[Review] War From A Harlots Mouth vs. Burning Skies - Split

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GotB
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[Review] War From A Harlots Mouth vs. Burning Skies - Split

Beitrag von GotB »

War From A Harlots Mouth vs. Burning Skies - Split

Label: Lifeforce Records - www.lifeforcerecords.com
VÖ: 05.07.2010

Bild

Tracklist:
01. The Shape Of Nothing To Come
02. Monolith
03. Omega
04. Precision Crippling
05. Shitfarmer
06. Morbid Engel
07. RKD
08. Trife Life
09. Fighting Dwarves With Keytars

Spielzeit: 16:17min

Dass die Chemie zwischen den Berlinern War From A Harlots Mouth und den britischen Deathgrindern von Burning Skies stimmt, davon konnte man sich bereits 2008 auf der Transmetropolitan-Tour überzeugen. Im Jahr 2010 gipfelt die gemeinsame musikalische Arbeit nun in einer Split-EP, die über das gemeinsame Label Lifeforce veröffentlicht und ab dem 05. Juli erhältlich sein wird. Doch wer anhand dieser Veröffentlichung Prognosen über das anstehende neue Album von War From A Harlots Mouth anstellen will, der könnte falscher nicht liegen. Denn was die 5 Jungs hier abliefern, soll - ganz im Gegenteil zu den Beiträgen von Burning Skies - keinesfalls eine logische Weiterentwicklung vom "In Shoals" sein, sondern vielmehr ein musikalischer One-Night-Stand, allerdings ohne gemeinsames Frühstück am nächsten Morgen. Wie es dazu kam, soll hier noch geklärt werden - man darf also gespannt sein.

Geht man wie ich ohne vorherigen Informationsbezug über die Scheibe ans erste Anhören, so stellt sich nach den ersten Klängen von War From A Harlots Mouth doch eher Verwunderung darüber ein, welche Band man denn nun zu hören bekommen hat. Sicherlich erkennt man die Stimme wieder, die Gitarrenarbeit lässt sich an einigen Stellen auch eindeutig dem Berliner Fünfer zuordnen. Jedoch wirkt die Songstruktur des Openers "The Shape Of Nothing To Come" für deren Verhältnisse doch arg linear, der Song vom ersten bis zum letzten Akkord wie aus einem Guss. Was zwar als Kompliment verstanden werden kann, ist für das Songwriting der Mathcore- Experten doch eher von Nachteil - schließlich fehlen einem genau diese Spannungsbögen sowie die abrupten Wechsel von gewaltigen Grind-Passagen hin zu gediegenen Jazz-Parts. Da sich dieser Eindruck bei den folgenden zwei Songs noch verstärkt, wird nun doch Myspace bemüht und nach eventuellen Hintergründen geforscht - und siehe da: es offenbaren sich Fakten, die man als Hörer im Hinterkopf behalten sollte.

War From A Harlots Mouth wollen hiermit alles andere ausdrücken, als ihre musikalischen Ambitionen für das nächste Album "MMX". Nach eigener Aussage steht vielmehr die Umsetzung musikalischer Ideen im Vordergrund, die im Rahmen einer "normalen" Veröffentlichung nicht umsetzbar wären bzw. auch nicht umgesetzt werden wollen. Demnach hatten Hardcore und Punk schon immer einen großen Einfluss auf die Musik der Berliner, wurden in ihren Songs aber nur vereinzelt als Elemente eingesetzt. Das wird jetzt anders, aber - und darauf beharren die Jungs energisch - ausschließlich für diese Split. Unter diesen Gesichtpunkten lässt sich der Titel des ersten Songs auch ziemlich gut deuten.
Jetzt weiß man, welche Intention hinter dem gerade gehörten steckt - bewusst geradliniger Hardcore mit starker Grind- Schlagseite, der auch bewusst eingängiger als die komplexen Songstrukturen sein soll, die man sonst so unter dem Namen War From A Harlots Mouth kennt, und beim Hören einfach Spaß machen soll. So weit ein interessanter Ansatz, jedoch ist die Umsetzung stellenweise einfach zu unstimmig. Die knapp fünf Minuten ziehen einfach zu unbedeutend an einem vorbei, man vermisst Höhepunkte und diese überraschenden Wendungen, die die Band so einzigartig macht und einem in Erinnerung bleiben. Alles in allem wurde hier nichts wirklich falsch gemacht, jedoch bleiben die Songs weit unter den Erwartungen, die man bei solchen Musikern einfach hegt.

Im krassen Gegensatz dazu befinden sich Burning Skies bei ihren drei Songs, die sie zu dieser Split beisteuern, sehr wohl genau in ihrem Element. Und entsprechend wird von Anfang an der Dampfhammer ausgepackt und erst nach getaner Arbeit wieder ausgeschaltet. Hierbei erfinden die Briten weder sich noch das Genre neu, bleiben ihrem Stil allerdings treu und, was vor allem im Vergleich mit der ersten Hälfte der Split auffällt: es funktioniert einfach besser. Songs wie "Shitfarmer" bieten genau das, was der Titel vermuten lässt: kompromisslosen und stimmungsvollen Deathgrind, der einfach richtig knallt und zudem technisch wirklich auf den Punkt rübergebracht wird. Zwar könnte man die fehlende Abwechslung bemängeln, da sich die drei Beiträge des Quintetts aus Bristol doch sehr ähneln - in Anbetracht der kurzen Spielzeit von knappen 6 Minuten fällt dies aber meiner Meinung nach nicht zu sehr ins Gewicht.

Den Abschluss bildet ein Cover der jeweils anderen Band; War From A Harlots Mouth nehmen sich hierbei "RKD" an, während man bei Burning Skies den einzigen unverzerrten Jazzakkord auf dieser Split-CD hören kann: deren Cover trägt nämlich den Titel "Fighting Dwarves with Keytars" - nähere Erläuterungen sind sicherlich nicht nötig.

Die Produktion der Scheibe geht in Ordnung. Der Sound ist modern und ordentlich fett, wirkt gleichzeitig jedoch transparent und nicht zu überproduziert. Wärme und Dynamik der letzten War From A Harlots Mouth - Platte "In Shoals" sucht man hier zwar vergebens, wobei das auch nicht wirklich zum Stil des Gehörten gepasst hätte.

Alles in allem hat man es mit einer soliden Split-CD zu tun, wobei die Erwartungshaltungen an War From A Harlots Mouth jedoch nicht erfüllt werden bzw. wahrscheinlich seitens der Musiker auch nicht unbedingt erfüllt werden wollen. Ihre Songs sind eingängig, aber am Ende doch zu austauschbar - wie der entsprechende Myspace- Blog vermuten lässt, sind sie allerdings auch mit einer gehörigen Schippe Ironie an die Produktion herangegangen. Viele Fans (vor allem Anhänger der "Transmetropolitan") werden sich meiner Meinung nach mit dieser Split jedoch nicht völlig identifizieren können.
Die Jungs von Burning Skies haben ihre Sache hier wirklich ordentlich gemacht - konsequentes Songwriting machen die drei Beiträge wirklich hörenswert und werden ihre Anhänger sicherlich überzeugen.

Punkte: 7/10

Diskografie:

WFAHM:
2009 - In Shoals
2007 - Transmetropolitan
2006 - Split w/ Molotov Solution
2006 - Falling Upstairs (EP)

http://www.myspace.com/warfromaharlotsmouth

Burning Skies:
2008 - Greed.Filth.Abuse.Corruption
2006 - Desolation
2004 - Murder By Means Of Existence

http://www.myspace.com/burningskies
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