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[Review] Insidious Disease

Verfasst: 30.11.2010, 08:53
von xschmelzerx
Insidious Disease - Shadowcast

Century Media / http://www.centurymedia.com
VÖ: 09.07.2010

Bild

Tracklist:
01. Nuclear Salvation
02. Boundless
03. The Essence of Neglect
04. Abortion Stew
05. The Desire
06. Rituals of Bloodshed
07. Facemask
08. Value in Flesh
09. Abandonment

Spielzeit: 36:18 min

„Der Song handelt von einem Typen mit einem eigenartigen Hobby. Und zwar schneidet er sich nach und nach seine Gliedmaßen ab. Er fängt mit den Fingern an, macht dann mit der Hand und dem Arm weiter. Danach kommt der andere Arm und die Beine. Zum Schluss will er sich zur Vollendung seines Werks das letzte verbliebene Gliedmaß abschneiden. Das funktioniert natürlich nicht so einfach, weil er ja keine Arme mehr hat. Also bittet er einen Freund, ihm zu helfen. Ich denke ihr könnt euch ganz gut vorstellen, um was es sich bei diesem letzten Gliedmaß handelt ...“, erklärt der Frontmann von Insidious Disease das „Konzept“ zum Song „The Desire“ vom Debüt der Band. Auf dem dazugehörigen Bild im Booklet sitzt ein tätowierter Schmalhans mit Arm- und Beinstumpen recht gelangweilt auf dem Stuhl eines Tattoostudios. Der vor ihm sitzende „Body Artist“ hat das Gemächt des Protagonisten mit einem weißen Taschentuch bedeckt, auf dem sich ein stattlicher Blutfleck breit macht. In der rechten Hand hält er ein Skalpell, mit der linken legt er gerade einen roten Fleischklumpen auf dem Tablett neben ihm ab. Wer das jetzt weniger schmackhaft findet, sollte an dieser stelle die Lektüre beenden. Der Rest der geneigten Leserschaft dürfte allerdings großen Gefallen an „Shadowcast“ finden.

Ende 2004 als Projektband von Silenoz (Dimmu Borgir), Jardar (ex-Old man’s Child) und Schlagzeuger Tony Laureano (ex-Nile) gegründet, wurde das Deathmetal-Dreamteam kurze Zeit später mit Shane Embury - ja, der Bassist mit der Frisur Marke „Ich-hab-zwar-Semiglatze-aber-trotzdem-Metalmecke“ von Napalm Death - und Marc Grewe am Gesang (ex-Morgoth) komplettiert. Da die umtriebigen Mitglieder der Band über zwei Kontinente verstreut leben, dauerte es bis zum Jahr 2009 mit dem ersten Auftritt beim W:O:A und dem Deal mit Century Media für das Debütalbum.

Musikalisch bieten Insidious Disease ein Oldschool-Deathmetal-Gewitter vor dem Herrn. Obwohl „Shadowcast“ durch das Können der Bandmitglieder qualitativ ganz weit oben angesiedelt ist, weiß das Album nicht wirklich zu überraschen, sollte aber Fans des Genres auch nicht enttäuschen. Es ist alles da, wo es sein muss: besessene Shredderattacken, unerbittliches aber keineswegs stumpfes Doublebass-Drumming, stampfende Midtempo-Parts, wilde Rasereien, (glücklicherweise) kurz gehaltene Solis und obendrauf das heisere aber durchweg gut verständliche Organ von Grewe. An dieser stelle ein Gruß an alle, die sich noch an dessen Leistungen bei Power Of Expression in den 90ern erinnern. Höhepunkte auf der neuen Scheibe sind m. E. „Boundless“ und „Facemask“. Ausfälle gibt es keine.

Zusammenfassend gesagt ist Insidious Disease mit „Shadowcast“ ein äußerst brutales und technisch versiertes, wenn auch nicht sonderlich abwechslungsreiches Deathmetal-Album der alten Schule gelungen. Nicht der große Wurf, aber dafür authentisch. Dass zu dieser Authentizität zwangsläufig auch ein bereits im Vorfeld zensiertes Artwork (Kalkül?!), reichlich verschrobene Texte, jede Menge Blut, nackte Frauenhaut und amputierte Körperteile gehören, dürfte nicht weiter überraschen. Inwieweit das aber dazu dient „der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten“, wie Grewe in einschlägigen Magazinen argumentiert, dürfte ein anderes Thema sein.

Punkte: 07/10

Diskografie:
2010 - Shadowcast

Links:
http://www.myspace.com/insidiousdisease
http://www.insidious-disease.com