VÖ: 16.11.2011
Label: Panic & Action Records - www.panicandaction.com
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Tracklist:
01. Legends
02. Roots
03. Heart
04. Dead Hands
05. These Walls pt.I
06. Never
07. Feed
08. A Diamond Amongst Stones
09. These Walls pt.II
10. Set your Mind
Spieldauer: 33:32 min
Wie viele Deathcore-Platten haben dieses Jahr allein schon wieder den Weg an die Öffentlichkeit gefunden? Okay, das ist nicht verwunderlich, schließlich erfährt man hier ja die gleiche Entwicklung wie in den frühen 2000er Jahren mit dem großen Bruder Metalcore. Aber Hypes sind eben Hypes, das mag gefallen oder nicht, Tatsache ist aber, dass man sich qualitativ in der letzten Zeit im Großen und Ganzen nicht beschweren kann. Unter der Maßgabe schwebt also auch im scheidenden Jahr 2011 wieder einmal eine Deathcore-Platte auf meinen Tisch, "Hardships" betitelt und aus den Händen der Schweden Walking With Strangers. Diese gibt es seit eben der Metalcore-Blütezeit anfang 2000 und ob der Bandname seinen Ursprung in dem Album von The Birthday Massacre hat, dazu kann ich keine Aussage machen - man hofft es nicht. Gemessen an der langen Existenzphase ist aber recht wenig aus Trollhättan nach außen gedrungen, bis 2009 bei Panic&Action-Records unterschrieben wurde und die EP "Buried, Dead & Gone" das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Diese ist auf der Deluxe-Digipack-Edition von "Hardships" nebenbei auch mit enthalten, was die Platte rein äußerlich schon mal zu einem äußerst gelungenen Package macht.
Aber was steckt musikalisch drin? Ginge man hier in pseudo-individuelle Underground-Clubs würde man wohl die Antwort bekommen: "Buah, immer der selbe Mist, Breakdown und geglättete Haare und was weiß ich. Viel zu viel Kommerz!" Gut, das mag zu einem gewissen Teil stimmen, denn wo Deathcore in der Facebook-Genrebeschreibung steht, wird wohl auch der ein oder andere Breakdown drin sein. Was man bei Walking With Strangers aber schon mit dem Opener "Legends" bemerkt: es tat wirklich gut, eine so große Zeitspanne bis zum ersten Full-Length-Album verstreichen zu lassen. Die Songstrukturen wirken ausgefeilt und die Musik an sich richtig tight. Gut, in Zeiten von Protools ist das sicherlich auch eine Technikfrage und es bleibt abzuwarten, wie das on stage umgesetzt wird. Die Jungs wissen aber hundertprozentig, was sie hier tun. So kippt der Song immer wieder von melodischen, fast Postcore-artigen Fragmenten in recht massive Breakdowns, die aber die positive Eigenschaft haben, dass sie das Tempo des Songs nicht ganz so sehr in zweistellige BpM-Zahlen absinken lassen, wie das bei vielen anderen Genrekollegen der Fall ist.
Beim darauffolgenden "Roots" merkt man deutlich die Einflüsse von Bands wie Parkway Drive auf den Sound der Schweden, denn gerade die Melodien versprühen schon an der ein oder anderen Stelle diesen gewissen Charme. Das hält sich aber auch wiederum gut in Grenzen, weshalb von bloßer Kopie nicht zu sprechen ist.
So treiben die Songs "Hardships" richtig gut voran, es gibt vornehmlich im Uptempo angesiedeltes Riffing, was kaum Hänger aufweist und im Großen und Ganzen richtig zu überzeugen weiß. Highlights der ersten Hälfte der zehn Songs umfassenden Scheibe sind ganz klar Titel vier und fünf. "Dead hands" vor allem wegen einem genialen Interlude, was in seiner Machart aus Piano und Streichern jetzt nichts Außergewöhnliches darstellt, mit Scratching-Effekten aber so verfeinert und gegenrhythmisch verschoben wird, dass es einfach gut daher kommt und dann einen perfekten Übergang in die Neuaufnahme des Songs findet. Darauf folgt mit "These walls pt.1" ein vollständig elektronisches Interlude - gut produziert, schöne Melodie- und Harmonieverläufe und die optimale Verschnaufpause zur Hälfte von "Hardships" - großes Kompliment.
Der Rest des Albums nimmt dann unvermittelt wieder Fahrt auf und treibt dann mit den gleichen Rezepten wie die erste Hälfte dem Ende entgegen. Highlight für mich hier definitiv "A diamond among stones".
Was soll man also sagen: Wenn die Qualität der Veröffentlichungen auch weiterhin auf solch einem Niveau bleiben würde, könnte der Deathcore-Hype ruhig noch eine Weile andauern. Gut, man muss auch ehrlicherweise sagen, dass sich Walking With Strangers anno 2000-Blumenkohl sicherlich nicht unter der Prämisse gegründet haben, 2011 - wenn's dann mal richtig im Trend ist - Deathcore zu machen. Das wäre erstens Quatsch und zweitens sind die Einflüsse dafür einfach zu vielfältig, denn von bereits genannten Parkway Drive, über August Burns Red bis hin zu Carnifex ist wohl alles dabei. Und das äußere Erscheinungsbild der Platte hat auch hier keine falschen Hoffnungen geweckt: "Hardships" ist alles in allem ein richtig hochwertiges Album geworden, was für Fans des Genres wenigstens ein Reinhören bedeutet.
P.S.: Zur EP, die auf im Digipack mit enthalten ist, werde ich noch kurz ein paar Worte verlieren: Wem "Hardships" zusagt, dem wird auch das hier zusagen: Insgesamt spielt dort nur ein undifferenzierter Sound in die Wertung, die Songs sind allesamt ebenfalls stark und vielleicht noch etwas stärker im Hardcore angesiedelt, als das Material auf "Hardships".
P.S.S.: Redaktionell hochwertig, wie ich immer recherchiere, stimmt wie ich gerade sehe meine oben genannte Behauptung nicht, dass Deathcore bei Facebook als Genre-Beschreibung steht: dort heißt es "Metal/Hardcore/Progressive" - betrachtet das aber ruhig als äquivalent.
Punkte: 8/10
Disko:
2011 - Hardships
2009 - Buried, Dead & Gone EP
Links:
http://www.facebook.com/wwsmetal