VÖ: 30.03.2012
Label: I Scream Records - www.iscreamrecords.com
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Tracklist:
01. Defend protect
02. Black out the sky
03. Travelling
04. Peace to my family
05. My friend
06. Can't bring me down
07. The missing links
08. Snakes
09. Ghost of buddy
10. Top of the world
11. In case you fogot
12. I never sleep
13. Annunaki genetics
Spieldauer: 45:39
Missing Link - das ist evolutionsbiologisch ein Übergang zwischen zwei Lebensformen, der noch nicht durch paläontologische Funde nachgewiesen wurde. Was kann der geneigten Freund des punkig angehauchten Hardcores also erwarten, wenn der mittlerweile fünfte Studio-Longplayer des Fünfers aus Pennsylvania den Titel "The Missing Links" trägt? Etwa ein Album, welches das Bindeglied zu einer neuen Evolutionsstufe des Sounds der Band bildet?
Das muss wegen mir nicht unbedingt sein, schließlich sind Wisdom In Chains mit ihrer Mischung aus straighten Punkgrooves, zahlreichen Mitgröhlpassagen und schmissigem Songwriting (jaja, das Wort "schmissig" sollte man viel öfter bringen) bisher immer sehr gut gefahren. Und der Auftakt von "The Missing Links" erscheint dann auch nicht sonderlich überraschend: nach einem kurzen (augenzwinkernden) Zitat des "The Star-Spangled Banner" setzt der typische Blastbeat ein und "Defend protect" treibt die dreieinhalb Minuten Spielzeit entlang. Sauer stößt mir dabei nur der Sound auf, der gerade im Bereich der Gitarren sehr künstlich und gepresst klingt. Das konnte der Vorgänger "Everything You Know" besser, auch wenn der ebenfalls nicht zu den tontechnischen Glanzleistungen gehörte. Noch stärker fallen mir diese Missstände beim anschließenden "Black out the sky" auf, wo die Gitarren noch fieser durch die Gegend sägen.
Textlich dreht sich "The Missing Links" wieder um altbekannte Wisdom In Chains - Tugenden: Familie, Freundschaft, Zusammenhalt und man merkt, welche Identität und Credibility hinter dem Gesungenen steht. Da ist es egal, ob ein Chor mal alles andere als gerade und auf den Punkt gebracht wurde (ausgefeilte Überproduktion war ja noch nie ein Merkmal von WIC): hier steckt einfach ein Betonmischer voller Herzblut drin.
Die Songs auf "The Missing Links" ziehen dann energiereich, wenn auch nach klassischem Schema an einem vorbei und ich komme schon auf den Gedanken, dass der Albumtitel wirklich nicht sinnbildlich für den zu hörenden Content ist. Doch unvermittelt gehen die letzten vier Songs der Platte in eine völlig andere Richtung: äußert sich "Top of the world" als Rap-Nummer mit dezent an Pink Floyd erinnernden Gitarren-Samples und einer dicken Portion Flow und füllt die vier Minuten Laufzeit mit wirklich genialem Songwriting setzt der Rausschmeißer "Annunaki genetics" dann noch einen drauf: irgendwo zwischen Metallica-Intro, asiatisch angehauchten Interludes und fetten Wooohohohooo-Chören ist das wirklich etwas, was so komplett anders als das ist als das, was man bisher von Wisdom In Chains kannte. Sicherlich ein gewisses Risiko, wenn man sich das restliche Portfolio dieser Band anschaut, aber sicherlich ein in gewissem Maße berechnetes. Denn das Songwriting stimmt trotz der enorm zurück geschraubten Vocal-Dichte, die den Song zum Quasi-Instrumental werden lässt.
Und spätestens dieser Song hat das Album zu einem echten Highlight gemacht: Nach wie vor bleibt der Fokus bei straighten Songs in der Schnittmenge zwischen Punk und Hardcore. Aber der Mut zum Experimentieren war da, nicht nur bei "Annunaki genetics" und so besteht für jeden alten Anhänger als auch solche, die "einfach mal 'ne jute, ehrliche Hardcore-Scheibe" hören wollen, ein dringender Ancheck-Zwang!
Punkte: 8/10
Disko:
2012 - The Missing Links
2009 - Everything You Know
2007 - Class War
2005 - Die Young
2003 - Wisdom In Chains
Links:
http://www.facebook.com/pages/Wisdom-In ... 5818349960