[Review] Smile and Burn – We Didn't Even Fight Yet

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mcflemmig
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[Review] Smile and Burn – We Didn't Even Fight Yet

Beitrag von mcflemmig »

Smile and Burn – We Didn't Even Fight Yet

VÖ: 17.08.2012
Label: Fond of Life Records

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Tracklist
01. Dark Days Bright Nights
02. You're Tied For The Lead
03. Leaving Harbours (Shelf-Life)
04. Long Night's Fiasco
05. Thank You Ben
06. Shut Down
07. Stadiums
08. Read The Fucking Lyrics
09. Missed Flights And Opportunities
10. White Knuckles
11. High-Five At A Mars Bar Party

Spielzeit: 37:34 min

Pop-Punk... Uhhh, nicht zu Unrecht läuft dem einen oder anderen da ein eiskalten Schauer über den Rücken. Zu selten erreichen vor allem hiesige Bands die Klasse ihrer Vorbilder aus Übersee und auch die glorreichen Zeiten der BEATSTEAKS und ähnlichen liegen schon viele viele Monde hinter uns. Doch was das Fivepiece SMILE AND BURN aus Berlin mit ihrem zweiten Full-Length-Album 'We didn't Even Fight Yet' hier anbietet, ist definitiv mal wieder mehr als nur der Rede wert. Wir sprechen hier von Hits, die sich sofort anmaßen als fieser Ohrwurm deinen Alltag in Bahn oder Supermarkt mitzugestalten und dich nicht selten in ortsfremde Sphären abschwelgen lassen... und dabei ist dieser deutschpunk-asimetal-Reviewer alles andere als ein Pop-Punker, doch wie heisst es so schön: Ehre wem Ehre gebührt !

Vielleicht beginne ich mich jetzt schon zu wiederholen, aber ein derart melodisches, gesangsorientiertes und doch kantiges PopPunk-Format habe ich aus europäischen Zirkeln wirklich lange nicht mehr so treffsicher vernommen. Selbst die Songs die einem eingefleischten In-die-Fresse-Punker dann doch ein wenig zu sentimental daherkommen sollten, werden urplötzlich mit unleugbar hirnmaternden Melodien und einfach zeitlosen Parts ausgestattet, dass einem schon mal die Kinnlade ins Fettnäpfchen fallen kann. Bereits beim erstmaligen Lauschen ertappe ich mich dabei einige Parts im andauernden Repeatmodus hören zu müssen, da ich, ab und zu auch enttäuscht vom bisher gebotenen, es einfach nicht fassen kann, wie geschickt man es schafft das Ruder wieder herumzureißen und aus der Kalten plötzlich Melodiegut schafft, welches sich sofort ins Gedächtnis brennt und lauthals schreit „nochmal!“ „nochmal!“ Verdammt, bin ich etwa ein PopPunker...!?

Nein! Denn nochmals, ich rede hier von offenkundigen Hits, ohne Wenn und Aber. Wer das nicht checkt checkt Mucke nicht, oder hat eine prinzipielle Abneigung gegen alles was nicht bedingungslos kracht. Vielleicht bereits der Opener 'Dark Days Bright Nights', jedoch spätestens 'Long Nights Fiasco', 'Thank You Ben' oder 'Read The Fucking Lyrics' haben durchaus das Zeug für diverse „Hall of Fames“ des MelodicPunk. Punk, äh Punkt! Vom furiosen Endspurt in 'High-Five At A Mars Bar Party' ganz zu schweigen.

Um eventuellen Missverständnissen vorzubeugen muss jedoch betont werden, dass eine gewisse emotionale Ader und Herangehensweise an das gesamte Grundkonzept Musik hier definitive Voraussetzung für eine gelungene Internalisierung des vorliegenden Materials ist ;) Ich kann absolut nicht behaupten mir gefallen alle Songs auf 'We Didn't Even Fight Yet', so heisst die Platte übrigens. Wenn ich nur an den Anfang von 'Leaving Harbours (Shelf-Life)', 'Stadiums' oder beispielsweise auch 'Shut Down' denke, wird mir ehrlich gesagt schlecht. Denn das ist genau der PopPunk vor dem man sich zu Recht in Acht nehmen sollte. Übertrieben emotional, banaler Sound und fröhlich swingende Drums...uuhh. Aber genau hier findet sich auch die Formel dafür, warum diese Scheibe in der Lage ist so ungemein zu fesseln. Denn wie aus heiterem Himmel ertönt plötzlich ein Part mit uneingeschränkten Hitpotential und zaubert seinem Hörer völlig beiläufig ein verschmitztes Grinsen aufs Gesicht! Jetzt sollte endgültig klar geworden sein welche Präferenzen sich SMILE AND BURN in Sachen Songwriting gesetzt haben und vor allem, dass jeder Song auf ein meist mehrstimmiges oder zumindest äußerst eingängiges Ende zusteuert.

