VÖ: 06/2012
Label: DIY
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Tracklist
01. Common Blueprint
02. Twines
03. Circuitry
04. Shiftworksleepdisorder
Spieldauer: 27:44 min
Vielleicht sind "YRA" neu im Konzert europäischem "Postmetal", doch das was sie uns auf ihrem Debüt "Individuals Club" darbieten, ist alles andere als in einem Lernprozess befindlich. Die vierköpfige Combo aus dem schönen Hamburg zelebriert vielmehr äußerst facettenreich die Kunst avantgardistischer Instrumentalmusik (ja, gänzlich ohne Gesang) und stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass ein Erstling auch durchaus auf eine langjährige Bandgeschichte verweisen könnte. Zwar werden dem gemeinen Hörer netto nur drei Full Length Songs und ein, naja, sagen wir Rausschmeißer präsentiert, jedoch sind diese Werke mit dermaßen viel musikalisch - interdisziplinären Input versehen, dass nie das Gefühl entflammt hier vielleicht unterfordert worden zu sein; und sowieso ist "Weniger" im Bereich "Hirnfasching-Postmusic" häufiger "Mehr", hier eindrucksvoll unter Beweis gestellt!
Nach einem kurzen Intro in "Common Blueprint" geht es dann auch schon los mit abwechselnd fiedelnden und groovenden Gitarren, umrahmt von meist schrägen Melodien in polyrhythmischen Drumgewändern. Im Mittelpunkt stehen rhythmisch wie instrumentell hypnotisch wirkende Beats, welche dann immer wieder mittels moshigen Elemente unterbrochen werden um den postmetalischen Trott stetig ein wenig aufzubrechen. Dies sorgt zudem noch für das notwendige Maß an Härte und struktureller Einheit, ehe man sich wieder in einem neuen, kompositorischen Experiment befindet.
Dies bedeutet keineswegs, dass man stets versucht ganz und gar ohne wiedererkennenden Charakter nur pure Verwirrung zu stiften. Die meisten Beats und Melodien halten angenehm eingängig das Gleichgewicht zwischen kreativer Metalei und dem Spiel mit Elektronik, Innovation und Schickung. Mal etwas ruhiger, gar schwelgend atmosphärisch gehalten, werden dann im Midtempo wieder "TOOL"sche" Elemente mit hallenden, zerrenden oder einfach nur schrägen Gitarrenmelodien verknüpft, welche aber durchaus ein angenehmes Klangbild unter fetten Rhythmuswänden erzeugen können, exemplarisch in "Twines" unter Beweis gestellt. In "Circuitry" platzieren sich neben dicken Bassläufen und besagten, arhythmischen Drumings dann sogar noch ein paar Doppelfussgeschichten und stellen somit nochmals die raue Seite der Band in den Mittelpunkt, natürlich nicht ohne etliche Male die Seiten zu wechseln und das Thema mittels völlig artfremden und technisch hoch anspruchsvollen Einwürfen zu variieren, nur um kurz darauf wieder umso härter in das Geschehen einzutauchen.
Und auch wenn "Shiftworksleepdisorder" sich in letzter Einsicht nicht viel mehr anmaßt als ein rauschend, dahinschwelgendes Outro zu sein, so knallen seine letzten 20s um ein Vielfaches mehr als so manch anderer Langspieler in einer ganzen Stunde!
Jeder der drei Songs weiß somit auf seine ganz eigene Art die Gehör- und Sinneskanäle seiner Rezipienten anzuregen und der Umstand all dies ohne die Verarbeitung diverser Botschaften oder wildem Gegrunze zu erleben, macht es umso intensiver. So haben die Jungs aus Hamburg ein wirklich gutes und kurzweiliges Debüt geschaffen und man kann sich durchaus zu der Prognose hinreißen lassen, in den nächsten Monaten und Jahren noch einiges von "YRA" geboten zu bekommen. Kreativ - inspirative Qualität, ja, so etwas kann sich über die Jahre durchaus schon mal durchsetzen...
Punkte: 8/10
Disco
2012 - Individuals Club
http://www.yraband.de/