Label: GSR - http://www.gsrmusic.com/
VÖ: 02.12.2012
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Tracklist:
01. Until the Blast
02. Grounded on Lies
03. Maleficious World
04. Misery and Confusion
05. War martyrised World
06. Death Retreats
Spieldauer: 25:17 min.
Es gibt Leute, die besitzen in ihrem Tun schlichtweg Narrenfreiheit. Michel Kirby, seines Zeichens Riffmaster sowohl bei Arkangel und Length of Time, ist einer davon. Und der mittlerweile 44-Jährige hat sich diesen Status zweifelsohne redlich verdient, besitzen doch beide Bands Kultstatus und deren jeweilige Musik gar Alleinstellungsmerkmale, die in der Folge der Musikwelt eine Vielzahl an epigonalen Kombos bescherte. Und Length of Time im Speziellen, auch wenn der Name vielen Hardcorejüngern vielleicht weniger bekannt sein mag, zählt seit über 15 Jahren wohl zu den vielseitigsten Bands überhaupt. Angefangen beim Hardcore mit starkem Metalhauch, tobte sich die Band auf der letzten Scheibe gar im Crossover im Stile von Life of Agony aus, ohne dabei auch nur ein Stück weit peinlich zu klingen. Da darf man sich mit beiden Bands den Luxus erlauben, alle Jubeljahre nur einen neuen Tonträger herauszubringen. Im Fall von LOT sind seit der letzten Full Length ("Antiworld") immerhin fast 10 Jahre ins Land gegangen, kam die Platte doch bereits 2003 heraus. Die zwischenzeitlich veröffentlichte Split mit Santa Karla aus dem Jahr 2011 konnte da mit zwei neuen Songs lediglich als Appetithappen betrachtet werden, wenn auch ein extrem schmackhafter.
Umso gespannter war dann unter anderem auch der Schreiber dieser Zeilen, was denn der neue Langspieler taugen würde. Und mit dem Erhalt kam gleich die erste Enttäuschung, denn anstatt des erwarteten Albums, handelt es sich bei der "Let the World with the Sun go down" "nur" um eine sechs Titel starke EP, von denen sich zwei Songs bereits auf der Split befanden. Macht nach Adam Riese vier neue Songs, wofür man zwar dankbar ist, man sich aber durchaus mehr gewünscht hätte. Wenn man diesen Punkt verdaut haut, kann man sich dann mit der Musik im Eigentlichen befassen und die erfüllt hier alle Fanboy-Wünsche. Wie keine andere Band, die sich im Bereich Hardcore bewegt, schaffen es LOT, Härte, anspruchsvolles Songwriting zwischen Hardcore und Metal und vor allem Melodie miteinander zu verweben. Das zumeist mit wirklich vorpeitschendem Tempo wie direkt beim Opener "Until the Blast" oder eigentlich bei allen Songs, die Nummer 2 "Grounded in Lies" ausgenommen, der eher im Midtempo-Bereich spielt und einen mit seinem Groove fast an Biohazard erinnert.
Auffälligstes Merkmal ist aber, neben der sehr metallastigen Gitarrenarbeit, zweifelsohne der Gesang, der hier zwischen all dem Gekeife immer wieder eingestreut wird und der sich seit den frühen Anfängen der Band stetig verfeinert hat und hier aktuell einfach groß klingt. Allgemein merkt man Gesang und Musik an, dass die Belgier lange an ihrem Output gefeilt haben. Die vielen melodischen (wenn auch teilweise gewollt atonalen) Einschübe schaffen es, der Musik die nötige Tiefe zu verleihen, um nicht nach dem Hören direkt wieder in Vergessenheit zu geraten. Diese fiese Melodie bei 'Grounded on Lies'? Böse, gemein. Und dieser Gitarrenpart bei 'Maleficious World', der mich an irgendwas komplett Genrefremdes aus den 90ern erinnert, aber ich komm nicht drauf? Skunk Anansie vielleicht? Nein, Smashing Pumpkins! Abgefahren!
Alles in allem haben Length of Time musikalisch alle Erwartungen erfüllt, sodass "Let the World with the Sun go down" den vorherigen Releases in nichts nachsteht. Die Band knüpft nahtlos an die Stärken alter Scheiben an und beweist dabei gleichzeitig eine enorme Weiterentwicklung. So ist die EP der erhoffte Hassbatzen geworden, der einem ohne Unterlass ins Gesicht peitscht. Die Frage ist, ob das auch auf einem Langspieler funktioniert hätte. Ich wage zu behaupten, dass das problemlos machbar gewesen wäre. So ist hingegen nach knapp 26 Minuten Schicht im Schacht. Das ist schade, denn der für LOT obligatorische ruhige Titel hätte hier sicher noch ins Konzept gepasst. Aber sei es drum. Wirklich ankreiden mag ich der Band nur, dass von den zwei bereits bekannten Songs einer ("War martyrised World") komplett neu gemastert wurde, was ihm einen anderen Sound beschert und leider auch etwas Druck nimmt. Der klang auf der Split durchgehend perfekt. Fraglich, was die Band da zu beanstanden hatte. Man steckt halt nicht drin. Insgesamt dann aber auch geschenkt. Length of Time anno 2013 sind dem Standard noch immer weit voraus PUNKT
Punkte: 9/10
Diskographie:
2012 - Let the World with the Sun go down EP
2011 - Split w/ Santa Karla
2003 - Antiworld
2000 - How good this World could be again
1998 - Approach to the new World