[Review] Ghost Of A Chance - And Miles To Go Before I Sleep

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Kingpin
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[Review] Ghost Of A Chance - And Miles To Go Before I Sleep

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Ghost Of A Chance - And Miles To Go Before I Sleep

VÖ: 13.08.2010
Label: Midsummer Records - http://www.midsummer-records.de

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Tracklist:
01. Transatlantic
02. Things Worth Asking
03. Vanilla Cigarettes
04. Swan Song
05. Ghosttown
06. Gravery
07. Live A Little
08. Hideout
09. Badlands
10. Sleeping With The Lights On

Laufzeit: 42:06 min

Wenn sich Instrumentalisten oder Frontmänner aus dem Bereich des Hardcore auf ein anderes musikalisches Steckenpferd begeben, dann kann einerseits - wie bei den elektronischen Ausflügen von Bad Hands alias Per Nordmark (Breach, Fireside) - ein gut gelingendes Unterfangen dabei herumkommen, oder aber peinliche - und in diesem Fall nicht enden wollende - Rapversuche von Neu-Mafioso Freddy Madball. Letzteres ist zumeist eher der Fall und gerade durch das Sponsoring vom befreundeten Plattenlabel ist eine objektive Herangehensweise an die vorhandenen Skills oft nicht mehr so recht gegeben. Ähnliches könnte man bei dem Projekt von Tobias Heiland, vormals Sänger bei Bands wie Proud Youth oder A Sailors Grave, erwarten. Doch sein Debüt mit dem wunderbar melancholischen Titel „And Miles To Go Before I Sleep“ belehrt eines Besseren und überzeugt mit Stimme, Herz/Schmerz, guter Musik und viel Atmosphäre.

Heilands Projekt, welches den etwas sperrigen Namen Ghost Of A Chance besitzt, konzentriert sich dabei allein auf ihn selber und seine Gitarre, also das typische Singer/Songwriter-Gewand. Angesiedelt zwischen schwerem Blues und amerikanischen Folk, bemerkt man rein akustisch gesehen nicht, dass da ein Deutscher seine Lyrics so authentisch vorträgt; da scheint die erwähnte Nähe zur US Air Base wirklich einen großen Einfluss gehabt zu haben. Die einzelnen Songs sind dabei bestückt mit recht simplem, aber dennoch sehr eingängigen Gitarrenspiel, welches sich nie in den Vordergrund drängt und ungemein gut die atmosphärische Basis für jede einzelne der 42 Minuten bildet. Erweitert wird die instrumentale Ebene hin und wieder mit zartem Drumming, Glockenspielen oder aber kräftigen Stomps und Claps wie bei „Ghosttown“ oder dem großartigen Albumfinale „Sleeping With The Lights On“, welches darüber hinaus mit der im Hintergrund vor sich hin schreienden Refrain-Unterstützung die besungene Hass-Liebe noch viel näher bringt. Die Texte handeln größtenteils von viel Melancholie, aber auch vielen Einsichten und ganz klassisch natürlich auch von der Liebe, die doch so manche Hindernisse in das Leben pflanzt. Die Stimme von Heiland ist bei alledem der größte Pluspunkt, kann sie doch einfach sehr stark überzeugen und bringt eine unterschwellige Lebensweisheit mit sich, so dass man auch um Gänsehaut-Momente nicht herumkommt. Unterstützt wird er dabei auch mal von einem Chor oder bei „Hideout“ von Sängerin Anja Troschau, was eine großartige Symbiose der beiden Stimmen ergibt und eine ungemein dichte Stimmung erzeugt, die über die gesamte Spielzeit erhalten bleibt. Zwar ist das alles nicht sonderlich abwechslungsreich und auch so richtige Höhepunkte sind kaum aufzufinden, aber fast jeder Song bleibt im Ohr hängen und Leute wie Jack Johnson oder John Mayer kann Ghost Of A Chance locker übertrumpfen. Da hat jemand Gespür für seinen Stil gefunden, erprobt und beständig erweitert.

Alles in allem ist „And Miles To Go Before I Sleep“ ein tolles und stimmungsintensives Album, welches sowohl zum nebenbei hören einlädt als auch zum bewussten Erleben anregt. Tobias Heiland weiß einfach den Hörer für sich zu gewinnen und mit seiner Stimme Emotionen zu wecken, für die nicht immer Zeit ist. Insgesamt ein großes Debüt, und mit Gleichgesinnten wie Frank Turner oder Chuck Ragan vor Augen, kann Ghost Of A Chance noch so einiges reißen. Mehr als nur empfehlswert.

Punkte: 08/10

Discographie:
2010 - And Miles To Go Before I Sleep

http://www.myspace.com/aghostofachance
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