vom allgemeinen veganen-einkaufs-tips-thema mal wieder zurück auf das ursprungsthema (3. Welt-Problematik?) und dazu möchte ich gerne mal einiges loswerden, was bisher nur in einem nebensatz angesprochen erwähnt wurde...
nur durch unser konsumverhalten wird auf diese fírmen druck ausgeübt.
wenn nun endlich mal ein ruck durch unsere gesellschaft geht und sie unter solchen bedingungen hergestellte produkte nicht mehr akzeptiert, ändert sich etwas an diesen missständen!
ich glaube, diese aussage wurde auch im späteren thread-verlauf dahingehend formuliert, firmen, die außerhalb europas nicht "sauber" produzieren, komplett zu boykottieren.
in der tat ist totale boykott eine vorgehensweise, die bei weitem nicht alle aspekte der problematik berücksichtigt, die beim thema fairer handel und globale gerechtigkeit auftreten.
es ist richtig, dass der konsument durch sein verhalten einfluss auf die politik der unternehmen ausüben kann. bei durchschnittlich 1000 EUR Ausgaben pro Jahr / pro Kopf für Kleidung in Deutschland z.B. ein nicht zu unterschätzendes Potential für die Anbieter.
Das öffentliche Interesse an der Thematik wurde in den letzten Jahren durch Aktionen von NGO's wie z.B. ATTAC vermehrt geweckt und somit geraten auch die Unternehmen unter den Druck dieser neu gewachsenen Konsumenten-Lobby.
Eine Verbesserung der Situation für die Benachteiligten des globalen Handels kann aber durch den einfachen Boykott der Produkte von Unternehmen, die bisher noch nicht in eine Unterzeichnung einer Sozialcharta eingewilligt haben, nicht erreicht werden. Diese Charta sieht vor, dass sich Unternehmer einerseits verpflichten, die Sozialstandarts der ILO* einzuhalten sowie sich jederzeit und uneingeschränkt vor Ort daraufhingehend untersuchen zu lassen.
Insofern macht es mehr Sinn, den Druck mittels Protestaktionen, Unterschriftenaktionen etc. auszuüben und damit den Versuch zu unternehmen, die Bedingungen der benachteiligten Arbeitnehmer vor Ort zu verbessern.
Warum?
Die Unternehmensführung wird bei Gewinneinbußen durch Umsatzrückgänge zuallererst Maßnahmen durchführen, die Kosten für die Produktion weiter zu senken und ggfs. Arbeitsplätze abzubauen. In unserem Fall wird also die Hälfte der Arbeiter(innen) entlassen und die verbleibende Hälfte wird die Mehrarbeit zu gleichen Bedingungen erledigen müssen. Das schwächste Glied in der Kette mit der kleinsten Lobby muss logischerweise immer als erstes dran glauben, wenn gespart werden muss.
Ein gemäßigtes und kritisches Konsumverhalten ist also sicherlich richtig und das beinhaltet natürlich, sich über Herkunft von Konsumgütern zu informieren und nach Möglichkeit Produkte aus fairem Handel zu unterstützen. Das ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. Der Aufruf zum Totalboykott ist zwar als Lösungsansatz ungemein populär, geht aber leider am Ziel vorbei. Bitte denkt darüber noch einmal nach.
*)
http://www.ilo.org/public/english/about/iloconst.htm
anderes beispiel
FRAGE:
warum glaubst gibt es mittlerweile biosojamilch bei aldi!?
ANTWORT:
weil die industrie auf die steigende nachfrage reagiert hat. so ein geschäft lässt man sich doch nicht durch die lappen gehen!!!
Danke für dieses Beispiel! Denn es veranschaulicht nochmal sehr schön die effektiveren Werkzeuge, die uns als Konsumenten zur Verfügung stehen. Denn nicht der Boykott von Aldi-Produkten hat uns die Soja-Reis-Milch beschert, sondern die gezielte Nachfrage nach alternativen Produkten.
Sorry, wenn das hier jetzt etwas lang geworden ist, aber manche dinge lassen sich eben leider nicht mit dem kleinsten gemeinsamen nenner und/oder einem plakativen Aufruf erklären und lösen. Globalisierung ist ein ungeheuer komplexes Thema. Die Wirtschaft passt sich den verschiedensten Situationen an und verlangt von uns viel Flexibilität im Denken und Handeln für mehr Gerechtigkeit...
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