Label: Rügencore Records
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Tracklist:
01. AntiPop
02. DIY
03. Echo
04. Das Tier
05. Trashrock Terror
06. Ein ganz normaler Tag
07. Geld
08. Engel
09. Sünde
10. Gott
11. Freiheit
12. In Beton
13. Geräusch
Spielzeit: 48:30 Minuten
Gute sieben Jahre des Bestehens auf dem Buckel, weit mehr als ein halbes Dutzend Veröffentlichungen im Plattenregal und "Trashrock for Life" auf der Stirn zu stehen: Die Rügener Punkrock-Gruppierung COR hissen auch anno 2009 wieder die Rügencore-Flagge und schippern fröhlich die Punk-, Thrash- und Hardcore-Gewässer auf und ab. Vielleicht ist "fröhlich" aber auch das falsche Wort, denn ein Titel wie "Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere!" spricht Bände über die Einstellung der Band und die inhaltliche Richtung, in die sie mit dem neuen Release driftet. Wem das jedoch noch nicht eindeutig genug ist, dem gereichen eventuell die zwei Menschenhirn schnabulierenden Cover-Affen, die sich an einer offenen Schädeldecke laben wie an einem überteuerten Erdbeereisbecher, zu der Erkenntnis, dass er es mit latenten Misanthropen zu tun hat.
Ob COR sich als "[die] Gewalt, die aus den Boxen knallt", als "[ein] Guerillakrieg aus dem Hinterhalt" über die Debilität aktueller Popergüsse aufregen ("AntiPop"), mit "[mach] ne Platte, bring sie raus, 'Fuck Big Deals!'" zu mehr Eigeninitiative aufrufen ("DIY") oder die Themen schlagartig melancholische Ernsthaftigkeit annehmen, "[wenn] der Nachbar sich sehr engagiert für die Kinder in der Stadt, [ihnen] mit Liebe, Wut und seinem Schwanz die Unbeschwertheit genommen hat" ("Das Tier"); das Vierer-Gespann strotzt vor Inhalt.
Was die Vortragsweise angeht, so fällt die Beurteilung schon deutlich schwerer. Der Gesang, fast ausschließlich gesprochen, Punk durch und durch, dabei mindestens ebenso polarisierend. Die Produktion lässt Druck vermissen, wo die Texte zum Arschtreten einladen, gibt es schlimmstenfalls einen Klapps auf den Hinterkopf, die Arrangements fallen entsprechend unkompliziert und wenig aufregend aus.
Die Entscheidung, inwiefern es sich bei der aktuellen Scheibe tatsächlich um die bisher beste Platte der Band handelt, dieser Meinung sind zumindest COR selbst, kann man getrost ihren wahren Fans überlassen, denn diese scharen sich nun schon seit Jahren um ihre liebsten Insel-Punks und werden von "Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere!" keinesfalls enttäuscht sein. Sonstige Punk-Affine dürfen ein Ohr riskieren, sollten mit ihren Erwartungen jedoch behutsam umgehen. So fällt die Wertung auch neutral aus. Anspieltipps sind "Das Tier" und "Engel".
Wertung: 5/10
Discografie:
2009 - Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere!
2007 - Prekariat
2006 - Tsunami
2006 - Freistil, Kampfstil, Lebensstil
2004 - Baltic Sea For Life Split mit Crushing Caspars
2003 - Flüstern Und Schreien
2003 - Respekt
2002 - Viva La Homosapiens
http://www.ruegencore.de/cor_die_band