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[Review] I Am Abomination - To Our Forefathers

Verfasst: 09.08.2010, 11:51
von GotB
I Am Abomination - To Our Forefathers

Label: Good Fight Music - www.goodfightmusic.com
VÖ: 11.05.2010

Bild

Tracklist:
01. Since 1776
02. Thoughtcrime is Death
03. Cataclysm
04. The Deceiver
05. Rock n' no Soul
06. Invisible Titans
07. Greetings from Easter Island
08. Art Attack
09. Creatures of the Night
10. Element 151

Spieldauer: 38:32 min

Kaum sind die ersten zehn Sekunden des Debüt-Albums von I Am Abomination vergangen, da tauchen sie schon wieder auf: diese unsäglichen Vorurteile. Denn zu schnell verleiten einen emotional vorgetragene Clean-Vocals, gepaart mit Moshpart und Melodien dazu, symbolisch den schwarz gefärbten Scheitel zurechtzulegen, in die Röhrenjeans zu schlüpfen und mal ordentlich in die Welt von gefühlsgeschwängertem Postcore/ Screamo der Marke Attack Attack! oder I See Stars (weithin verschrien als Popcore) einzutauchen. Glücklicherweise ist dem aber nicht so, wirken genannte Vertreter mittlerweile doch eher wie gegenseitige Replikate. Auf "To Our Forefathers" präsentieren sich I Am Abomination doch reifer und tiefgreifender, als man das vielleicht anfänglich vermuten würde.

Die Scheibe wurde über Good Fight Music (u.a. Cancer Bats, Madball, This Or The Apocalypse) veröffentlicht, was hinsichtlich des Produktionsbudgets sicherlich ein großer Vorteil war. Denn soundtechnisch kann man hier eigentlich nicht viel kritisieren, außer vielleicht die Tatsache, dass die Aufnahme in der Gesamtheit ziemlich auswechselbar und auch etwas steril wirkt - sicherlich qualitativ hochwertig, jedoch gab es mittlerweile dutzende Veröffentlichungen, deren Sound 1:1 dem auf "To Our Forefathers" entsprochen hat. Wirklicher Kritikpunkt hinsichtlich der Produktion ist für mich hingegen, dass der Gesang mit einem unsäglich starken Hall unterlegt ist, was umso schlimmer wird, je mehr man sich darauf konzentriert. Und da das Delay nicht nur partiell als Stilmittel eingesetzt wurde, sondern wirklich von der ersten bis zur letzten Minute Verwendung findet, ödet einen der Gesang relativ schnell an. Zwar sind auch ab und an mal Screams und Shouts zu vernehmen, diese sind aber sehr rar gesät, was der Abwechslung nicht gerade zu Gute kommt. Was das Instrumentelle angeht, so wissen I Am Abomination zu überzeugen, denn hier sind durchaus Könner am Werk. Gerade die Gitarrenarrangements grooven ordentlich und verknüpfen gekonnt Elemente verschiedenster Genres, so zum Beispiel Hardcore, Metalcore, klassischem 80er-Spandex-Metal und Rock ’n’ Roll-Licks. Aus diesem Grund erinnern die Fünf aus Taylor, Michigan, stellenweise stark an die Leopardmuster-Crew von Blessed By A Broken Heart; jedoch mit einigen signifikanten Unterschieden:

Zum einen wirken I Am Abomination im Gesamtkontext doch etwas uninspirierter, was das Songwriting angeht. Das wirkt sich spürbar auf den Wiedererkennungswert aus. Sicherlich sind gute Stellen vorhanden, so beispielsweise "Rock n’ no Soul", dessen Einleitungsriff dezent als Yngwie Malmsteen erinnert. Leider verlaufen diese guten Ansätze durch inkonsequentes Fortsetzen der Songstruktur, vor allem in den immer gleichen Strophen, so gut wie immer im Sand. Zudem scheinen der Platte irgendwie die Eier zu fehlen, als stammten die 80er-Einflüsse eher von Poison als von Black Sabbath.

Aber genug mit den Vergleichen: zu überzeugen wissen hingegen die Lyrics auf "To Our Forefathers". Songs wie "Thoughtcrime is Death" - geneigte Literaturkenner mögen hier George Orwells "1984" erkennen - sind mal eine gute Abwechslung von Herzschmerz, Weltverbesserung und was weiß ich noch und so erobern sich I Am Abomination möglicherweise sogar noch die literaturstudentische Zielgruppe.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass "To Our Forefathers" ein solides Debüt ist, auf das I Am Abomination sicherlich noch aufbauen können. Gleichsam zeigt sich aber wieder, dass Technik nicht alles ist. Sicherlich ist das wieder einmal eine subjektive Einschätzung, aber zumindest bei mir will der Funke nicht so richtig überspringen. Das Album mag schon irgendwie catchy sein, jedoch bewegt man sich permanent auf der Schnittgeraden zwischen Härte und (ambitionierten, wenn auch oftmals belanglosen) Melodien und das macht die ganze Sache irgendwie halbgar. Leute, die sich für oben genannte Vertreter öffnen können, sollten trotzdem einmal einen Blick auf Myspace riskieren.

Punkte: 6/10

Disko:
2010 - To Our Forefathers

Links: www.myspace.com/iamabomination