper Strömblads Weggang von den Melodic Deathern von In Flames. Denn wenn der Gründer seine Band verlässt, dann ist das selten ein gutes Zeichen.

Für den Rest der Schweden war das aber bei weitem kein Grund, die Instrumente an den Nagel zu hängen. Der freie Platz an den sechs Saiten wurde relativ schnell mit Niclas Engelin (nebenbei noch bei der Band Engel beschäftigt) aufgefüllt, eine Unterschrift bei Century Media getätigt und nun steht die Veröffentlichung der neuen Langrille "Sounds Of A Playground Fading" an. In Anbetracht der aktuellen Situation innerhalb der Band kann ich mich nicht dagegen erwehren, die Stirn in Falten zu legen, noch bevor der Finger den Play-Button auch nur in Reichweite hat. Aber vielleicht gibt es sie mal wieder, eine dieser Überraschungen.

Die Platte beginnt mit dem Titeltrack und einem äußerst atmosphärischen Intro-Riff, dass von einstimmigen über zweistimmige Leads sein Ende in dem typischen In Flames - Midtempo - Traktorgroove findet. Auch ansonsten wirkt der Song schön stimmig, wird aber die alteingesessenen Anhänger der ersten Alben sicherlich nicht erreichen können, da er genau da ansetzt, wo die Schweden mit dem 2008er Release "A Sense Of Purpose" aufgehört haben: mehr Melodic, weniger Death, so ist das halt. Da mir die letzte Veröffentlichung aber eigentlich recht gut gefallen hat, heben sich die Erwartungen auf das, was da noch kommen mag.

Wenn das jedoch mal nicht zu früh war, denn schon das darauffolgende "Deliver us" schießt mir persönlich doch etwas zu weit über das Ziel hinaus, das Synthesizer-Intro erinnert vereinzelt an Rammstein, in der Strophe reagiert wieder In Flames - im Refrain hingegen habe ich stellenweise das Gefühl, das Jon Bon Jovi demnächst mal ein Feature macht, so zuckersüß aber leider auch vorhersehbar sind die Melodiestrukturen. Das fällt auch bei den anderen Songs auf und zusammenfassend muss man sagen, dass der Härtegrad wieder um Einiges nach unten korrigiert wurde. Und wenn die Jungs dann mal mit dem Knüppel durch die Gegend wirbeln, dann wirken die Übergänge zwischen Härte und Melodien einfach zu beliebig und uninspiriert - das war auf dem Vorgänger noch deutlich besser gelungen. Dass mit Jesper Strömblad aber nicht auch die versammelten Songwriting-Skills das Boot verlassen haben, zeigt sich an Songs wie "A new Dawn" - schöne Riffs, unkonventioneller Mittelteil mit Streichern und wie aus einem Guss. Es geht doch! Leider fällt der größte Teil der restlichen Songs da qualitativ zum Teil deutlich ab. Mit "Enter Tragedy" ist noch eine ordentlich thrashige Nummer am Start, sonst wurde aber zu oft nach Schema F gearbeitet, was bei In Flames 2011 bedeutet: cleanes Intro-Riff, Traktor-Groove, Bon Jovi im Chorus und die Schose nochmal von vorne.

So muss ich (zumindest für mich) feststellen, dass so ein personeller Verlust doch nicht so leicht zu kompensieren ist, wie manche das vielleicht erhofft hätten. "Sounds Of A Playground Fading" ist technisch sicher ein sauber produziertes Album, lässt aber über weite Strecken sowohl Innovation als auch alte Trademarks schmerzlich vermissen. Es erinnert nur noch recht wenig an die In Flames von 2008, Vergleiche mit der "Colony"/"Clayman"-Ära lasse ich hier mal gekonnt außen vor, denn die kann jeder In Flames-Kenner anhand dieses Reviews selber anstellen.

Noch abschließend eine Sache: der letzte Song eines Albums wird ja häufig dafür benutzt, etwas auszuprobieren bzw. eventuell schon anzudeuten, was den geneigten Hörer in Zukunft so erwarten könnte: Nun ja, sollte das in diesem Fall auch so sein, dann sehen wir die Schweden demnächst wohl wirklich auf einer Co-Headliner-Tour mir Bon Jovi.

Punkte: 6/10

Disko:
2011 - Sounds Of A Playground Fading
2008 - A Sense Of Purpose
2006 - Come Clarity
2004 - Soundtrack To Your Escape
2002 - Reroute To Remain
2000 - Clayman
1999 - Colony
1997 - Whoracle
1995 - The Jester Race
1994 - Lunar Strain

Links: http://www.inflames.com