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[Review] Winds Of Plague - Against The World

Verfasst: 14.04.2011, 23:53
von GotB
Winds Of Plague - Against The World

VÖ: 15.04.2011
Label: Century Media - www.centurymedia.com

Bild

Tracklist:
01. Raise The Dead
02. One For The Butcher
03. Drop The Match
04. Built For War
05. Refined In The Fire
06. The Warrior Code
07. Against The World
08. Monsters
09. Most Hated
10. Only Songs We Are Allowed To Play In Church Venues
11. California
12. Strength To Dominate

Spieldauer: 38:37 min

Das Internet ist zuweilen schon ein drolliger Ort. Vom neuen Album „Against The World“ der Kalifornier Winds Of Plague taucht schon weit vor der Veröffentlichung eine Guitar-Hero-Version des Songs „California“ auf – im straighten Hardcore-Gewand gehalten überzeugt der nicht überraschend nicht gerade viele der Fans und die zwangsläufigen Madball-Vergleiche gehen über den Äther. Wenn sich dann die halbe Online-Community an einem Video hochspielt, ist die ganze Sache schon so drollig, dass ich dieses Wort überhaupt aus Großmutters Rübenkeller hole, um damit mein Review zur neuen Platte zu beginnen. Denn wie vorab zu erwarten war: Winds Of Plague klingen auch im Jahre 2011 nicht wie Madball und das ist auch gut so.

Zwei Jahre nach ihrem letzten Streich „The Great Stone War“, einem Album, das ich wirklich verschlungen habe, knüpfen Winds Of Plague genau da an, wo sie 2009 aufgehört haben. „Against The World“ startet beklemmend mitsamt Kinderchor und den typisch bombastischen Bläsern und Streichern, die seit „Decimate The Weak“ fester Bestandteil im Stilgefüge der Band sind. Überraschend ist der Übergang zu moshigen Gitarren und tiefem Growling dann wahrlich nicht, zündet aber nach wie vor richtig gut und die Stimmung der Vorgängeralben ist sofort wieder da. Weiter geht es mit „One for the butcher“ – obwohl durchweg im Midtempo gehalten, wird hier trotzdem nicht auf Breakdowns verzichtet und trotzdem die Keyboard-Arrangements omnipräsent über dem Song wabern, so merkt man doch schon beim zweiten Song, dass sich der Fokus – vor allem im Vergleich zum direkten Vorgänger –deutlich back to the roots verschoben hat. Die orchestralen Elemente wurden deutlich zurückgefahren und dienen nun vielmehr songdienlich als songbestimmend. Das macht sich auch im Sound bemerkbar, denn der klingt insgesamt ein bisschen dreckiger und weniger differenziert. Das ist bezüglich „back to the roots“ natürlich auch keine schlechte Sache, da „The Great Stone War“ doch schon arg überproduziert war.

Der erste richtig starke Song ist dann „Built for war“. Dieser fängt mit einem ziemlich langen und selbstständigen Orchester-Intro an, welches mich gehörig an neuere Dimmu Borgir-Sachen erinnert. Nach einer harten Zäsur driftet der Song dann aber unvermittelt in nahezu straighten Hard-/ Metalcore ab, nur ab und zu unterbrochen von dezent eingesetzten Orchester-Arrangements. In eine ähnliche Kerbe schlägt dann auch „Refined In The Fire“, mit dem Zusatz, die unfassbar catchy Textzeile „I fear no evil/ Evil fucking fears me“ inne zu haben. Macht sich sicher gut auf Bandshirts, denke ich mir da so, und ein späterer Blick auf die Myspace-Seite von Winds Of Plague bestätigt: Ja, das haben sich auch andere gedacht.

Was auch auffällt ist eine Sache, die eben nicht auffällt: nämlich der Besetzungswechsel an den Tasten. Nachdem Kirsten Randall nur ein Jahr an Board war, werden die Synthesizer nun von Alana Potocnik bedient und man merkt stilistisch tatsächlich kaum einen Unterschied zu den Arrangements auf „The Great Stone War“. Bei dem unheimlichen Keyboarder-Verschleiß der Band bleibt abzuwarten, wie lange es Frau Potocnik bei Winds Of Plague hält. Wobei sich was für’s Auge auf der Bühne ja auch immer ganz gut macht.

Alles in allem merkt man den Kaliforniern an, dass sie intensiv bemüht sind, auf „Against The World“ Hardcore und epische Orchestrierung möglichst schlüssig zu verbinden. So ähneln Winds Of Plague im Jahr 2011 vielmehr der 2008er „Decimate The Weak“, obwohl sie an die Stärken dieses Albums nicht hundertprozentig anschließen können. Die Arrangements wirken stellenweise schon ziemlich verbraucht und gute Ideen verkommen im Songverlauf stellenweise in stumpfe Breakdown-Orgien. Diese Tatsache schmälert aber keinesfalls die Glanzpunkte, die dieses Album hat: oben erwähnte Songs, „Monsters“ oder das Instrumental „Only song we’re allowed to play in church venues“ (warum wohl…) können einiges. Da passen dann das Verhältnis von Hardcore und Orchester, Epik und Toughness und vor allem die harmonisch Moll-Riffs à la Nile wirklich großartig zusammen.

Wer die letzten beiden Alben mochte, sollte sich „Against The World“ unbedingt beschaffen und sein eigenes Bild machen. Mir gefällt es richtig gut und es sollte erwähnt werden, dass auch dieses Album einige Durchläufe braucht, um zu zünden.
Achso, und à propos „Against The World“: so unsinnig Online-Bashing auch ist. Die Kritik an eingangs erwähntem „California“ ist irgendwo dann doch gerechtfertigt: der ist nämlich mit Abstand der schwächste Song des Albums – dass er nicht zu dem Rest passen will, ist sicherlich gewollt. Die Qualität hingegen ist einfach zu low.

Punkte: 8/10

Disko:
2011 – Against The World
2009 – The Great Stone War
2008 – Decimate The Weak
2005 – A Cold Day In Hell

Links:
http://www.myspace.com/windsofplague