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[Review] With Chaos In Her Wake - Treason

Verfasst: 10.03.2010, 10:25
von torsam
With Chaos In Her Wake - Treason
Label: Rising Records - http://www.risingrecords.org
VÖ: 15.02.2010

Bild

Tracklist:
01. Fraudulent Activity
02. Genocide: Oppressive Violence
03. From The Skies
04. Surveillance
05. Cryptic Assembly
06. Dehumanization
07. Scars In The Obelisk
08. The Lost Chapter
09. Paroxysm
10. War For Salvation

Spielzeit: 41:29 Minuten

"Treason" heißt das Debüt-Album der britischen Death-Metal-Band "With Chaos In Her Wake", das Mitte Februar bei dem kleinen Label Rising Records erschienen ist.

Beim Einlegen der CD hatte ich mich schon händereibend auf wahnsinnige Gitarren-Arbeit gefreut, wurde aber leider gleich enttäuscht: Die Produktion macht hier einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Statt den Fokus lautstärke-technisch wie im Genre üblich auf die Gitarren zu legen, steht auf "Treason" ganz klar der Gesang im Vordergrund. Die Gitarren sind sogar leiser als das Schlagzeug eingestellt, ich musste mich oftmals richtig konzentrieren um die Riffs herauszuhören. Derweile hat man es hier sogar mit zwei Gitarren zu tun! Beats und Gesang kann man vielleicht in einem Pop-Song betonen, aber doch nicht bei einer Death-Metal-Produktion! Weiterhin stechen durch die Konzentration auf die Bässe besonders die Double-Bass und die Toms heraus, was vielleicht sogar beabsichtigt war. Insgesamt wirkt der Sound dadurch recht dumpf, was "With Chaos In Her Wake" schnell zum Verhängnis wird.

Denn nicht nur der Produktion an sich, auch der Musik fehlt es an Höhen. Fangen wir bei den Drums an: Statt den schnellen Blast-Beats mit Hilfe von Becken-Einsatz den nötigen Pfiff zu verleihen, konzentriert sich der Schlagzeuger auf die Toms und vor allem auf die Double-Bass. Was mit letzterer angestellt wird ist ganz großes Kino, aber meiner Meinung nach stark übertrieben. Mit deutlicher Mehrheit erklingen nämlich ellenlange Double-Bass-Attacken, bei der nur ab und an auch ein paar Becken eingesetzt werden. Das ist spieltechnisch zwar großartig, aber auch sehr einlullend, denn es fehlt einfach an Abwechslung.

Dieses Einlullen zieht sich auch durch die Gitarren-Riffs. Hat man es mit einem schnellem Part zu tun, sind die Riffs zu kurz. Mitunter ist ein Riff nämlich nur zwei Takte lang und wiederholt sich dann immer und immer wieder, bis der erlösende nächste Teil kommt - auf Dauer ist das äußerst eintönig.
Hat man es dagegen mit einem langsamen Part zu tun - und davon gibt es auf diesem Album sehr viele - sind die Riffs wiederum zu lang. An einigen Stellen werden etwa nur ganze Noten gespielt, jede Note erklingt also sehr lange. Das soll wohl getragen und atmosphärisch wirken - doch dazu will das Schlagzeug einfach nicht passen, das auch an solchen Stellen fröhlich die Double-Bass und die Toms malträtiert. Am ehesten sind jene Teile wohl dem Genre des Doom-Metal zuordnen, ein Gebiet, auf dem ich mich leider nur sehr wenig auskenne. Enthusiasten jenes Genres könnten also sogar Gefallen an diesen Parts finden. Alle anderen wohl eher nicht. Auf Soli wurde leider gänzlich verzichtet, obwohl das eigentlich eines der Markenzeichen des Death-Metal ist. Wie hätte ich mich gefreut, wenn sich einer der Gitarristen dazu hätte aufraffen können, mal so richtig virtuos an seinem Instrument abzugehen. Doch das tut die Band nicht und so dominieren die zwei oben vorgestellten Riff-Typen. Der Gitarren-Sound ist außerdem immer gleich verzerrt, selten werden mal höhere Töne angeschlagen. Von eingesetzten Effekten ganz zu schweigen.

Vielleicht ist der Gesang ja bewusst am lautesten in der Produktion weggekommen, denn tatsächlich zeigt sich das als die große Stärke von "With Chaos In Her Wake". Das Growling ist nämlich äußerst solide und kommt schön kräftig keifend daher. Wie schon beim Schlagzeug und bei den Gitarren liegt aber auch hier das Problem in der fehlenden Abwechslung: Der Sänger verwendet immer die gleiche Stimmlage, nie wechselt er zu Pig-Squeals oder zu einem langgezogenen Bree (nein, ich meine hier keinen Weichkäse).

Zusammenfassend kann man also sagen, dass alle drei wichtigen Bereiche - Schlagzeug, Gitarren und Gesang - äußerst einseitig daherkommen. Und diese Einseitigkeit manifestiert sich dann auch im Songwriting der Band, das nahezu immer gleich ist. So wechseln sich ständig schnelle Blast-Beats und äußerst langsam getragene Doom-Passagen ab. Einzig die selten eingestreuten Breakdowns sind rettende Leuchttürme in dem Meer der Langeweile, diese machen sogar richtig Spaß. Zwar sind die Mosh-Parts auch immer wieder sehr ähnlich, aber man ist doch direkt froh, wenn mal etwas Spannendes passiert.

Mein Fazit fällt daher negativ aus: "With Chaos In Her Wake" bekleckern sich mit ihrem Debüt-Album nicht gerade mit Ruhm, zu einschläfernd ist das Gesamtergebnis. Einzig die Lieder "Cryptic Assembly" und "War For Salvation" können durch ihre Dynamik hervorstechen. Stellenweise macht das Album ja sogar Spaß (in den Blast-Beats und Breakdowns) und auch die Produktion ist bis auf die Lautstärke-Verteilung ganz gut. Das alles kann aber nicht über den niedrigen musikalischen Gehalt hinwegtäuschen.
Jetzt mal ganz im Ernst - ich könnte zu dieser CD gut einschlafen, so monoton sind das Songwriting und vor allem der Gebrauch der Double-Bass, der sich durch jeden Song zieht. Wer also genug hat von seinen Schlaf-CDs Marke "prasselndes Kaminfeuer", "plätscherndes Wasser" und "Waldgeräusche", der kann hier getrost zugreifen.

Punkte: 5/10

Diskografie:
2010 - Treason
2008 - Humanity (EP)

http://www.myspace.com/withchaosinherwake