VÖ: 04.04.2012
Label: Throatruiner Records & I For Us Records

Tracklist
01. Darkness
02. The Call
03. Sharp Teeth And Knives
04. Sailor's Grave
05. Candles
06. Black Eyed
07. Heart Beats
08. Raising Kingdom
Laufzeit: 20:00 min
Man kommt nicht umhin, das Cover der ersten EP der crust-angehauchten Hardcore-Band Elizabeth gleich dreimal zu betrachten. Eine Frau auf dem Cover, und dann auch noch oberkörperfrei. All das wird dazu noch ausstaffiert mit einem Kopftuch, einem automatischem Gewehr und einem ausgebrannten Autowrack. Irgendwo, wo es mächtig heiß ist, wo die Pflanzen mehr verdorren als leben. Und dann noch der Bandname, der die Frage aufwirft: Ist das eben jene Elizabeth? Oder steht sie exemplarisch für eine (neue oder alte) Form der (gewalttätigen) Emanzipation? Man kann sich sicherlich darüber streiten, was die aktuell stark durch die Decke gehenden Schweizer mit dem kleinen Kunstwerk, geschossen vom großartigen französischen Fotographen Mark Maggiori, ausdrücken bzw. wem sie damit ansprechen wollen – es entspricht ja sicherlich auch einigen männlichen Fantasien, und Hardcore ist leider auch im Jahre 2012 immer noch ein fast allein von Männern geprägtes Genre. Feststellen lässt sich jedoch schnell, dass das Cover mit seinen visuellen Mitteln sehr passend den Sound der Platte widerspiegelt, welcher – dramatisch ausgedrückt – irgendwo zwischen dem mit Stolz gefülltem Bewusstsein seiner bzw. ihrer selbst und dem (nackten) Überlebenskampf anzusiedeln ist.
So klingen die verzweifelten Schreie auf „The Call“ etwa wie die letzte Rufe einer qualvoll sterbenden Person, die eigentlich schon gar nicht mehr lebt, sondern nur noch leidet. Dazu gibt es den ständigen Wechsel zwischen leisen, melodischen Passagen und heftig ausschlagenden Nackenbrechern sowie kleine Details am Schlagzeug, so dass der zweite Song der Platte ganz schnell einer der ganz Großen wird. Kurz darauf wird auf „Candles“ ohne Kompromiss der fünfte Gang eingelegt und der Track dermaßen durchgeprügelt, jedoch auch mit schicken Breaks und rasierklingenscharfen Riffs versehen, dass es eine wahre Freude ist. Völlig selbstzerstörerisch wird zudem das weitere Liedgut wiedergegeben: egal ob der Frontmann, der wirklich alles aus seiner Lunge rausbläst, der Schlagzeuger, welcher wie im Rausch, aber dennoch voller Sicherheit und Virtuosität grandios die Tracks durchzockt, oder aber der mal frivol frickelnde, mal Wände erschaffende Gitarrist – die Truppe besitzt ein faszinierendes Zusammenspiel, was großartig gesetzte Breaks, toll inszenierte Übergänge und eine Vielzahl von schicken Finessen zur Folge hat. Die 20 Minuten vergehen wie im Flug und sind gefüllt mit einem abwechslungsreichen Sound, der nicht allein – im Sinne der aktuell viel zu gefeierten Death´n´Roll-Sparte – den Hammer kreisen lässt, sondern auch das Gefühl für verquere, gar bizarre Momente und die weirdness in unser Welt hat.
Erinnert wird man ab und an an großartige Bands wie Converge oder Grace.Will.Fall, aber auch an aktuelle Größen wie Rise & Fall oder Nails. Elizabeth schaffen es jedoch ganz vortrefflich, ihre ganz eigene Stimmung – gepaart mit dem dazu passenden Soundbild – zu erzeugen und sich so einigermaßen aus der Masse hervorzuheben. Die Produktion ist dabei rough, drückend und trocken, aber hat auch das Auge für die Details behalten und stellt vor allen Dingen das Können des Drummers sehr gut heraus. Zusammen mit dem schicken Artwork und den an sich recht hoffnungslos gestalteten Lyrics, die es in wirklich beeindruckender Art und Weise schaffen, zwischen ehrlichem Pathos, begründeter Wut und Kopf-hoch-Attitüde umherzuspringen, ergibt sich so das Bild einer überaus interessanten Hardcore-Band, wie es sie wirklich sehr selten gibt. Man wird sehen, wie „Where Vultures Land“ einschlägt, aber jeder Interessierte kann sich über die Bandcamp-Seite der Schweizer das Werk kostenlos herunterladen, die EP natürlich aber auch als Vinyl ordern.
Und dies kann ohne Einschränkungen jedem empfohlen werden, der auf ehrlichen sowie ehrlich klingenden Hardcore mit einer Breitseite Crust, aber auch Punk steht und wissen will, wie man dies wirklich abwechslungsreich miteinander verbindet. Klar, wie das auf Albumlänge aussieht, ist eine andere Frage, aber „Where Vultures Land“ ist ein absolut heißes und energiegeladenes Eisen und somit schon beinahe ein must have im Hardcore-Frühjahr 2012. Großartige EP!
Punkte: 09/10
Discographie
2012 - Where Vultures Land EP
2010 - Demo
http://www.ezbth.com/