VÖ: 12.09.2010
Label: Fond Of Life Records - http://www.fondoflife.net
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Tracklist:
01. Dear Sheppard
02. We’re Still Not getting Anywhere
03. Second To None
04. Tootles Has Returned To London
05. I’ll Burn The Rabbit Hole
06. Point Blank
07. 50 Frags Win The Match
08. Silly Hats Only
09. Self-Defeating 101
10. Stainless Steve ...
11. ... And The Rusty Trombone
Laufzeit: 35:57 min
Obwohl als National- und Wappentier Neuseelands deklariert und überhaupt mit enormer Bekanntheit gesegnet, so ist der Kiwi dennoch massiv vom Aussterben bedroht. Nicht dass der Mensch ihn noch jagt - seit 1896 ist es immerhin verboten -, aber die Zerstörung der riesigen Landschaften Neuseelands und das Einschleppen von anderen Tierarten haben die Population des kleinsten Laufvogels der Welt immens schrumpfen lassen. Und so kann man eigentlich nur hoffen, dass der Kiwi vielleicht doch noch lernt zu fliegen, in die Luft steigt und sich dort hinbewegen kann, wo er sicher ist.
Mit jenem, eigentlich schon beinahe romantischem Hoffnungsschimmer hat die Berliner Punkrock-Kapelle Smile & Burn ihr Debüt betitelt und ihm somit eine Überschrift gegeben, die dem Album, trotz der Konfrontation mit dem Grau des Alltags, stets das Quäntchen Zuversicht gibt, was mehr als nur nötig ist, um nicht im vom Maeckes besungenen Graustufenregenbogen zu versinken.
Der Fünfer aus der Hauptstadt bedient sich dabei dem Pop, dem Rock, dem Punk und dem eigenen Vermögen, genau mit jenen drei Genres umgehen zu können und sie recht smart miteinander zu verbinden. Gekonnt arbeitet man sich am eigenen Pop-Appeal ab, kreiert zuckersüße Melodien, die rasend schnell zu herzzerreißenden Gitarrenwänden mutieren, zaubert zum Teil großartige Crew-Vocals, die sich in jede Hirnrinde fressen und schafft es dennoch immer, auch die die nötige Härte und unterschwellig vor sich hin wabernde Melancholie anzubringen, die „Flight Attempt Of The Kiwi“ fern ab von jedem plastikhaften Pop-Punk platziert. Auch wenn es Smile & Burn dem Hörer ein wenig schuldig bleiben, Ecken und Kanten einzupflegen, die wirklich entscheidend zu einem vollkommen selbstständig klingendem Soundbild beitragen, so schafft man es dennoch, sich mit wunderbar arrangierten Tracks inzwischen von Bands wie Polar Bear Club und Hot Water Music, aber auch solchen Gruppen wie Shook Ones und Lifetime zu positionieren. Die fünf Jungs sind auf jeden Fall in der Lage, verschiedene Styles zu bedienen und so ein recht breites Publikum anzusprechen, was an sich gänzlich nicht trendfrei ist, hier aber auf sehr sympathische Art und Weise passiert, so dass man während der knapp 36 Minuten doch die stets angestrebte Hörfreude sein Eigen nennen kann und diesbezüglich Smile & Burn einfach jede Menge Spaß am Spiel zuzugestehen ist. So muss das auch sein, und gepaart mit einem wirklich großartigem Artwort und größtenteils starken und gut reflektieren Lyrics ist der Umstand, dass man - wie 99 % aller Bands - nicht das Rad neu erfindet, schnell vergessen. Noch eine gesunde Portion Authentizität, eine tolle Untermalung durch kluges Drumming, eine mehr als passende und gut ausgearbeitete Produktion sowie eine unglaublich reibende, mitreißende und spielerisch mit sich selbst umgehende Stimme: fertig ist ein richtig gutes Album, Hits wie „50 Frags Win The Match“ und „We´re Still Getting Anywhere“ inklusive.
Und zum gutem Schluss gesellen sich noch ein paar Spoken Words aus dem großen philosophischen Film „Waking Life“ zu den letzten Klängen des Albums, man erzählt vom freien Willen und brüllt es frei heraus: „i want freedom, that´s what i want“. Dass der Kiwi genau aufgrund dieser Überzeugung das Fliegen lernt, ist natürlich recht unwahrscheinlich. Aber wer weiß, vielleicht übernehmen es ja andere für ihn.
So ist schlussendlich zum Flugversuch des kleinen Laufvogels zu sagen, dass zumindest Smile & Burn einen würdigen Soundtrack zu eben jenem unmöglichen Umstand fabriziert haben und elf Songs voller Leidenschaft und Kraft auf ihrem Debüt platziert haben, die sich vor keinerlei internationalen Größen verstecken müssen. Tolle Scheibe, und vielleicht verleiht sie ja der Band die Flügel, die selbst den Kiwi abheben lassen würden.
Punkte: 08/10
Discographie:
2010 - Flight Attempt Of The Kiwi LP
2009 - Demo
Links:
http://www.smileandburn.com