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[Review] Firewind - Days of Defiance

Verfasst: 22.10.2010, 18:25
von GotB
Firewind - Days of Defiance

VÖ: 22.10.2010
Label: Century Media Records - http://www.centurymedia.com

Bild

Tracklist:
01. The Ark of Lies
02. World on Fire
03. Chariot
04. Embrace the Sun
05. The Departure
06. Heading for the Dawn
07. Broken
08. Cold as Ice
09. Killing in the Name of Love
10. SKG
11. Losing Faith
12. The Yearning
13. When all is said and done

Spieldauer: 54:38 min

"Power-Metal ist nicht gleich Power-Metal" - mit diesem Satz wurde das Review von partyausfall zur letzten Veröffentlichung der griechischen Schwertschwinger rund um Firewind eingeleitet. Dem habe ich nichts entgegen zu setzen, wohl aber eine Ergänzung zu machen: Firewind bleibt (aber) Firewind! Selbständigkeit in allen Ehren, aber nach dem durchwachsenen Vorgänger stellt sich die Frage, ob diese Aussage ein positives Omen für die aktuelle Langrille ist? Diese trägt den Titel "Days of Defiance" und startet mit dem Opener "The Ark of Lies", dessen halbminütige Einleitung mit gutem Gewissen als absolute Power-Metal-Durchschnittskost bezeichnet werden kann: Tiefe Synthie-Streicher, ein bisschen akustisch-symphonisches Geplänkel bis dann das erste Gitarrenriff einsetzt, welches es nebenbei ordentlich in sich hat. Denn wie von Firewind gewohnt, kommen hier gerade die Guitar-Heroes unter der geneigten Hörerschaft auf ihre Kosten - mangelnde Technik oder fehlendes Gespür für Hooklines kann man Gitarrist Gus G nun wirklich nicht vorwerfen. Das Gehörte reiht sich irgendwo im stark thrash-lastigen Power-Metal nordamerikanischer Schule ein, der nun auch schon seit geraumer Zeit von Genregrößen wie Iced Earth oder den deutschen Blind Guardian beackert wird. Und genau hier liegt das Problem: irgendwie ist alles bekannt, jede Akkordfolge, jedes Solo und jedes lyrisch verarbeitete Thema wirkt, als hätte man es schon gefühlte 135902 Mal gehört (was vielleicht daran liegt, dass dem in der Tat so ist). Aber während alteingesessene Vertreter wie Helloween oder oben genannte Blind Guardian beständig versuchen, (mit mal mehr, mal weniger Erfolg) neue Stilmittel in ihren Sound einzuflechten, so scheinen Firewind daran keinen Gedanken zu verschwenden und präsentieren einmal mehr knappe 55 Minuten 08/15-Power-Metal von der Stange. Schade drum, denn gerade bei der instrumentellen Fraktion wird somit unheimlich Potential verschenkt. Dazu kommt die Stimme von Frontmann Apollo Papathanasio, die schon immer die Geister geschieden hat und mich nach der ersten Hälfte des Albums fast dazu verleitet, jeden Song nach dem Introriff direkt zum ausladenden Solopart vorzuspulen. Und das liegt nicht daran, dass ich mit derartig hohem, pathos geschwängertem Männergesang prinzipiell nichts anfangen könnte: hier ist schlicht kein Sänger der Größe eines Bruce Dickinson zu hören; die Gesangsspuren wirken allesamt einfach zu uninspiriert und durchschnittlich.

So bin ich als Hörer also in der Mitte von "Days of Defiance" angekommen und ziehe kurz mein Resumée: die vergangenen zwanzig Minuten bestanden aus Thrash-Riffs, epischen Refrains und Shredding-Soli: eigentlich fehlt jetzt nur noch so eine herzergreifende Ballade, mit Themen wie gebrochenen Herzen, Einsamkeit, gerne auch mit dezent eingestreuten Superlativen... und als würden meine "Wünsche" erhört werden, ertönt der Song "Broken", eingeleitet von behutsam gespielten Akustikgitarren und von Standard-Balladen-Beats seitens der Drums ertönen Verse wie "Lost in space and time, you’re feeling lonely / It’s breaking my heart". Soviel dazu, das Thema "Inhalt und Aussage der Lyrics" kann also auch abgehakt werden. Was bleibt ist Songmaterial, was in dieser Form einfach nur eine Verschwendung des Könnens der Jungs um Firewind ist. Denn zu Hören gibt es schnörkellosen Power-Metal anno 1985, der sich durch nichts so wirklich in der Erinnerung festsetzen will. Die progressiven Elemente beschränken sich auf immer wieder eingestreute Synthesizer-Passagen, doch weder in Sachen Melodieführung noch bezüglich des Grooves wartet "Days of Defiance" hier mit Überraschungen auf. Da schaffen es Dream Theater beispielsweise bedeutend besser, die nicht immer sattelfesten Leistungen ihres Sängers zu kompensieren. Die durchgehenden Doublebass-Pattern (von Kennern des Genres auch gerne "Manowar-Groove" genannt) locken hier aber keinen mehr von der Harley runter. Eine Empfehlung kann ich hier nicht wirklich aussprechen. Leute, die sich für das Genre interessieren, können mal mit "Heading for the Dawn" oder dem eingangs erwähnten "The Ark of Lies" reinhören.

Punkte: 4/10

Disko:
2010 - Days of Defiance
2008 - The Premonition
2006 - Allegiance
2005 - Forged by Fire
2003 - Burning Earth
2002 - Between Heaven and Hell
1998 - Nocturnal Symphony (Demo)

Links:
http://www.myspace.com/firewind
http://www.firewind.gr