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[Review] Lavotchkin - Widow Country

Verfasst: 18.01.2011, 21:12
von Kingpin
Lavotchkin - Widow Country

VÖ: 22.12.2010
Label: Klangverhältnisse - http://www.klangverhaeltnisse.de

Bild

Tracklist:
01. The Pledge/ Very Bad Things
02. It's A Good Day For A Wake
03. The Werther Effect
04. You Were Dawn
05. Irukandji
06. Widow Country

Laufzeit: 16:31 min

Aus dem trostlosen Nordosten von England hat sich vor knapp fünf Jahren eine Band aufgemacht, um die ganze Widerwärtigkeit, die sich auf dem von uns geliehenem Planeten abspielt, genau so darzustellen, wie sie nun mal ist: omnipräsent und verdammt nochmal nicht rücksichtsvoll. Und genau so klingt der Sound von Lavotchkin, die mit „Widow Country“ ihr schon sechstes Werk präsentieren und sich auf jener EP nur so auskotzen, dass es nicht selten bis an die Schmerzgrenze geht. Sich selbst als Hardcore Punk Rock and Roll-Kapelle bezeichnend, wandelt man auf den sechs Tracks gekonnt zwischen bitterbösen Riffs und tonnenschweren Arrangements, verliert dabei aber nicht selten vor verstörender Raserei das eigene Gesicht und kann sich so nicht ganz neben den zum Teil zu Recht stark gehypten Bands der aktuellen Death´n´Roll´n´Punk-Schiene behaupten.

Ohne Umwege beginnt „Widow Country“ zwar, lässt es jedoch erst einmal langsamer angehen, schleppt sich in „The Pledge/ Very Bad Things“ über den brennenden Asphalt unserer Gesellschaft und lässt verlauten, wie man sich besonders gegenüber christlicher Institutionen sieht: „we are your cancer“ - scheint wohl nie aus der Mode zu kommen, die böse Religion; mal sehen wann der Islam dran ist. Gegen Ende des Tracks mischen sich dann noch ein paar hitzige Gitarrenwände und ein wenig mehr Tempo in das musikalische Gemisch, und auch lässt der Frontmann von sich hören und rotzt mit seiner enorm angepissten Stimme, welche ein wenig verzerrt dargeboten wird, alles nieder. Weiter geht es mit „It´s A Good Day For A Wake“ und treibendem Drumming, welches überzogen wird mit Riffs aus dem Land des Death Metal und einigen wenigen Melodien, die jedoch durch den enormen Krach, der die Platte begleitet, nicht immer zu identifizieren sind.

Allgemein ist der Sound von Lavotchkin als sehr noisig und extrem lärmend zu beschreiben, was nicht selten dazu führt, dass ein dröhnender Brei entsteht, der den Songs und damit der Band ein wenig die Identität raubt und sie verschwinden lässt im Feuer der eigenen, glühenden Rage. „You Were Dawn“ ist so einer jener Songs, die größtenteils nur so am Hörer vorbeirauschen und auf deren blinde Wut man kaum zugreifen kann. Da muss man demnächst sowohl mehr Wert auf das Songwriting und das Riffing legen, als auch eventuell das Produzententeam wechseln, welches hier zwar aus Jason Sanderson und Alan Douches besteht, die schon Bands wie Converge oder Rolo Tomassi produziert haben, hier aber möglicherweise aus Gründen aktueller Trends und der Idee, etwaiger Szenegrößen soundtechnisch noch eins draufsetzen zu wollen, ein wenig über das Ziel hinausgeschossen sind und dem Sound der Band zu extreme Attribute auferlegen wollten.

Nichtsdestotrotz klingt die Platte enorm brutal und wunderbar sperrig, und Songs wie der Titeltrack wissen mit einer gewissen Punkattitüde und den hundsgemeinen Riffs wirklich zu gefallen. Lyrisch erzeugt man größtenteils Bilder des Grauens und des Todes, was recht gut funktioniert, und auch das Artwork passt sich mit tollen Zeichnungen sehr gut in die Atmosphäre der EP ein.

Alles in allem kann man jedoch nicht so recht überzeugen. Auch wenn man bemerkt, dass die einzelnen Bandmitglieder ihre Sache gut beherrschen, so wird doch viel zu wenig davon gezeigt und der plärrende Hass, der „Widow Country“ innewohnt, zermalmt so nicht selten das musikalische Können sowie die einzelnen Songstrukturen. Hier gilt es demnächst mehr rauszuholen, und man kann gespannt sein, ob Lavotchkin noch den Sprung schafft in die Gefilde von brachialen Bands wie Rise and Fall. Bis dahin eine für Fans von noisigem Death Punk doch recht ansprechende Platte.

Punkte: 06/10

Discographie:
2010 - 4-Way-Split w/ Black Mass, Hush, Prelude To The Hunt
2010 - Widow Country EP
2010 - Split w/ Attack! Vipers!
2009 - Split w/ Crocus
2007 - Split w/ Joseph
2006 - Oldest Suicide Cult EP

http://www.myspace.com/lavotchkin

Re: [Review] Lavotchkin - Widow Country

Verfasst: 19.01.2011, 23:24
von xschmelzerx
good read. "mal sehen wann der Islam dran ist" ... warte ich ja auch schon drauf. grins.

Re: [Review] Lavotchkin - Widow Country

Verfasst: 24.01.2011, 11:10
von omerta
lang nix gehört von der band...und wenn der plärrende hass alles andere meistens zerstört, dann ist ja alles bestens.

:heavymetal: