VÖ: 16.05.2012
Label: D.I.Y.
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Tracklist:
01. Fears and forces
02. Thanksgiving
03. Hype oh! crisis
04. Regretting smile
05. Low frequency oscillator
06. It's not your fault
Spieldauer: 22:01 min
Ich weiß nicht genau, an was es liegt... den grünen Wäldern, besonderem Trinkwasser oder der fruchtbaren Grundlage an Bands wie HEAVEN SHALL BURN und Konsorten. Fakt ist, dass Thüringen nach wie vor einen überdurchschnittlich hochqualitativen Output an jungen Bands der härteren Gangart herausbringt. LIGHTS FINDING OUREA sind eine davon und auch wenn sich die Bandgeschichte auf dem Papier recht kurz liest, so sollte ich hier im Vorfeld noch einige Worte verlieren. Vor einigen Jahren lag mir die EP einer Band namens LOLAPALOOSA zum Review vor, die ich damals ziemlich abgefeiert habe, weil man den Mut hatte, unkonventionelle Wege zu gehen. Nachdem LOLAPALOOSA aber nicht mehr so ganz der musikalischen Ausrichtung entsprach, kam Relaunch oder ähnliches nicht in Betracht, sondern die sechs Musiker wanderten einfach in das neue LIGHTS FINDING OUREA getaufte Projekt über.
Unter dem Banner des PostDubCore liegt jetzt die Debüt-EP "LFO" vor mir und gleich zum Entwarnen: auch wenn hier Dubstep und Core drinsteckt, so ist darunter keinesfalls geistloser Atzencore wie ESKIMO CALLBOY zu verstehen. Als die EP mit "Fears and forces" beginnt fällt sogleich auf, dass man schon eine ganze Ecke härter geworden ist. Der ziemlich ordentlich produzierte Sound tut da sein übriges und ein erstes Kopfnicken setzt ein. Im Mittelteil wird man dann eher rhythmisch und Sprechgesang füllt die Zeit bis zum nächsten Breakdown. Die unterlegt man ganz ENTER SHIKARI-Style mit Wobble-Basslinien und im Gegenzug zu den Synthesizereinsätzen bei Outfits wie WINDS OF PLAGUE oder BLEEDING THROUGH beschränkt man sich nicht auf einfaches Layern, sondern geht gerne bewusst sperrig und retro an die Sache ran. Und nachdem im hinteren Drittel Syntheszierin Sophie ebenfalls wieder das Saxophon rausholt bin ich sowieso begeistert. Ich meine: EIN SAXOPHON!!! Damit kannst du nur gewinnen!
Der zweite Track "Thanksgiving" geht dann eher gemäßigtere und progressivere Wege, der Cleangesang-Anteil liegt eine ganze Ecke höher und die Stimme von Frontmann Dimitri wird sicherlich nicht jedermanns Fall sein, Wiedererkennungswert bietet die aber zuhauf. Die vormals ruhigere Gangart des Songs hindert den Sechser aus Jena aber nicht daran, einem kurz darauf einen äußerst prallen Dubstep-Breakdown über den Pelz zu ziehen. Chapeau! Darauffolgend wird der Song zunehmend härter und weiß auf ganzer Linie zu begeistern.
Mit "Hype oh! crisis" wagt man sich noch tiefer in vielschichtigere Songstrukturen. Während der Anfang fast an LA DISPUTE und andere The Wave-Kollegen erinnert, bietet man in dreieinhalb Minuten wieder einen Genreabstecher nach dem anderen: catchy Refrains, Dubstep und abermals grandios gechillte Saxophon-Passagen.
Erwähnenswert unbedingt noch das Instrumental an Position fünf, das gleichzeitig auch Titeltrack der EP ist. Und hier spiele ich jetzt mal Captain Obvious und lasse mich zu einer waghalsigen These hinreißen: "LFO" ist gleichzeitig Abkürzung für den Bandnamen, als auch für den tieffrequenten Oszillator, der essentieller Teil des Produzierens von Dubstep-Basslinien ist. Ein schöner Gedanke und in der Tat ist die Synthesizer-Sektion die, die LIGHTS FINDING OUREAs Sound unheimlich bereichert. Nicht dass wir uns falsch verstehen: auch die restlichen Instrumental-Komponenten können absolut überzeugen, aber wie schon beim aktuellen ENTER SHIKARI-Release "A Flash Flood Of Colour" (was ich nach wie vor abgöttisch verehre) sind es gerade die Retro-Klänge des LFOs, die die EP zu etwas ganz Besonderem werden lassen. Das Instrumental ist als ausschließlicher Drum'n'Bass-Track angelegt und reißt mich immens vom Hocker: Coole Basslines, rhythmisch und durchaus mit Producern wie ARKASIA oder THE WIDDLER auf annähernder Augenhöhe.
Der letzte Track ist ein Erbstück der LOLAPALOOSA-Ära, war er in einer abgewandelten Form schon auf deren Album "Janusis" zu hören. Im direkten Vergleich wird aber klar, wie enorm sich die zwei Mädels und vier Jungs weiterentwickelt haben.
Warum ist "LFO" nun super? Weil man auf alle Konventionen scheißt und seinen Style durchzieht. Weil man schon jetzt einen enorm wiedererkennungswertschwangeren Sound kreiert hat. Weil hier ein Kollektiv am Werk ist, was unheimlich Potential bereithält und sich Inhalt und Musik in nichts nachstehen. Reinhören! Über den Tellerrand schauen! Und feiert die Jungs und Mädels mal bitte 'ne Runde ab!
Punkte: 9/10
Disko:
2012 - LFO EP
Links:
http://www.facebook.com/LightsFindingOurea