Label: Indie Recordings
VÖ: 23.10.2012
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Tracklist:
01. Adjust to Darkness
02. Come Thunder
03. Let Them Fall
04. Det Hellige Har Forlatt
05. Phantom Hearts
06. Woolgatherer
07. Sleeplessness Awaits
08. Relapse
09. Octoskulls
10. Destroyeryouth
11. The worst is yet to come
Spielzeit: 38:47 min
Der neue Geheimtipp aus Norwegen heißt also OVERTHROW, hat sich gerade erst seine Sporen auf Tour mit IN FLAMES verdient und beschert uns hier sein Debütalbum "Adjust The Darkness", welches, gemessen an dem fast noch kindlichen Alter seiner Interpreten, einen exorbitanten Werdegang der Viererbande erahnen lässt. Produziert von Mastermind Matt Bayles (ISIS, MASTODON et al.) überkommt den Hörer hier ein powervoller Mix aus alteingesessenem sowie trashigem Metal mit unzähligen Death- und Hardcoreformaten. In Endkonsequenz schafft man es aus dieser Mixtur einen nahezu unabhängigen Stil zu kreieren, was aufgrund der "fast" nicht vorhandenen Vita der Band ein Leistung am Limit darstellt, denn außer den beiden Demos aus dem Jahre 2011, „Octosculls“ und „Sleeplessness Awaits“ (beide auch auf dem Longplayer enthalten), haben die Jungs noch nicht allzu viel vorzuweisen. Natürlich rein quantitativ argumentierend, denn Qualität hat man hier unter Beweis gestellt!
Das Quartett, welches wie KVERLERTAK und PURIFIED IN BLOOD im schönen Stavanger seine Wurzeln schlägt und sich folglich auch mit selbigem Produzenten (Ashley Stubbert) und Label (Indie Recordings) ausgestattet hat, lässt konsequenterweise auch deutliche Nähe zu den Herrn von KVELERTAK (oder auch ENTOMBED) erkennen, wenn auch angereichert mit einer unleugbaren Portion Eigenkapital, welches sich nicht selten unter dem Synonym "Hardcore" zu verstecken scheint!
Denn begibt man sich etwas tiefer ins Geschehen, ist dass was nun beginnt nicht selten ein atemberaubender Mix aus äußerst crustlastigen Knüppel- und Headbangparts, gutem Trash und anspruchsvollen Solos - mit eben angesprochenen, fast schon klassischen Hardcoreelementen, wie beispielsweise in "Phantom Hearts", "Destroyer Youth" oder auch "The Worst Is Yet To Come" exemplarisch aufgeführt, welche zwar in Teilen auch weiterhin dem skandinavischen Metal huldigen, aber auch ohne Probleme auf diversen HC - Samplern ihre Daseinsberechtigung finden würden. Und immer wieder durchkreuzen völlig konzeptfremde Einwürfe das Geschehen, wie der grandiose Schlusspart aus „Sleepessness Awaits", welcher aus einem Deathcore - Groovegewitter mit dicken Crowdvocals entspringt und urplötzlich die Szenerie in kvelertaksche Sphären rückt. Äußerst kreativ und ganz schön fett möchte man behaupten! Oder direkt anschließend, als in "Woolgatherer" skandinavisches Gemetal auf einmal mittels wild stampfenden Midtempi zerrissen und ein völlig artfremdes Thema eingeläutet wird, indem Doppelfuss und düsteres Riffing einen unweigerlich die Mähne schütteln lassen, bis es dann wieder in den nächsten Groove hinübergeht. Ich könnte hier unzählige dieser Beispiele benennen, beginnend beim kongenialen Opener, der all diese Stilmittel einführend bereits zur Sprache bringt, bis zu trabenden Ungetümen wie "Relapse" ,welche dann auch wiederum die etwas älteren Metaler erreichen dürften.
Will man einige Darbietungen besonders hervorheben hat sich mir persönlich die Dreierkette ab "Let Them Fall" ins Kleinhirn gebrannt - über das O-Ton Gewaltwerk "Det Hellige Har Forlatt", bis hin zu "Phantom Hearts", als Hardcoresmasher aller erster Güte - da genau diese 3 Songs die breite musikalische Aufstellung der Band punktgenau charakterisieren, beginnend mit "Alles in Einem", zu klassisch, teils schon rockigem skandinavien Metal, hin zu schlichtweg rasendem Hardcore! Aber auch "Relapse", seines Zeichens Schwedentrash einer neuen Generation mit Anreicherungen aus Deathcore, 2Step und doomig, schweren Grooves oder natürlich auch "Destroyer Youth", die Kernaussage des Langspielers, welcher als musikalischer Mitschnitt allem vorangegangenem gehört werden kann, wissen beide mehr als nur zu überzeugen, denn hier zeigt sich eine "Youth" die keine Panik schiebt einen fast schon 1 zu 1 Mix aus Hardcore und trashig verspielten Metal zu feiern! Skandinavien "DeathTrash-HardcoreRock"! Ach und nicht zu vergessen den finalen Sprinter mit seinen herrlich schiefen Melodicsolos, "The Worst Is Yet To Come", ein vortrefflich passender Rausschmeisser, der sich nicht scheut mit verkrusteten Genrevorstellungen zu brechen!
Zwar lassen sich hier und da im kreativen Bereich noch ein paar Schwächen ausmachen oder fast schon zu deutliche Anleihen bei artverwandten Bands erkennen, vielleicht fehlt auch noch ein Quantum in Sachen originellem Songwriting, jedoch kann dies in der tatsächlichen Wahrnehmung auch von Typ zu Typ variieren, da jeder Song trotz alledem seinen ganz eigenen Charme vermittelt... und sollte dieser wirklich einmal nicht ganz zum Tragen kommen oder zumindest nicht im gewünschtem Maße, dann gibt es immer noch diesen Herrn Erlend Færevåg an der Klampfe, der da auch noch das ein oder andere Solo mitzureden hat!
Fazit: Wenn ich lesen muss das einige Kritiker OVERTHROW jegliches melodiöses oder kompositorisches Talent absprechen und Sänger Ole Gaard eine durchgängig langweilige Attitüde unterstellen wollen, muss ich doch den ein oder anderen Lügen strafen! Vielleicht ist hier sogar ein wenig Neid im Spiel, denn das was die fast noch pubertierenden Dunkeleuropäer hier leisten ist alles andere als ihrem Alter entsprechend... nämlich richtig gut! Vielleicht sollte sich der ein oder andere vom Bann alter skandinavischer Trashikonen lösen und seinen Horizont um neue Stilkombinationen erweitern, Kombinationen, die versuchen eine eigene Interpretation dessen abzuliefern, was früher unter klassischem, skandinavischem Metal gelaufen ist.
„Expect nothing less than your intestines ravaged and your inner ear slaughtered“! Das sagt so ziemlich alles über die Einstellung aus, die man hier als Hörer an den Tag zu legen hat und enttäuscht wird man nun wirklich nicht! Wenn das so weiter geht mit den Buben aus Stavanger muss sich KVELERTAK ernsthaft um seine Vorreiterrolle im Westen Norwegens Gedanken machen.. und nicht nur die! Skandinavien "DeathTrash-HardcoreRock' is comin"!
Punkte: 8/10
Disco
2012 – Adjust to Darkness
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