[Review] Down The Abyss - Fall Out Fist

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torsam
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[Review] Down The Abyss - Fall Out Fist

Beitrag von torsam »

Down The Abyss - Fall Out Fist

Label: DIY
VÖ: 01.02.2009

Bild

Tracklist:
01. Dadaism
02. In The Sea In January
03. Divided By 0
04. Moshy Catoshy
05. From Far Away
06. Slomo
07. The Fist

Spielzeit: 23:21 Minuten

Huch, bei dem Veröffentlichungsdatum musste ich gerade zweimal hinschauen: Tatsächlich ist die EP „Fall Out Fist“ von dem Frankfurter Hardcore-Projekt „Down The Abyss“ schon am 01.02.2009 auf deren MySpace-Seite veröffentlicht worden, also vor über einem Jahr. Nichtsdestotrotz will ich mal meine Meinung zu diesem Werk kundgeben, „besser spät als nie“, wie es so schön heißt. Dieses Projekt besteht aus nur zwei Leuten, dabei ist je eine Person für die Musik verantwortlich und eine für die Vocals.

Dem Musik-Verantwortlichen muss man tatsächlich auf die Schulter klopfen, was man hier zu hören bekommt, ist nämlich gar nicht mal so schlecht. Musikalisch bewegt man sich sehr deutlich an gängigen Hardcore-Standards: Da gibt es ein paar nette kleine Two-Step-Einlagen mit simplen Riffs und immer wieder Breakdowns mit Gang Vocals. Die Gitarren-Riffs sind dabei wirklich mitreißend, wie immer haben es mir hier die Flageolett-Töne sehr angetan. Auf Dauer aber sind die Riffs aber auch recht einseitig, da sie immer den gleichen Sound bieten. Hier hätte mehr Abwechslung in Form von eingesetzten Effekt-Pedalen oder ähnlichem durchaus gut getan. Ich hätte nie gedacht, dass gerade ich als Breakdown-Fetischist das mal sagen würde: Aber den Anteil an jenen Passagen hätte man getrost zurückfahren können. Natürlich ist es immer schwer die richtige Balance zu finden, aber wenn man zu viele Breakdowns hat, dann reißen diese einen auch nicht mehr so stark mit und das ist hier leider der Fall. Dafür bedienen sich jene fast immer an einem großartigen Subbass-Sound, der echt ordentlich drückend klingt und diesen Parts die nötige Brutalität verleiht. Nicht umsonst heißt es gleich im ersten Lied „Hail The Subbass“; hier sagt die Band also schon, worauf gesetzt wird.

Bei dem Vocal-Teil hingegen kann ich ehrlich gesagt nur mit dem Kopf schütteln. Das Shouting des Sängers kommt sehr kehlig daher und klingt fast so, als würde ihm die Stimme beim Singen wehtun. Es ist schwer das zu beschreiben, aber ich habe beim Hören auch nicht unbedingt das Gefühl, dass der Sänger mit viel Kraft singen würde. Genauso geht es mir mit den Gang-Vocals, hier fehlt es eindeutig an Power. Diese klingen nämlich so, als hätte nur eine einzige Person (maximal zwei) in das Mikrofon gebrüllt, für einen guten Gang-Vocal-Sound braucht es aber schon deutlich mehr.
Überrascht war ich, als der Sänger auf einmal anfing zu rappen. Das verschafft „Down The Abyss“ dann tatsächlich noch ein herausstechendes Merkmal vor dem Rest des simplen Hardcore-Einerlei. Allerdings sind die Rap-Parts auch nicht gerade gut, wie schon beim Gesang kommt das ganze eher müde vorgetragen daher. Der Flow ist dabei in der Qualität schwankend; komischerweise wurde er zum Ende der EP aber immer besser, sodass ich irgendwann sogar richtiggehend mit dem Kopf mitgenickt habe.
Aber die Texte… Ach herrje, in den Rap-Teilen wurden fast immer deutsche Texte gewählt, die dazu nicht gerade intelligent sind. Inhaltlich hat man es hier mit Battle-Rap, also Beleidigungen des „Gegners“ zu tun; leider wird keine Story erzählt (das wäre dann sogenannter „story-telling“ Rap). Weiterhin kommt das Ganze sehr prollig daher, so wird etwa davon gerappt, dass man immer zu seinen Kumpels hält und ja sowieso die stärkste Gang sei usw. Es wurden also erfolgreich alle gängigen Klischees bedient. Nicht einmal die Reime können den Rap aus der Versenkung herausreißen, denn auch diese sind sehr gestelzt. Aber vermittelt euch einfach selbst einen eigenen Eindruck, hier ist mal eine kleine Textpassage: „Das hier ist 2008 / Wir ziehen euch jegliche Macht / Ab jetzt heißt es gute Nacht / Bleibt ruhig zu Hause und geht in Mamas Bett kuscheln / Habt ihr was zu sagen? Ich hör euch nur noch huscheln / Hinterm Rücken an der Bar beginnt ihr zu tuscheln“.

Die Produktion der Platte jedoch ist überraschend gut. Natürlich kann „Fall Out Fist“ auf diesem Gebiet nicht mit professionellen Erzeugnissen mithalten, dafür klingt der Sound einfach noch zu dumpf und zu wenig druckvoll. Aber dafür, dass hier vermutlich ein hauseigenes Bedroom-Studio an der Arbeit war, ist die EP im Klang doch ganz ansprechend geworden!

Abschließend kann man sagen, dass „Down The Abyss“ sich hier wirklich Mühe gegeben haben, aber leider nichts wirklich Erfrischendes dabei herausgekommen ist. Einzig die Rap-Parts können das ganze dann noch auflockern, nur schade dass die Qualität dieser sich eher an der unteren Grenze bewegt. Die Lieder an sich klingen alle sehr ähnlich, wobei ich nicht sagen möchte, dass diese schlecht sind. Komischerweise wurde die Band zum Ende der EP hin sogar immer besser – vielleicht sind die Songs ja chronologisch nach ihrer Entstehung angeordnet. Dennoch ist diese EP wohl nur etwas für einen kleinen Nischen-Sektor. Bedingungslose Hardcore-Fans sollten sich dieses Erzeugnis also einfach mal kostenlos auf der MySpace-Seite der Band herunterladen und einen Blick riskieren.

Wertung: 4 / 10

Diskografie:
2009 – Fall Out Fist (EP)

www.myspace.com/downtheabyss
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