Dabei habe ich wirklich versucht Schwachpunkte bedingungslos zu entlarven! Stets hab ich an fortdauernder Eingängigkeit gezweifelt und diese eher zur banalen Eintönigkeit zu versiegen gehofft, aber nach einem kurzen Durchhänger wird es gegen Ende sogar fast noch besser, wenn ich nur an den einfach wunderbaren Refrain von 'Missed Flights And Opportunities' denke. Oh man, bin ich wirklich ein PunkPopper?!

Nein, denn ab Mitte-Ende der Platte ist es doch vorbei mit übertriebener Zärtlichkeit!? Und hey, 'White Knuckles' hat sogar ein paar Zweiviertelparts am Start! Also sagen wir es so, ich werde definitiv nicht auf Konzert mit all den studierenden Möchtegernhartlinern um die Wette hotten, für die eine Gitarre allein schon ausreicht um die Band und sich selbst als den Inbegriff des Verruchten zu betrachten und die sich später wild im Pogo ihres alljährigen Konzert-Besuches winden (und noch Jahre später von dem unfassbaren Erlebnis und ihrer unendlichen Kühnheit schwärmen), aber aus sicherer Entfernung dem melodisch häufig perfektem Treiben lauschen.. warum nicht!?

Das war mit Nichten gegen die Jungs von SMILE AND BURN gerichtet, an denen ich beim besten Willen nicht viel auszusetzen habe, aber mal ehrlich, welche andere Zielgruppe sollte man hier schon erwarten!? Man muss eben kein großer Musikus sein, um PopPunk "hip" zu finden. Das ist die Bürde die Bands dieser Gangart nunmal zu tragen haben.

Fazit: Hätte man sich bei einigen Songs vielleicht ein wenig kräftiger präsentiert und nicht all zu sehr den Emobutton betätigt, ich würde fast eine uneingeschränkte Empfehlung für den melodischen Punksektor aussprechen. Aber so weit sind wir nun auch noch nicht. Jedoch kann ich problemfrei meine 5 Hits, und 5 sind mehr als ausreichend auf einer Scheibe, in meine Hitplaylist kopieren und bin vollends zufrieden. Und nicht nur musikalisch stark, auch was die Lyrics betrifft ist man äußerst ambitioniert unterwegs, was heutzutage nicht unter den Tisch fallen sollte!!

Ohne wirklich Punk zu sein, eher stets im hippen Midtempo unterwegs, wissen die Jungs aus der Hauptstadt vor allem mit ihren mehrstimmig anspruchsvollen Mitsingsparts zu beeindrucken und wandeln recht eindrucksvoll auf Spuren der alten BEATSTEAKS oder auch POLARBEARCLUB. Für Fans wirklich rasenden und trotzdem melodiösen Punk a la ATLAS LOSING GRIP oder BELVEDERE wird es hier sicherlich häufiger zu verträumt und zu poppig ablaufen, wer sich aber nicht wehrt gegen Einflüsse aus seichtem IndieRock, 70s Rock und Alternative, dieser wird bei SMILE AND BURN wohl voll auf seine Kosten kommen!

Also liebe PopPunkpopper: Der Pogo kommt hier vielleicht etwas zu kurz, dafür sollten eure Stimmbänder auf ein Maximum beansprucht werden! Wem das nicht zu "krass" ist, dann ab zu SMILE AND BURN!

Punkte: 7/10

Discographie
2010 - Flight Attempt Of The Kiwi
2011 - We Didn't Even Fight Yet
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