[Review] Leitkegel - Raketenwissenschaft

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Kingpin
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[Review] Leitkegel - Raketenwissenschaft

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Leitkegel - Raketenwissenschaft

VÖ: 23.11.2012
Label: Pinmusik - http://www.pinmusik.de/

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Tracklist
01. Platzkarte und Sektempfang
02. Und ich esse auch morgens keinen Apfel
03. Des Wahnsinns fette Leute
04. Zweifünfzig für'n Salat
05. Bauwagenplatzromantik
06. Dreieck
07. Message mit Happy End

Laufzeit: 30:08 min

Die Raketenwissenschaft – ähnlich der Astronautenschule eine nicht immer gänzlich ernst genommene, wissensgenerierende Bildungs-Institution – war schon immer nur den Staaten vergönnt, die es sich leisten konnten, Milliarden an druckbarem Geld oder gleich einen Berg Menschen in die Luft zu blasen – Gruß geht raus an Nedelin. Man sollte also ein erhebliches Maß an Wissen von so einer Rakete besitzen, ehe man sich an jene heranwagt. Und ohne dass die Band Leitkegel explizit darauf hinweist, so scheint es doch möglich, dass sich zwischen all dem verqueren Indie-Rumgerammel und dem Chaos, den Tobsucht-Anfällen und den zuckersüßen Melodien, den Song-Titeln wie „Und ich esse auch morgens keinen Apfel“ und „Bauwagenplatzromantik“ genau jene Gedanken wiederfinden. Oder überhaupt nicht. Die Essener Band geht auch nach der in den erhabenen Zirkeln dieser Welt vielfach beachteten EP „LTKGL“ ihren Weg und pappt sich das Prädikat des zumindest leicht gegen den Strom schwimmenden Individualisten an. Leitkegel lassen es einfach laufen und spielen ihren Stiefel so runter wie sie es für richtig halten. Dabei verbindet die ehemalige 1Live Heimatkult Band (!) Elemente aus dem chaotischen Screamo, dem dröhnenden Hardcore und dem mal schrammeligen, mal lieblich-betörenden Indie Rock zu einer interessanten Eintracht, die gerade zu Beginn mehr als gewöhnungsbedürftig ist, mit dem Ansteigen der Durchläufe aber sehr zu gefallen weiß.

Leitkegel nutzen dabei verstärkt den Gegensatz zwischen Laut und Leise sowie zuckerweich und beinhart, was zwar in seiner Gänze nichts neues ist, auf "Raketenwissenschaft" mit seinen langen Instrumental-Parts sowie prägnanten, beinahe Storyteller-artigen Screams wunderbar funktioniert. Das Instrumental „Zweifünfzig für´n Salat“ etwa startet mit geheimnisvoll klingenden Melodien, verwegenen Synthie-Klängen und Hi-Hat-Spielereien, ehe ein beinahe reinigendes Gitarren-Geschrammel über die sanften Töne legt und das melancholische, irgendwie zufrieden klingende Ende einleitet. Weiter geht es mit fies röhrenden Riffs und spleenigen Melodien, welche mit tollen Texten wie „Und wenn du denkst, du bist mehr wert als die, dann denk mal mehr an den Mehrwert als die“ oder „Und irgendwo weint heimlich eine Mutter um ihr Kind. Keine Ahnung wo das sein soll. Keine Ahnung wer wir sind“ versehen sind. Mal augenöffnend, mal verwirrend, aber immer originell geschrieben, legen Leitkegel einen großen Wert auf ihre Lyrics und die Möglichkeiten, die gerade in deutscher Sprache verfasste Texte in unseren Breitengraden haben.

Das hübsch verpackte Werk „Raketenwissenschaft“ ist somit ein mehr als ansprechendes Stück Musik, welches in einer eigenen Sphäre lebt und großen Gedanken eine Spielwiese bietet, die gekonnt ausgenutzt wird. Die vier noch jungen Herren aus dem Ruhrgebiet setzen somit eine ordentliche Duftmarke, die so schnell nicht verschwinden wird und – sollte diese Welt eine gerechte sein – einschlägt wie eine defekte R-16. Da damit nicht zu rechnen ist, hiermit der Aufruf: Leitkegel, „Raketenwissenschaft“, Auschecken.

Punkte: 07/10

Discographie
2013 - Wahnsinns EP
2012 - Raketenwissenschaft EP
2011 - LTKGL EP

https://www.facebook.com/LTKGL
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