VÖ: 01.02.2013
Label: District 763 Records - http://www.district763.com/
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Tracklist
01. The Passion
02. ... Betrayed
03. Humanimal
04. ... And At Least There Are A Few Who Know What We Are Talking About!
05. Payback
06. Arbitrary Law
07. Perspectives
08. Know Your Family
09. Fuck Y' All
10. Step Up
11. Blut
12. Old Man's Monologue
13. Promote The Protest
14. Wrong or Right
Laufzeit: 37:17 min
Beschafft man sich ein paar Informationen zur Debüt-LP der Ruhrpott Hardcore Punk-Band Go For It!, so kann man erfahren, dass die Band bereits Ende 2010 die Studio-Aufnahmen zu ihrem nun erst erschienenen Album „Misanthropy“ eingespielt hat. Damals gab es noch kein Label, welches das 14 Track starke Werk releasen wollte, und so hat es wohl recht lange gedauert, ehe sich District 763 Records nun dafür entschieden hat, die Platte (mit dem wohl hässlichsten Cover des Jahres) zu veröffentlichen. Für die vier Jungs steht dabei die Musik sowie besonders die Lyrics mit den einhergehenden Messages im Mittelpunkt, was allein schon ein Blick auf die Bilder im Booklet beweist, welche menschliche Abgründe in seiner vollen Pracht aufzeigt. Der Mensch ist ein so bisher nie dagewesenes Monstrum, keine Frage, und die sich sehr auf die Punk-Wurzeln berufende Band thematisiert jene Widerwärtigkeit in aller Form.
Das Werk zum Menschenhass beginnt dabei erst einmal recht kraftlos, und auch der zweite Track „Betrayed“ kommt mit wenig Druck und einer recht lahmen Hook um´s Eck. Go For It! drücken in den Strophen auf das Gaspedal und lassen die Refrains mit mittlerem Tempo und begleitet von Schlägen auf die Beckenglocken punk rockig daherkommen. Jene beiden Stilelemente lassen sich gerade zu Beginn der Platte sehr oft feststellen, was „Misanthropy“ erst einmal – zumindest musikalisch - recht langweilig erscheinen lässt. Die vier Essener spielen zwar zumeist mit zackigem Tempo, schicken Anleihen eines 90er-Sounds und ansehnlicher Gitarrenarbeit, verkörpern jedoch auf den ersten Blick ein etwas rückwärtsgewandtes Soundbild. Rau und rotzig wird hier oldschooliger Hardcore mit einer Prise rollendem Punk vermischt, was hin und wieder an Bands wie In My Eyes oder Better Than A Thousand erinnert. Dazu gibt es Crew Shouts en masse, aber auch mal leisere Töne, was insgesamt jedoch wenig spektakulär daherkommt und nicht immer funktioniert. Zudem wird der düstere Ton, den eine Platte mit dem Titel „Misanthropy“ erwarten lässt, nicht richtig aufgegriffen bzw. immer wieder verwässert, etwa durch "Oh-Oh´s" oder etwas zu leidenschaftslose Vocals.
In der zweiten Hälfte der Platte ergibt sich dann ein weitaus positiveres Bild: Go For It! trumpfen mit der sinnvollen Erweiterung ihres Sounds auf und schaffen es so, das Ruder noch einmal herumzureißen. So gibt es mit „Blut“ einen Song mit deutschen Lyrics, was heutzutage des Öfteren versucht wird, also per se nichts neues bzw. einzigartiges ist. Die ungemein agitatorischen Lyrics jedoch, welche die Kehrseiten unserer Konsum-Geilheit beschreiben, wirken gerade durch die Anwendung der deutschen Sprache weitaus druckvoller, authentischer und eindringlicher. Jene Art des Agit-Punk hat Geschichte in Deutschland und ist insgesamt so tief verwurzelt, dass die Wirkung eine ganz andere ist: Go For It! verabscheuen die besungenen Großunternehmen und kommen nicht drum herum, ihrem Ekel Ausdruck zu verleihen. Dahinter liegt zwar einerseits eine reine Schwarz-Weiß-Logik dar, die schon in den 70er Jahren nicht zeitgemäß war, jedoch stellt sich andererseits die Frage, wie man in 125 Sekunden komplexere Sachverhalte darstellen soll - da hat es jeder MC weitaus leichter. Die Band bringt damit aber auch einfach mal wieder auf den Schirm, welchen Anspruch Hardcore eigentlich hat – und wie selten er noch gelebt wird. Musikalisch stechen zu dem „Promote The Protest“ und „Old Man´s Monologue“ vor: Während ersterer aufgrund seines Gast-Sängers Bud von Settle The Score (gibt´s die eigentlich noch?) sowie einer gesunden Portion Groove punkten kann, ist letztgenannter ein ruhiger Track, welcher zwar nicht richtig zünden will, aber mit seine ausladenden Dramatik und den Selbsteinsichten eines altgewordenen Kämpfers einfach mutig ist.
Go For It! haben so mit „Misanthropy“ eine abwechslungsreiche Platte produziert, die mit Ecken und Kanten versehen ist, musikalisch aber nur beschränkt reizvoll daherkommt. Das zweite Werk der Ruhrpottler wirkt nicht richtig rund und stimmig – spannende Ansätze sind da, jedoch klingt die Verwertung derer nicht ausgereift und der Versuch, Hardcore für Punks und Punk für Hardcorer zu machen, will gerade über die unzureichend konsequent dargebotene Thematik der Verachtung der menschlichen Rasse nicht so recht zünden. So bleibt die Platte hinter ihren hehren Zielen zurück und kann über einen längeren Zeitraum nicht richtig überzeugen. Schade.
Punkte: 06/10
Discographie
2013 - Misanthropy LP
2009 - Reading Between The Front Lines EP
http://www.facebook.com/goforithardcore