VÖ: 22.03.2013
Label: Century Media - http://www.centurymedia.com/
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Tracklist:
01. Blodsvept
02. Ett Folk Förbannat
03. När Jättar Marschera
04. Mordminnen
05. Rösets Kung
06. Skövlarens Död
07. Skogsdotter
08. Häxbrygd
09. Tva Ormar
10. Fanskapsfylld
11. Midvinterdraken
Spieldauer: 43:03 min
Ehe ich mich der vorliegenden Platte widme, muss ich ganz flink zugeben, dass ich mit verwunderlich geringen Erwartungen an das Hören der neuen Scheibe von FINNTROLL herangegangen bin. Verwunderlich aus dem Grund, da ich es früher als kleiner Piefke nicht erwarten konnte, sie endlich im Festzelt live zu sehen. Doch hatte sich bei mir nach und nach etwas eingeschlichen, was ich auf die Schnelle am ehesten mit einer gewissen Abgestumpftheit beschreiben könnte. Die Vorgängerscheibe „Nifelvind“ aus dem Jahr 2010 hat mich kein bisschen mehr begeistern können – begründen konnte ich das damals nicht wirklich. Wohl eher so ´ne Gefühlssache. Als Vergleichsreferenz sollte aus diesem Grund also eher das düstere „Ur Jordens Djup“ herangezogen werden. Wie auch immer: ich war neugierig und nun sitze ich hier und tippe meine Eindrücke von „Blodsvept.“
Und damit ich mich nach Jahren gleich schön einfühlen kann, stapft im Intro des Titelsongs erst einmal ein Troll (es MUSS ein Troll sein, andere Vergleiche würden sich angesichts der Band verbieten) am Mikro vorbei, schreit wild auf und schon geht es los. In bewährter Humppa-Manier schmettern die sieben (!) Finnen erstmal eine schicken Song zum Schunkeln und Mitgrölen auf’s Parkett. Und ich fange plötzlich wieder an, wie in alten Tagen mit dem Kopf mit zu nicken. Die übereifrige Doublebass tut dazu ihr übriges.
Sehr lobenswert sind wie immer die Melodien, die Trollhorn und Virta mit den Keyboards dazu zaubern. So sind diese in der Lage, entweder mit simplen Einspielern die Atmosphäre zu unterstreichen oder sich wahlweise auch infernalisch steigernd den Höhepunkten der Songs entgegen zu sehnen. Auf „Ett Folk Förbannat“ fällt dies besonders auf. Ein Ohrenschmaus. Ganz anders bei „Nar Jättar Marschera“. Hier erwartet den Hörer ein harter Einstieg, sowie die bewährten bewährte Keif-Strophen von Vreth vorgetragen. Die Refrains – getragen von den Keyboards – laden zum Mitstampfen ein. Dazu einige klug gesetzte Zwischensequenzen, damit die Stimmung der Hörenden angespannt bleibt – jetzt hab ich meinen Wodka verschüttet.
Spätestens bei „Mordminnen“ wird mir klar: FINNTROLL sind wieder da und wissen mich wieder zu begeistern. Ob das am Wetter liegt oder an der Qualität der Scheibe – wen juckt das schon. FINNTROLL machen in meinen Ohren wieder das, weshalb ich vor zehn Jahren so vernarrt in diese durchgeknallten Finnen war. Black Metal auf fröhlich, Humppa auf böse – die Wahrheit liegt wie so oft dazwischen. Hauptsache schnell und irgendwie verrückt. Das Zwischenspiel in „Rösets Kung“ soll dabei exemplarisch genannt werden. Mitten im Song hab ich kurz den Eindruck, dass ein paar Metaller einen über den Durst getrunken haben und deshalb so unverständlich in des Mikro „rülpsen“ – keine Angst, die wollen nur trinken.
„Skövlarens Död“ zieht sich schleppend hin und bietet Riffs auf, die meines Erachtens deutlich mehr im Vordergrund hätten stehen dürfen. Aber sei es drum. Spannender wirkt dann auf mich „Skogsdotter“. Hier bedienen sich FINNTROLL musikalisch im Pagan-Bereich und halten das Tempo dennoch weiter oben. An die Ehrung irgendwelcher komischen Pseudo-Helden möchte ich gar nicht denken und feiere stattdessen die gelungene musikalische Adaption. Auf „Häxbrygd“ klingen die Synthies eingangs, als würde die Adams Family zu Besuch kommen. Und wäre dem so, müssten sie wie alle ordentlichen Gäste auch etwas mitbringen. Met scheint ein gutes Geschenk zu sein.
Fix und fertig macht mich schließlich „Fanskapsfylls“. „Hat da jemand am Pitch geschoben?“ höre ich mich innerlich fragen, ehe ich feststellen muss, dass mein CD-Player überhaupt nicht pitchbar ist und die Suffkutten einfach das Tempo um einiges angezogen haben. Jetzt würde ich total gernen einen Stuhlkreis aufstellen und merke gleichzeitig, dass mit jeder Zeile mehr, die ich tippe, immer blödere Gedanken in meinem Schädel Platz nehmen. Die Schuld gebe ich jetzt zweifelsohne FINNTROLL, bedanke mich aber auch gleich wieder artig dafür. „Midvinterdraken“ erinnert eingangs wieder an die „Visor om Slutet“, ehe dann aber nochmal mit aller Kraft der Durchlauf des Silberlings beendet wird. Die abschließende Hymne ist am ehesten an der sechs Jahre älteren „Ur Jordens Djup“ dran.
Die Adler kreisen zum Outro und der Tag scheint angebrochen. Die Nacht wurde durchgezecht und wie nun mittlerweile alle auch aus dem Kino wissen – und viele hoffentlich bereits aus der Buchvorlage – müssen Trolle bei Tagesanbruch schlafen gehen. Berauschende dreiundvierzig Minuten sind zu Ende und werden gleich wieder von vorne begonnen. Beim Tippen der Zeilen war ich total nüchtern, hätte mir aber auch gut und gerne einen anderen Zustand vorstellen können. FINNTROLL sind wieder da! Alle, die mit diesem Satz etwas anfangen können, sollten sich die Scheibe unbedingt zulegen. Alle anderen sollten mindestens einmal rein gehört haben – andernfalls droht mein Urteil „Bildungslücke“.
Punkte: 08/10
Disko:
1997 - Rivfader (Demo)
1999 - Midnattens Windunder
2001 - Jaktens Tid
2003 - Visor om Slutet (EP)
2004 - Trollhammaren (EP)
2004 - Nattfödd
2007 - Ur Jordens Djup
2010 - Nifelvind
2013 - Blodsvept
Links:
http://www.finntroll.net/