[Review] (hed) p.e. - N.W.O.

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Kingpin
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[Review] (hed) p.e. - N.W.O.

Beitrag von Kingpin »

(hed) p.e. - N.W.O.

VÖ: 05.03.2010
Label: Suburban Noize Records - http://www.suburbannoizerecords.com

Bild

Tracklist:
01. New World Intro
02. Live Or Die Free
03. Bloodfire
04. Ordo (Ab Chao)
05. Stay Ready (feat. Dirtball)
06. Family
07. Stepping Stone
08. Renegade
09. Everything All The Time
10. Mortgage Crisis Intro
11. Middle Class Blues
12. Flesh And Blood
13. Nibiru Intro
14. Planet X
15. Higher Ground (feat. Kottonmouth Kings)
16. A Soldiers Intro
17. Tow The Line
18. Self Aware
19. Lost History Intro
20. This Love
21. Work On This (feat. Tech N9ne)
22. Babylon Fall
23. Cities On The Moon
24. Hey Now

Laufzeit: 74:04 min

Anfang 2001: wo man auch hin sah, Snow- und Skateboards überall. "Stoked" und "THPS 2" hier, "Winter X-Games" und Flip´s "Sorry" da. Zwischen alledem ein musikalischer Soundtrack, der nicht zuletzt zu einem großem Teil von der damalig riesengroß aufgeblasen Nu-Metal-Welle beeinflusst wurde. Neben den großartigen Scores zu dem oben schon benannten Computerspiel war es vor allen Dingen "The Boardercross Sound", der mit einer Ansammlung der besten Nu-Metal-Bands zu jener Zeit aufwartete und mit bis dato überwiegend unveröffentlichten Tracks zeigte, wie vielfältig jenes Genre war. Darauf vertreten waren neben Factory 81, Limp Bizkit und Emil Bulls auch die Kalifornier von (hed) p.e., die sich mit ihrem damaligen Clubhit "Killing Time" einen Platz sichern konnten und schon damals gerade lyrisch die härtere Gangart einzuschalten wussten. Knapp zehn Jahre später ist New Metal tot und kaum ein Hahn kräht noch nach der Verschmelzung von Rap und Alternative Rock, (hed) p.e. ist aber immer noch unterwegs und veröffentlicht mit "N.W.O. - New World Orphans" ihr mittlerweile siebtes Album, wie immer gespickt mit einem immens abwechslungsreichen Mix aus den verschiedensten Genres und der Mission, die Augen der Menschen zu öffnen und ihnen die Realität vorzuführen, welche geplagt ist von Verrat und Lüge.

Kaum die CD in die Anlage werfend, fällt erstmal - schon recht unangenehm - die Auflistung aller Tracks auf, die versehen ist mit den nötigen Codes, die wichtig sind für das Ordern der Songs als Klingelton (!). Kurz verdaut, Play gedrückt, dem "New World Intro" gelauscht, in dem - natürlich - immer noch von W zu hören ist. Ok, nicht gerade zeitgemäß, aber ist ja bekanntlich das einfachste Feindbild, was sich über das gesamte Album auch bestätigt. "Live Or Die Free" dann der erste Track: schön groovender Einstieg, beißende Raps, kurze und schnelle Bridge, simpler Punkrock-Riff und Mitgröhl-Hook, chillig-ruhige Funkeinlage, ein paar Sirenen und zum Schluss nochmal Punk á la The Clash. Das alles in zwei Minuten. Passt. Genauso geht es dann auch weiter, recht chaotisch wirkend werden verschiedenste Styles miteinander vermischt und aneinandergereiht. Das ist dann auch insofern mehr als passend, da die Band sich mehr als eine moderne Punkcombo denn als Metalact sieht, und dabei inmitten einer gesellschaftlichen Zerrissenheit das totale Chaos ausruft: "we´re tired and we´re ready to riot, we anarchists and we must resist". Jener Revoluzzer-Schiene, die anscheinend stark vom britischen Punk der 70´er Jahre beeinflusst wurde, wird über das komplette Album gefahren, mit verbalen Tritten in Richtung der amerikanischen Mittelschicht, der kriegslüsternen Bush-Regierung und allgemein jeglicher Form der Politik, welche sich der Lügen und Korruption bedient. Lyrisch recht banal und plakativ ausformuliert, kollaborieren die Vocals stets mit dem Rap-Background der Band und vermischen sich so oftmals zu einer rauen Rap- und Straßensprache: "stop fuckin with me"! Gerade die Rap-Parts sind dabei musikalisch und lyrisch ungemein druckvoll sowie beißend und bilden beinahe die Highlights der Platte, gerade da es sich Frontmann Jahred Shane schon seit Jahren nicht nehmen lassen will, gequälte Gesangspassagen in die meisten Songs mit einzuarbeiten. Zwischendurch gibt es viele langweilige Skits, die zwar thematisch passend sind, aber schon beim zweiten Hören die Nerven im negativen Sinne beanspruchen, straighte HipHop-Tracks ("Stepping Stone", "This Love"), die leider diesmal sehr schwach und seicht ausgefallen sind, und die obligatorischen Sextracks ("Work On This feat. Tech N9ne", "Everything All The Time"), zu den man sehr geteilte Meinungen besitzen kann, die aber eigentlich nix auf der Platte zu suchen haben. (hed) p.e. haben sich grundsätzlich also nicht groß gewandelt, ihren ganz eigenen Stilmix aber stets weiter entwickelt und in alle Richtungen Ausschau gehalten nach Einflüssen, aber im Gegenzug auch immer wieder Tracks parat, die auch schon vor zehn Jahren hätten auf einer Platte vertreten sein können ("Renegade" ), also auch die Fans der Stunde Null ansprechen dürften. Eingekleidet in eine gute Produktion und umrahmt von unzähligen Sprach-Samples, bekommt man je nach Edition bis zu 26 Songs auf die Ohren, die sowohl sehr ansehnliches Material als auch ein paar Ausfälle beinhalten.

Im Großen und Ganzen wirkt "N.W.O." wie ein komplexes, chaotisches und leicht verwirrtes Theaterstück, und genauso ist auch die Welt, die (hed) p.e. auf ihrem Album beschreiben. Herausgekommen sind dabei ein paar interessante und gute Tracks; das gesamte Album aber kann nicht überzeugen und lässt auf vielen Ebenen einen roten Faden vermissen. Es sind einfach zu viele Gebiete, die die Kalifornier abgrasen wollen, und so bleibt vieles nur halbherzig bearbeitet zurück. Man erkennt die Stärken der Band, aber "N.W.O." ist eine eher schwache Platte einer der letzten Sperrspitzen eines toten Genres.

Punkte: 05 / 10

Discographie:
2010 - N.W.O. LP
2008 - The D. I. Y. Guys LP
2007 - Insomnia LP
2006 - The Best Of
2006 - Back To Basic X LP
2005 - Only In America EP
2003 - Blackout LP
2000 - Broke LP
1997 - HED P.E. LP
1995 - Church Of Realities EP

http://www.newworldorphans.com
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